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Zum Geburtstag ein Heiligabendessen: Pariser Zwiebelsuppe von der Roscoffzwiebel (vegetarisch)

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Meine leider schon verstorbenen Schwestern Inge und Gisela waren beide Musiklehrerinnen. Zu Weihnachten bekamen sie von den Müttern ihrer Schüler und Schülerinnen häufig kleine Aufmerksamkeiten geschenkt, selbst gebackene Plätzchen, selbst gebastelten Baumschmuck und allerlei anderen Krimskrams. Das summierte sich, zumal sie zu zweit waren, auf eine ganz schöne Menge, deren Bescherung auf unseren Familienweihnachtsfesten immer ein großes Hallo hervorrief. Irgendwann waren sie es dann leid, die Säcke mit den Geschenken zu meinen Eltern zu schleppen und luden uns ein, den Heiligabend bei ihnen zu feiern. Als Spezialität gab es da dann eine mit Käse überbackene Zwiebelsuppe, ein traditionelles Bistro-Gericht, das damals in den 1970-er Jahren besonders schwer in Mode war. Warum ausgerechnet Gisela, die man eigentlich mit Zwiebeln jagen konnte, davon so begeistert war, erschloss uns nicht so ganz, aber das Süppchen schmeckte uns allen sehr gut.

Die bretonischen Roscoff-Zwiebeln...

...werden mit Butter und Weißwein....

... im Ofen weich gedünstet.

Vor über zwölf Jahren, noch in der Vor-Blogger-Zeit, stieß ich auf der Suche nach einem Rezept für einen einschlägigen Kochkurs in dem Kochbuch „Die Bistro-Küche“ von Patricia Wells auf ein Zwiebelsuppenrezept aus der legendären Pariser Brasserie „Au Pied de Cochon“. Als mir jetzt wieder einmal die alten Suppentassen meiner Schwester, die seinerzeit extra angeschafft wurden, in die Hände fielen, kam mir die Idee, endlich so ein Süppchen auch als Solitär-Rezept im Blog zu bringen. Möglicherweise wäre es trendiger gewesen, eine japanische Misosuppe zu machen, aber ein wenig Nostalgie tat an meinem heutigen Geburtstag in der coronagedämpften, jetzt langsam beginnenden Vorweihnachtszeit sehr gut. Allerdings veränderte ich das Rezept ein wenig. Statt der empfohlenen Hühnerbrühe kochte ich eine vegetarische Gemüsebrühe, und für die Einlage dünstete statt normalen weißen Gemüsezwiebeln rosafarbene Roscoffzwiebeln vorlagengerecht in Muscadet-Wein und Butter. Roscoffzwiebeln sind eine Spezialität aus der Bretagne und zeichnen sich durch einen süßen, milden Geschmack aus. So wurde das Ergebnis dann ziemlich schmackhaft und stimmig.


Rezept: Pariser Zwiebelsuppe von der Roscoffzwiebel

Ergibt 6 Tassen

Für die Brühe:
1 Bund Suppengrün mit Möhren, Knollensellerie, Lauch und Blumenkohl
1 kleine Petersilienwurzel
5 Champignons
4 Schlotten oder 2 Zwiebeln
1-2 Knoblauchzehen
1 Bund Petersilie
ein paar Thymianzweige
1 Tl Pfefferkörner
2 Nelken
2 Lorbeerblätter
Rapsöl
1 ½ l Wasser
1 Schuss Sojasauce
Pfeffer, Salz

Gemüse putzen und in grobe Würfel schneiden. Rapsöl in einem großen Topfe erhitzen und die Gemüsewürfel darin anschwitzen, bis leicht gebräunt sind. Mit 1 ½ l kochendem Wasser aufgießen, Kräuter und Gewürze dazugeben und 1 Stunde köcheln lassen. Wenn die Brühe fertig ist, nicht zu salzig mit Sojasauce, Pfeffer und Salz abschmecken.

Für Einlage und Finish:
500 g Roscoffzwiebeln
½ l trockner Weißwein (Muscadet oder Macon Villages)
2 El Butter
6 Scheiben Zwiebelbaguette
150 g frisch geriebenen Gruyère

Den Backofen auf 220 Grad vorheizen. Roscoffzwiebeln mit dem Gemüsehobel in dünne Streifen schneiden. Zwiebelstreifen, Wein und Butter auf ein Backblech geben, nicht abdecken und 45 Minuten schmoren lassen, bis die Zwiebeln sehr weich sind und fast die ganze Flüssigkeit aufgenommen haben. Die Temperatur auf Grillstufe schalten.
Gegarte Zwiebeln gleichmäßig auf 6 Suppentassen verteilen, etwas von den weich gekochten Gemüsen dazugeben und die köchelnde Brühe darüber gießen. Je eine Scheibe Brot darauf legen und den geriebenen Käse darüber streuen. Die Suppentassen 2 – 3 Minuten unter den Grill stellen, bis der Käse geschmolzen und leicht gebräunt ist. Sofort servieren.


Neu in Dortmund-Huckarde: Kerstins. Nordisch-Westfälisch in der Alten Mühle

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In westfälisch-...
 
...skandinavischem Ambiente...

...präsentiert Kerstin Scheufe-Hanken ihr Kreationen.

Kennt Ihr auch diese verpassten Gelegenheiten? Schon immer wollte ich dieses wundersame Restaurant in Wetter-Wengern besuchen, das als Bestandteil des mit westfälischem Schiefer vertäfelten Hotels mit dem programmatischen Namen „Henriette Davidis“ ausgerechnet skandinavische Küche im Angebot hatte. Schließlich hatte Henriette sich Davidis mit ihrem „Praktischen Kochbuch“ Anfang des 19. Jahrhunderts immerhin um die deutsche Küche so verdient gemacht wie weiland Martin Luther mit seiner Bibelübersetzung um die deutsche Sprache. So ganz hatte Kerstin Scheufe-Hanken bei der Küchenausrichtung ihres „svenska restaurang“ diese Ahnherrin der deutschen Küche allerdings nicht aus den Augen gelassen, aber gemäß ihrer eigenen Passion für den hohen Norden Europas eine eigene westfälisch-skandinavische Fusionsküche kreiert. Doch den Weg in diese kulinarische Region schaffte ich nie.

Umso erfreuter war ich, als mich Kollegin Silke von der Facebookseite „Mein (kulinarisches) Dortmund“ auf die Eröffnungsparty des neuen „Kerstins“ in Dortmund-Huckarde aufmerksam machte. In diesen Dortmunder Vorort, genauer gesagt in das historische Gebäude der „Alten Mühle“, das bis vor einiger Zeit das englische Restaurant „Marples“ beherbergte, ist Kerstin Scheufe-Hanken mit ihrem Restaurant umgezogen. Bei der Renovierung der hyggelig-verwinkelten Räumlichkeiten hat sie die Zweigleisigkeit ihrer Küche deutlich herausgearbeitet. Der durch schweres Fachwerk-Gebälk gestützte größere Raum repräsentiert mit alten Mahlwerksgerätschaften die westfälische Tradition, während ein kleinerer Raum im coolen und dennoch gemütlichen skandinavischen Stil eingerichtet ist. Außerdem gehört ein schöner Biergarten zum Haus.

Im Rahmen der Eröffnungsparty gab es für einige illustre Pressevertreter einen kleinen, aber feinen Einblick in den Küchenstil, und tatsächlich muss ich feststellen, dass ich Dinge zu essen bekam, die ich voher noch nie gegessen hatte: Lapplandelch-Schinken und Rentier-Filet. Beide Spezialitäten haben eine ganz besondere Qualität und können mühelos neben ähnlichen Produkten von anderen Tierarten bestehen. Besonders, wenn sie so handwerklich tadellos und fantasievoll wie von Kerstin zubereitet worden sind. Der besonders Witz war, das die nordische Exotik jeweils mit der Bodenständigkeit westfälischer Gerichte kontrastiert oder kombiniert wurde.

Kerstins Eröffnungs-Menü
Nordisch-Westfälisch
21.11.202

VORWEG
Glögg
Alkoholfreier Schwedenpunsch mit Mandeln im Garten

NORDISCH
Rote-Bete-geräucherter Atlantiklachs │ geräucherter Schinken vom Lapplandelch │ Rote Bete │ Zwiebeln │ Honig│ Senf
Der farbenfrohe Lachs und der kernige Elchschinken trafen sich in würzigen Rauch-Aromen

WESTFÄLISCH
Birne │ Bohne │ Speck
Schwerter Senf │ Rahm │grober Pfeffer
Eintopf trifft Traditionssüppchen. Eine klasse Kombination.


NORDISCH & WESTFÄLISCH
Rückenfilet vom Schwedisch-Lappland-Ren│ Braunkohl │ bunte Karotten
Himmel und Äd │ Schmorapfel │ Kartoffelstampf
Das Rentierfleisch hatte ein fantastische Qualität, die westfälische Blutwurst nicht minder.

NORDISCH
Spitze vom Kladdkaka(schwedischer Schokokuchen) │ Beerenmus │ frische Beeren │ Weiße Mousse au Chocolat


IM GLAS
Mikkele Drink the Sun
Dänisches Bier
Mit Fantasie erkennt man ein Bikinmädchen auf der Dose.


Kerstins. NORDISCH-WESTFÄLISCH in der Alten Mühle. Roßbachstr. 34, 44369 Dortmund-Huckarde. Tel. 01577/1330603. Mo & Do-Sa 18-22 Uhr (Küche bis 21 Uhr). So 10:30-20:30 Uhr (Küche 12 bis 18:30 Uhr) Di & Mi Ruhetag . www. nordisch-westfaelisch-essen.de

Der Genießer bedankt sich für die Presseeinladung.

Der konzentrierte Sommer zum 2. Advent: Blätterteigtarte alla puttanesca mit bretonischen Buttersardinen und Salzzitronen

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Beim Surfen durch die Rezepte in meinem Blog „Genussbereit“ stieß ich neulich auf die Pissaladière, jenen südfranzösischen Zwiebelkuchen, den ich schon einmal im Sommer vor fünf Jahren gepostet hatte (klick hier), und ich dachte, dieses konzentrierte Stück Sommer könnte doch alle Sehnsüchte am frühwinterlichen 2, Advent mit einem Schlag stillen. Diesmal griff ich allerdings beim Belag auf meine bewährte Zubereitung für Pasta alla puttanesca zurück (klick hier), die ich noch etwas erweiterte. Schließlich hatte ich dafür einige exklusive Zutaten im Haus.


Mein Faible für Sardinen in Dosen habe ich schon oft dokumentiert (z.B. hier). Im Frühjahr dieses Jahres wollte ich damit sogar einen Kochkurs bestreiten, aber der musste wegen Corona leider ausfallen. Als das entschieden wurde, hatte ich mich allerdings schon mit einem kleinen Vorrat an Jahrgangssardinen in Öl und den speziellen bretonischen Sardinen in Butter eingedeckt, und so konnte ich jetzt aus dem Vollen schöpfen. Diesmal nahm ich eine Dose Sardinen in Butter mit Knoblauch und Petersilie eines Produzenten aus Concarneau, wo bekanntlich der bretonische Kommissar Dupin seinen Sitz hat, um meine Tarte damit zu belegen. Ergänzt wurden sie, neben anderen Zutaten (siehe Rezept unten), mit den wunderbaren Kapern aus dem Slow-Food-Presidio auf der äolischen Insel Salina und den Salzzitronen des Düsseldorfer Künstlers Arpad Dobriban aus der marokkanischen Sorte Beldi. Oliven, Tomaten und Orangenabrieb rundeten das Ganze ab.


Sardinen in Butter aus der Bretagne, Salzzitronen der marokkanischen Sorte Beldi, Kapern von den Äolischen Inseln

Wenn ich einen pizzafähigen Backofen oder Grill hätte, hätte ich wahrscheinlich für die Basis einen schönen Hefeteig angesetzt, den ich mindestens ein Tag lang hätte gehen lassen. Aber hätte, hätte, Fahrradkette: So griff ich auf einen handelsüblichen TK-Blätterteig aus Dinkel in Bio-Qualität zurück, den ich besser als die gängigen Fertig-Pizzateige finde. Den Genuss perfekt machte dann ein Gläschen Salice Salentino, ein Rotwein aus dem süditalienischen Apulien (klick hier). Besser ging’s nicht.


Rezept: Blätterteigtarte alla puttanesca mit bretonischen Buttersardinen und Salzzitronen

Ergibt 1 Tarte 23 cm Durchmesser

3 quadratische Blätter (13 cm) TK Blättersteig
etwas Butter
1 EL Semmelbrösel
3 EL passierte Tomaten
5 Cocktailtomaten
5 schwarze Oliven, in Scheiben geschnitten
1 EL Kapern in Salz, gewässert
1 EL Sultaninen, eingeweicht
3 2 cm große Stücke Salzzitronen
1 Zehe Knoblauch in Scheiben geschnitten
1 Dose (115 g) bretonische Sardinen in Butter
etwas Semmelbrösel
1 EL Pinienkerne, geröstet
etwas Orangenschalenabrieb
Pfeffer
Petersilie

Ofen auf 200 Grad vorheizen.
TK Blätterteig-Blätter auftauen lassen.
Geschlossene Dose Buttersardinen in heießem Wasser erhitzen, beis die Butter in der Dose flüssig ist. Dose vorsichtig öffnen und Sardinen samt flüssiger Butter in einen Pfanne gießen. Erhitzen, damit die Butter flüssig bleibt, und die Sardinen etwas anbraten.
Eine weitere Pfanne oder andere geeignete Form mit etwas Butter einfetten und mit Semmelbrösel ausstreuen. Mit den aufgetauten ZK-Blätterteig auslegen, überstehende Ränder abschneiden. Passierte Tomaten darauf geben und dünn verteilen. Mit den Cocktailtomatenscheiben und den Salzzitronenstücken belegen. Kapern, Sultaninen und Olivenscheiben darauf verteilen.
Darauf die angebratenen Sardinen geben. Knoblauchscheiben darüber streuen. Alles mit der flüssigen Sardinenbutter beträufeln und mit ein bis zwei Prisen Paniermehl bestreuen.
Bei 200 Grad im Ofen ca 15 Minuten backen.
Tarte aus dem Ofen nehmen, mit den gerösteten Pinienkernen bestreuen. Orangenschale darüber reiben, mit Pfeffer aus der Mühle und gehackter Petersilie bestreuen.


 

Fusionküche zum 3. Advent: Calamarata mit Jakobsmuscheln in Whisky-Ponzu-Butter

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Irgendwie ist es mein ganz privates Kitchen Impossible. Wenn ich im Internet ein Foto von einem Gericht sehe, dass mir gefällt, versuche ich es nachzumachen, auch wenn kein komplettes Rezept dabei ist. So fand ich auf Instagram ein Bild von Jakobmuscheln in einer appetitlich braunen Sauce. „Scallops, ponzu-brown butter, capers, dill“ stand dabei, und ich dachte, das könnte man bestimmt mit ganz großartig Nudeln kombinieren.

Ponzu ist ein japanischer, auf Sojasauce und dem süßen Reiswein basierender Dip z.B. für Sushi, den man auch als Fertigprodukt kaufen kann. Im Internet fand ich aber auch zahlreiche Rezepte zum Selbermachen. Bei den einfacheren wurde nur Sojasauce mit Mirin, Puderzucker und Limettensaft vermischt, bei den aufwendigeren kamen noch Sake, Orange, Yuzu oder die getrockneten Bonito-(Thunfisch-)-Flocken Katsuobushi hinzu. Als Ersatz für den alkoholhaltigen Mirin empfahl man z.B. Apfelsaft.


Zutaten für Ponzu nach Genießerart:
bayerischer Single Malt Whisky, Zitrusfrüchte,
helle Sojasauce, Puderzucker, Bottarga

Zudem erinnerte ich mich an eine Empfehlung des Küchen-„Professors“ Heiko Antoniewicz, der vor über zwanzig Jahren noch das Restaurant und den Catering-Service „Art Manger“ in Dortmund leitete und damals bei einem Besuch Austern und Whisky als letzten Schrei des Foodparings propagierte. Was zur Auster schmeckt, geht auch zur Jakobsmuschel, dachte ich, und kam auf die Idee, den Mirin in meinem Ponzu durch Whisky zu ersetzen. Dass es dann ausgerechnet ein Single Malt des Jahrgangs 2011 vom bayerischen Schliersee war, entpuppte sich als zufälliger Glücksgriff. Ich hatte noch ein Probeflakon des edlen Destillats, das ich einmal auf einer Whiskymesse geschenkt bekommen hatte, im Schrank stehen.

Also mixte ich Sojasauce, Single Malt, Puderzucker, Orangen- und Limettensaft zusammen. Weil ich die Nudelsorte Calamarata, die rund um Neapel gern mit Meeresfrüchten gegessen wird, zu meinen Jakobsmuscheln machen wollte, rundete ich das Ganze mit geriebener Bottarga, dem getrockneten und gepressten Meeräschenrogen aus Süditalien, ab. Heraus kam dabei eine überwältigende Umami-Bombe, die so appetitanregend wirkte, dass mein Magen schon beim Probieren so wohlig knurrte wie eine schnurrende Katze. Um der Sauce ein wenig mehr Stand zu verleihen, ließ noch Butter in einem Topf aus, die ich so lange köcheln ließ, bis sie braun war und nach Haselnüssen duftete. In diese Nussbutter gab ich esslöffelweise meinen Ponzu, bis die Sauce so intensiv schmeckte, wie ich es wollte, kochte alles noch einmal auf und ließ dann noch Kapern und Dill darin ziehen. 

Alle Zutaten. Die Salzzitronen rechts oben kamen dann doch nicht
zum Einsatz. Leider schrumpften die Muscheln beim Braten ziemlich ein.

So begeistert ich von der Sauce war, so sehr enttäuschten mich die Jakobsmuscheln. Ich hatte an der Fischtheke des Supermarkts meines Vertrauens nur japanische Kammmuscheln bekommen, die den Jakobsmsucheln sehr ähnlich sind. Das fand ich erst einmal nicht so tragisch, passte es doch zum Ponzu. Doch leider schrumpften die Muscheln beim Braten um mehr als ein Drittel, so dass sie beim Anrichten neben den Nudeln schlichtweg verschwunden wären. Also schnitt ich für die Fotoversion des Gerichts die gekochten Calamarata durch, so dass sie die Muscheln nicht erdrückten. Den ausgetretenen Saft der gebratenen Muscheln gab ich in die Sauce.

Nichtsdestotrotz, die Calamarata mit Jakobsmuscheln in Whisky-Ponzu-Butter waren ein betörend-festliches Gericht zum 3. Advent.




Rezept: Calamarata mit Jakobsmuscheln in Whisky-Ponzu-Butter-Sauce


Whisky-Ponzu:
1 El Puderzucker
25 ml Limettensaft
15 ml Orangensaft
50 ml Whisky
100 ml Sojasauce
1 Stück geriebene Bottarga

Puderzucker mit Sojasauce verrühren. Whisky, Limetten- und Orangensaft unterrühren. Bottarga hineinreiben. Ziehen lassen. Mit weiterem Puderzucke abschmecken.

Whisky-Ponzu-Butter-Sauce:

3-5 EL Ponzu nach Geschmack
125 g Butter
2 EL nicht zu große Kapern (Kapern in Salz wässern)
½ Bund Dill
Orangensaft zum Abschmecken

Jakobsmuscheln und Pasta:
5-6 Jakobsmuscheln
etwas Mehl zum Bestäuben
120 g Calamarata
Salz zum Nudelkochen
gehackten Dill
geriebene Bottarga

Im Vorfeld Ponzu zubereiten. Puderzucker mit Sojasauce verrühren. Whisky, Limetten- und Orangensaft unterrühren. Bottarga hineinreiben. Ziehen lassen. Mit weiterem Puderzucke abschmecken.
Für die Sauce Butter in einer Kasserolle auslassen und sanft köcheln lassen, bis sie braun ist und nach Haselnüssen duftet. Schaum abheben und durch ein sehr feines Sieb gießen. Wieder in die Kasserolle füllen und mit mehreren Esslöffeln Ponzu nach Geschmack aufgießen. Kurz aufkochen, Hitze abstellen. Kapern und gehackten Dill dazugeben und ziehen lassen.
Calamarata in Salzwasser nach Vorschrift kochen.
Jakobsmuscheln leicht mit Mehl bestreuen und sanft braun braten.

Anrichten:
Calamarata und Jakobsmuscheln auf vorgewärmte Teller geben. Mit Whisky-Ponzu-Butter-Sauce übergießen. Mit gehacktem Dill garnieren. Bottarga drüber reiben.

Stimmungsvolles zum 4. Advent: Mit Arak flambierte Garnelen auf Orangenspaghetti

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Zugegeben, neu ist dieses Rezept nicht. Ich hatte es schon einmal vor sechs Jahren in einem Kochkurs an der VHS Herne zum Thema Flambieren mit dem schönen Titel „Advent, Advent, das Essen brennt“ von den teilnehmenden Herren realisieren lassen (klick hier). Doch als dieser Post in den letzten Tagen überraschend viel Zugriffe hatte, kam ich auf die Idee, das Gericht noch einmal zu machen, aber diesmal zu Hause.

Die große Herausforderung lag dabei allerdings nicht in der Zubereitung, sondern im Fotografieren. Im Kochkurs hatte ich viele helfende Hände, so dass die Fotos damals recht hübsch geworden waren. Doch diesmal stand ich allein im dämmrigen Nieselregen auf dem Balkon, in der einen Hand die Kelle mit dem brennenden Alkohol, in der anderen die Kamera, und versuchte, die meist farblose Flamme abzulichten – aber irgendwie gelang es doch ganz stimmungsvoll.

Wenige Zutaten für ein einfaches, aber elegantes Gericht.

Das Rezept entstand, indem ich die einfachen, aber äußerst eleganten Spaghetti mit schwarzen Oliven und Orangenzesten aus dem Kochbuch „Die Renaissance der italienischen Küche“ von Lorenza de‘ Medici (klick hier) mit in Orangensaft marinierten und dann flambierten Garnelen, das ich irgendwo im Netz gefunden hatte, miteinander kombinierte. Damals benutzten wir Pernod zum Flambieren, den wir über einer Kerze erhitzten, anzündeten und dann über die gebratenen Garnelen in der Pfanne gossen. Die so mit einer Anisnote aromatisierten Garnelen wurden zu den Spaghetti gegeben.


Arak ist ein dem türkischen Raki oder griechischen Ouzo
ähnlicher arabischer Anisschnaps

Diesmal kam jedoch eine Rest Arak zum Einsatz, den ich von Kassim El-Hadi bei einem Besuch in seinem libanesischen Restaurant „Arabesque auf der Rü“ in Essen (klick hier) geschenkt bekommen hatte. Arak ist ein dem türkischen Raki oder griechischen Ouzo ähnlicher arabischer Anisschnaps, nicht zu verwechseln mit der Punsch-Zutat Arrak. Er gab dem Gericht aber eine etwas schärfere Anisnote als damals der sanftere Pernod, nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil ich die brennende Spirituose diesmal auch über die Nudeln goss und nicht nur über die Garnelen. Hier lso noch einmal des Rezept zum Nachmachen.




Rezept: Flambierte Riesengarnelen auf Orangenspaghetti

2 Portionen

8 Riesengarnelen
1 Zitrone
Pfeffer, Salz
1 El Öl
20 g Butter
2 Likörgläser Arak oder Pernod
1 Orange
300 g Spaghetti
3 Schalotten oder 1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
8 EL Olivenöl
100 g entsteinte schwarze Oliven
Salz, Pfeffer

Garnelen schälen, letztes Stück vom Schwanz nicht schälen. Entdarmen.
Mit einem Zestenreißer die Schale der Orange in dünnen Streifen abschälen und aufbewahren.
Zitronen und Orangen auspressen. Säfte mischen, pfeffern und die Garnelen eine Stunde darin marinieren. Mit Öl einpinseln.
Orangenzesten in etwas kochendem Wasser 2 Minuten blanchieren.
Wasser aufsetzen, salzen und Spaghetti nach Packungsvorschrift al dente kochen.
Währenddessen Zwiebel fein hacken und einer Pfanne in Olivenöl weich dünsten. Aufpassen, dass sie nicht dunkel werden. Knoblauchzehe schälen, halbieren und mitdünsten, dann entfernen. Marinadenflüssigkeit der Garnelen dazugeben und einkochen lassen.
Oliven und Orangenschalen dazugeben, die Pfanne vom Herd nehmen. Gekochte Spaghetti dazugeben, mit dem restlichen Olivenöl beträufeln und alles vermischen.
In der Zwischenzeit eine zweite Pfanne erhitzen und Garnelen darin anbraten. Dann Butter dazugeben.
Arak oder Pernod erhitzen, anzünden und über die Garnelen gießen, wenn die Flamme erlischt, etwas salzen und pfeffern.
Spaghetti auf erwärmte Teller verteilen, mit den Garnelen belegen und servieren.

Tipp: Intensiver wird der Geschmack, wenn man die gebratenen, aber unflambierten Garnelen auf die Spaghetti legt und alles zusammen mit dem brennenden Schnaps begießt. 


 

Russischer Heiligabend: Schuba oder Hering im Pelz

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Was den Deutschen an Heiligabend der Kartoffelsalat mit Würstchen, ist den Russen Schuba, oder anders ausgedrückt, der Hering im Pelz. Kennen gelernt hatte ich diesen Schichtsalat, bei dem auf eine Basis von eingelegten Heringsstücken der sog. Pelz geschichtet wird, verschiedene Lagen aus Möhren, Kartoffeln, Zwiebeln, Rote Bete, gehackten hart gekochten Eiern von viel Mayonnaise, bei Katjushas Foodwerk in Dortmund. Dort wurden die einzelnen Bestandteile jedoch kreativ dekonstruiert und wieder neu zusammengesetzt, manchmal in Bliniteig gewickelt (klick hier), manchmal auf Gewürzbrotkrümel gebettet (klick hier). Als dann vor Weihnachten in einer Kochsendung des WDR die Zubereitung des klassischen Schuba vorgeführt wurde (klick hier), dachte ich mir, das konnte doch der idelae Heringssalat für den diesjährigen Heiligabend sein.



Fast eine Matrjoschka:Kleine und große Portion Schuba

Bei der Zubereitung hielt ich mich dann weitgehend an das WDR-Rezept. Für die Heringsaage nahm ich fertig süßsauer eingelegte Matjesfilets, für die Mayonnaise mischte ich ein veganes Fertigprodukt mit Schmand, der in der russischen Küche nicht fehlen darf. In Erinnerung an Katjushas Gewürzbrotkrümel hackte ich etwas Pumpernickel, so dass ich sogar noch eine westfälische Komponente in das russische Nationalgericht bekam. Um eine mehr oderweniger fotogene Tortenform zu bekommen, schichtete ich alles in einen Tortenring und ließ ein paar Stunden im Kühlschrank ziehen. Danach schmeckte es fantastisch, aber Achtung: Richtig fest wurde die ganze Sache nicht. Als ich den Tortenring abnahm, bröckelten die Ränder – die entstandenen Bergstürze kaschierte ich mit viel Dill. Vielleicht wäre es gescheiter gewesen, den Tortenring vor dem Füllen mit einem Streifen Backpapier auszuschlagen.Es könnte ja sein, dass man das Gericht nicht fotografieren will, sondern nur essen. Dann reicht vermutlich auch eine Glasschüssel für den optischen Genuss.


In Russland wird zum Schuba traditionell Wodka getrunken. Doch darauf verzichtete ich. Stattdessen holte ich ein Flasche 2011 Scharzhofberger Riesling Spätlese von den Vereinigten Hospitien in Trier aus dem Keller, die ich seinerzeit von einem Ausflug an die Saar mitgebracht hatte. Ich dachte, das feine Süße-Säure-Spiel, das die legendäre Lage Scharzhofberger versprach, würde zum Heringssalat gut passen. Tat sie auch, aber solo genossen war der genau 10 Jahre alte Wein aber eine fast bittere, furztrockene Angelegenheit.


Rezept: Schuba oder Hering im Pelz

4 Portionen

2 große Kartoffeln
2 große Möhren
Salz
2 gekochte und geschälte Rote-Bete-Knollen
2 große, rote Zwiebeln
4 Matjesfilets, besser mehr
2 hartgekochte Eier
1 kleines Glas vegane Mayonnaise
1 kleiner Becher Schmand
1 Bund Dill
4 Scheiben Pumpernickel, gehackt
Die ungeschälten Kartoffeln und die ungeschälten Möhren zusammen in gesalzenem Wasser nicht zu weich gar kochen. Abkühlen lassen. Die Kartoffeln pellen, von den Möhren die Schalen abschaben. Alles nicht zu groß würfeln.
Rote Bete, Zwiebeln und Matjes ebenfalls würfeln. Eier hart kochen und hacken. Alles getrennt aufbewahren.
Schmand und vegane Mayonnaise vermischen.
Einen Tortenring auf einen genügend großen Teller setzen. Innen mit einem entsprechend zugeschnittenen Streifen Backpapier ausschlagen. In den Ring erst Matjes, dann Zwiebeln, Kartoffeln, Möhren und Rote Bete schichten. Ein paar Rote-Bete-Würfel zurückbehalten. Zum Schluss die Schmand-Mayonnaise Mischung darauf streichen. Mit den gehackten Eiern, den zurück behaltenen Rote-Bete-Würfeln und dem Dill garnieren.
Ein paar Stunden, am besten über Nacht, im Kühlschrank ziehen lassen. Zum Servieren Tortenring abheben und vorsichtig das Backpapier abziehen. Mit gehacktem Pumpernickel umstreuen und auf Zimmertemperatur bringen.


Neujahrsessen 2022: Handgefärbte Sepia-Tagliatelle mit Jakobsmuscheln in Prosecco-Sahne-Sauce mit Bottarga und pinkfarbenem Radicchio

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Das Jahr 2021, in den Medien gern auch als „Katastrophenjahr“ apostrophiert, endete für den Genießer rein einkaufstechnisch getreu diesem seinem Ruf. Die ursprüngliche Idee, zu Silvester im Gedenken an meine Oma eine Sülze herzustellen, scheiterte daran, dass der handwerklich arbeitende Metzger, bei dem ich das Fleisch dazu einkaufen wollte, zwischen den Jahren weder Eisbein noch Pfötchen hatte und auf die neue Schweinfleischlieferung im nächsten Jahr verwies. Irgendwelches Fleisch von irgendwem anderem wollte ich jedoch nicht verarbeiten, und so disponierte ich um. Nudeln gehen immer, dachte ich und erinnerte mich an ein Instagramfoto mit schwarzen Tagliatelle und weißen Jakobsmuscheln, das ich nachmachen wollte. Also machte ich mich auf den Weg zu einem großhandelsartigen Feinkosthändler auf dem Essener Großmarkt mit fantastischer Fischtheke, nur um da festzustellen, dass die frischen Jakobsmuscheln alle waren. (Die Säcke mit 50 Kammmuscheln aus dem TK-Schrank zu entsprechendem Preis waren keine wirkliche Alternative für den Hobbykoch). Schwarze Tagliatelle, die ich zur Vorsicht mitnehmen wollte, hatten sie auch nicht (nur Spaghetti), genauso wenig den gelben Radicchio Variegato di Castelfranco mit den rosa Sprenkeln auch nicht, den ich als Salatbeilage machen wollte (nur den flammenförmigen Radicchio Trevisano Tardivo, immerhin).

Flammenartiger und pinkfarbener Radicchio

Frustriert begab ich mich also in meinen Standard-Supermarkt in Bochum, und siehe da, ich wurde angenehm überrascht. Zwar hatte ich keine Lust, die Schrumpel-Kammmuscheln an Frischfischtheke zu kaufen (vergl. hier), doch in der Tiefkühltruhe fand ich welche in verbraucherfreundlicher Packungsgröße, die, sachgemäß aufgetaut, einigen Genuss versprachen. Und an der Gemüsetheke leuchtete mir pinkfarbener Radicchio Ros a del Veneto entgegen, eine Sorte, die ich im Ruhrgebietshandel noch nie gesehen hatte. Übrigens ist diese Sorte nicht wirklich neu, im Veneto und Nordamerika gibt es sie schon lange.

Mit Sepia-Tinte schwarz gefärbter Nudelteig wird ausgerollt..

...und in Streifen geschnitten zum Antrocknen aufgehängt.

So stand einem zugegebenermaßen etwas schrägen Neujahrsessen nichts mehr im Wege. Die schwarzen Tagliatelle stellte ich selbst her, in dem ich einen Nudelteig aus 200 g Mehl und zwei Eiern mit einem Briefchen Sepiatinte verknetete (ich hatte zum Glück genug Silikonhandschuhe im Haus). Für die Sauce griff ich auf ein altes Rezept von Johann Lafer aus Wein, Sahne und Trüffel zurück (klick hier), bei dem ich allerdings die Trüffel durch Bottarga, den getrockneten Rogen der Meeräsche ersetzte. Als Wein kam der pinkfarbene Prosecco zum Einsatz, dessen schwülstige Flasche mir bereits schon vor einiger Zeit als Fotomodell diente (klick hier) und wunderbar zum rosafarbenen Radicchio der Deko passte. Ob 2022 so ein dekadent-eleganter Gericht verdient?




Rezept: Handgefärbte Sepia-Tagliatelle mit Jakobsmuscheln in Prosecco-Sahne-Sauce mit Bottarga und pinkfarbenem Radicchio

2 Portionen

Sepia-Tagliatelle:
200 g Pasta-Mehl
2 große Eier
1 Briefchen Sepia-Tinte
Etwas Wasser

Mehl durchsieben und mit den Eiern verkneten. Sepia-Tinte hineinkneten (Silikonhandschuhe verwenden). Wird der Teig zu trocken, ein paar Tropfen Wasser hinzufügen. Wird er zu feucht, Mehl hinzufügen. Auch nach dem Kneten wird der Teig marmoriert bleiben. In Frischhaltefolie wickeln und mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
Teig in handliche Stücke schneiden, den Rest immer wieder in Folie wickeln, damit der nicht austrocknet. Teigstücke 20 Mal durch breiteste Einstellung der Nudelmaschine drehen, zusammenfalten und wieder durchdrehen. Bei dieser Prozedur wird der marmorierte Teig durchgefärbt. Nach und nach bis zur dünnsten Einstellung durchdrehen. Die entstandenen Teigbänder auf ein bemehltes Brett oder ein Stück Backpapier legen, einmehlen, locker aufrollen und die Rollen in 1,2 cm breite Steifen schneiden. Die entstandenen Tagliatelle aufrollen und zum Trocknen auf eine Nudel- oder Wäscheständer hängen.

Prosecco-Sahne-Sauce:
1-2 Schalotten
1 Knoblauchzehe
1/8 l Gemüse- oder Hühnerbrühe
1/8 l Prosecco oder Weißwein
1/4 l Sahne
Pfeffer, Salz
Rapsöl

Schalotten und Knoblauch sehr fein würfeln. In Rapsöl glasig dünsten. Mit Brühe und Prosecco oder Weißwein ablöschen und auf die Hälfte einkochen lassen. Sahne hinzufügen und ebenfalls auf die Hälfte einkochen lassen. Mit dem Pürierstab pürieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Jakobsmuscheln:
Pro Portion 4-5 Jakobs- bzw. Kammmuscheln
Etwas Mehl
Rapsöl
Pfeffer, Salz

Rapsöl in einer Pfanne erhitzen. Jakobsmuscheln leicht einmehlen und bei sanfter Hitze leicht braun braten. Pfeffern und salzen. Aus der Pfanne heben und warm stellen. Evtl. ausgetretenen Saft zur Sauce geben.

Anrichten:
Sepia-Tagliatelle
Prosecco-Sahne-Sauce
Bottarga
2-3 Blätter Radicchio Rosa del Veneto Sepia-Tagliatelle in Salzwasser in 3-4 Minuten gar kochen. Abgießen und mit etwas beträufeln, damit sie nicht zusammenkleben.
Auf vorgewärmten Tellern einen Spiegel aus Prosecco-Sahne-Sauce verteilen. Jakobsmuscheln und Tagliatelle darauf anrichten.
Mit ein paar Tropfen Sauce beträufeln. Bottarga darüber reiben. Radicchio in kleine Stücke zupfen und über die Teller streuen.

Urbane Landhausküche: Linsen auf schwäbische Art mit Spätzle und Saitenwürstchen

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Natürlich wäre es authentischer gewesen, wenn ich für diese Linsen auf schwäbische Art die echten Alblinsen von der Schwäbischen Alb genommen hätte. Diese autochthone Sorte wurde dort bis ins 20. Jahrhundert hinein angebaut, dann aber in der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft quasi ausgerottet – bis vor einiger Zeit kulinarische Heimatforscher die letzten Exemplare der Alblinse in einer Saatgutbank in St. Petersburg fanden. Sie vermehrten die raren Pflanzen und fanden schließlich – auch dank der Hilfe durch Slow Food, auf der Schwäbischen Alb schließlich Bauern, die die regionale Spezialität wieder anbauten. Mit Erfolg: seit einigen Jahren ist die Alblinse im gut sortieren Lebensmittelhandel wieder erhältlich.

Allerdings: ich hatte im Schrak noch eine Tüte mit grünen Linsen, die endlich mal verbraucht werden wollten, und so entschloss ich mich, sie auch zu nehmen und quasi „Grüne Linsen auf schwäbische Art“ zu machen. Doch ich wurde überrascht: Anders als beim meinem beliebten Gericht „Grüne Linsen auf persische Art“ (klick hier) veränderten die Linsen diesmal beim Kochen ihre Farbe und wurden so braun wie Alblinsen.

Die schwäbische Zubereitung der Linsen unterscheidet sich nicht wesentlich von der im Ruhrgebiet. Sie werden mit gewürfeltem Suppengrün und Zwiebeln sowie, wen man will, geräuchertem Speck gekocht und schließlich mit Essig kräftig abgeschmeckt. Wobei ich zugegebenermaßen nicht im Schwäbischen blieb. Ich hatte noch einen Rest Prosecco von Silvester herumstehen, den ich vor dem endgültigem Kochen über die Linsen goss und verdampfen ließ, was dann das Abschmecken mit Essig weitgehend unnötig machte. Auch würzte ich die Linsen – neben Lorbeer und Majoran – mit etwas Orangenschale, was im Schwäbischen wohl auch nicht typisch ist.

Typisch Schwäbisch wrane dann die Beilagen, Spätzle und Saitenwürstchen – obwohl letztere als Wiener- oder Bockwürstchen in ganz Deutschland als beliebtes Traditions-Fast-Food bekannt sind. Man verzeihe mir, dass ich bei beiden auf die Segnungen des Convenience zurückgegriffen habe. Ich machte die weder die Spätzle selbst, noch kaufte ich die Würstchen bei einem handwerklich arbeitenden Metzger, sondern im Glas im Supermarkt. Es schmeckte auch so ganz wunderbar und herzhaft.


Rezept: Linsen auf schwäbische Art mit Spätzle und Saitenwürstchen
4 Portionen

2 Tassen Linsen (am besten Alblinsen, ich hatte Grüne Linsen)
1 Möhre
1 Stück Sellerknolle
1 Stück Lauch
1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
Rapsöl
1 Glas trockener Weißwein
½ l Gemüsebrühe
1-2 Lorbeerblätter
1-2 Stängel Majoran
Abrieb einer halben Bio-Orange
1 Streifen (250 g) durchwachsener geräucherter Speck
Weinessig, Pfeffer, Salz zum Abschmecken

400 g gekochte Spätzle (hausgemacht Rezept hier oder Fertigprodukt)
Rapsöl oder Butter
8 Wiener oder Bockwürstchen

Zwiebel, Möhre und Sellerie würfeln, Knoblauch halbieren. Rapsöl in einem großen Topf erhitzen und die Gemüsewürfel darin anschwitzen. Speck dazugeben und etwas anbraten. Linsen waschen und dazu geben. Mit Weißwein ablöschen und den Wein verdampfen lassen. Mit Brühe aufgießen und aufkochen, Hitze reduzieren. Lorbeer, Majoran und Orangenabrieb dazugeben und die Linsen nach Packungsangabe in etwa 30 Minuten gar köcheln lassen. 5 Minuten vor Kochende die Saitenwürstchen dazu geben und warm werden lassen.

In der Zwischenzeit in einer Pfanne die vorgekochten Spätzle in Butter oder Öl anbraten. Zum Anrichten Würstchen und Speck aus den Linsen. Linsen mit Essig, Pfeffer und Salz abschmecken. Speck in vier Streifen oder Stücke schneiden und in vorgewärmte Teller legen. Gebratene Spätzle und Linsen dazu geben und je zwei Würstchen darauf legen. Mit Senf servieren.

Neu in Essen-Kettwig: Pierburg – Erika Bergheim

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Küchenchefin Erika Bergheim

Bevor im letzten Jahr über Dortmund eine wahre Gießkanne von Michelinsternen ausgegossen wurde, konnte man die Anzahl der Sternerestaurants in der sog. Metropolenregion Ruhrgebiet buchstäblich an einer Hand abzählen. Aber zwei davon befanden sich immerhin in Kettwig, und so hatte das idyllische Ruhrstädtchen lange Zeit nicht nur für die Stadt Essen, zu deren Stadtteilen Kettwig seit 1975 gehört, sondern für die gesamte Metropole Ruhr eine Art kulinarische Leuchtturmfunktion inne.


Doch die hatte in letzter Zeit ziemlich gelitten. Waren früher für den Genießer jedes Jahr mehrere Ausflüge nach Kettwig obligatorisch, so musste ich jetzt auf dem Weg zu einem Pressetermin mit den Kollegen Tom Thelen von „Essen geht aus“ und Peter Erik Hillenbach von Gastrotel in Erika Bergheims neuem Restaurant Pierburg feststellen, dass ich lange nicht mehr dagewesen war. Längst vorbei war es mit den Jahrespressekonferenzen von Berthold Bühlers Résidence (klick hier), die mit zwei Michelinsternen jahrzehnetlang eine deutschlandweite Institution war und Ende 2016 ihre Pforten schloss, oder mit den Weinmesse- (und gelegentlichen Presse-)Veranstaltungen auf dem barocken Schlosshotel Hugenpoet in den Ruhrauen, das im Lauf der Zeit sogar mit zwei Ein-Stern-Restaurants unter der Leitung von Erika Bergheim gesegnet war, von 2009 bis 2013 mit dem Nero (klick hier) und nach einem Managementwechsel im Hotel seit 2016 mit dem Laurushaus (klick hier). Ich weiß nicht, worauf ich mich damals bei den in den exklusiven Hotelräumlichkeiten stattfindenden Hausmessen des Essener Weinhandels Vino Grande mehr freute: auf die Begegnung mit den internationalen Spitzenwinzern und ihren Weinen in gediegenster Umgebung oder auf den kleinen Block mit zahlreichen Gutscheinen, die einen dazu berechtigten, an verschiedenen Stationen im Haus die schönsten Kreationen aus der Schlossküche abzugreifen (klick hier). (Am Rande sei noch erwähnt, dass auch die Musikalisch-kulinarische Meile, dank der Kulisse des idyllischen Ruhrstädtchens eine der charmantesten Gourmetmeilen im Ruhrgebiet, seit ihrer Selbstentleibung 2019 auch nicht mehr stattfand und deswegen auch keinen Besuch Kettwigs mehr erforderte – klick hier).


Die Pierburg: Wandlung vom Dorfgasthaus zum Gourmetrestaurant.

Doch als wir uns im Schritttempo durch die winterliche Finsternis und die aufkommenden Nebelschwaden über die schmale Schmachtenbergstraße der neuen Pierburg näherten, dämmerte es uns, jetzt wird es wieder anders. Seit jeher war der geräumige Bau an der Grenze zum benachbarten Stadtteil Schuir ein Kettwiger Traditionsgasthaus gewesen, in den letzten Jahren sogar eher eine Dorfkneipe. Doch was uns durch die neuen Fenster des frischrenovierten Hauses entgegen leuchtete, war ein mit modernem Chic eingerichtetes elegantes Restaurant, das jeder Großstadt zur Zierde gereichen würde. Mitten in der Corona-Pandemie hatten es Erika Bergheim und ihr Investor vor zwei Monaten gewagt, die neue Pierburg zu eröffnen, ergänzt durch den Namenszug der Küchenchefin, der signalisiert, ab jetzt gibt es hier so etwas wie Autorenküche.


Moderne Gemütlichkeit: Der Kamin

Geräumig und elegant: Der Gastraum 

Großstadtflair in Kettwig-Umstand

An den Wänden hängen Zeichnungen von Burkhard Fahnenbruch.

Erinnerungen an die alte Pierburg

Seit der Pandemieusbruch Anfang 2020 besonders die Gastronomie gebeutelt hatte, war das Laurushaus im Schlosshotel Hugenpoet geschlossen. Die Belegschaft des Sternerestaurants war in Kurzarbeit oder höchstens noch damit beschäftigt, die Hotelgäste im Hotelrestaurant Hugenpöttchen zu verpflegen. Als dann ein Stammgast Erika Bergheim auf die auf Wiederbelebung harrende Pierburg aufmerksam machte, entschied sie sich schnell. Endlich wieder nach ihren Vorstellungen kochen zu können, war eine Gelegenheit, die sie ergreifen musste – auch wenn ein Lokal mit immerhin 80 Sitzplätzen und einer großen Terrasse für den Sommer eine ganz schöne Herausforderung ist. Doch das Wagnis scheint gelungen zu sein. Zwar nahm man von der Idee eines Mittagstisches wieder Abstand, aber sowohl die alte Stammkundschaft aus dem Laurushaus als auch die hochkarätigen Leute aus der Nachbarschaft haben die neue Pierburg angenommen. Als „gehobene Landhausküche“ bezeichnet Erika Bergheim mit typischer Zurückhaltung ihr Angebot, ergänzt um hausgemachte Pâtisserie zum Kaffee und die Menüs der „Edition E.B.“. Dass ihr damit die Kontinuität zum Ein-Stern-Restaurant Laurushaus auch in Zukunft gelingen könnte, würde dabei niemanden überraschen. Schließlich konnte sie auch einen Teil der mitbesternten Belegschaft ins neue Domizil mitnehmen, allen voran die Souschefin und Pâtissière Sandra Wnuk und den Sommelier David Wortmann.

Aber auch, wenn die Pierburg (noch) keinen Michelinstern hat, Kettwig kann schon jetzt wieder einen Leuchtturm auf der kulinarischen Landkarte des Ruhrgebiets aufweisen. Denn in gewisser Weise beerbt Erika Bergheim ja auch die unvergessene Résidence. Als deren Patron Berthold Bühler noch Küchenchef im Essener Sheraton Hotel war, machte sie dort ihre Ausbildung.


Das Menü Edition E.B.
13.1.2022


Sommelier David Wortmann präsentierte eine ausgesuchte Weinbegleitung. 

Irgendwie war es klar, das wir für unsere Presseessen alle das aktuelle Menü der Edition E.B. wählten. Sicherlich wären Gerichte von der ‚normalen‘ Karte wie Apfel-Steckrübensuppe mit süß-sauren Steckrüben, grünem Apfel und getrockneter Pancetta, Graupenrisotto mit Wintertrüffel aus dem Perigord und Artischocken oder Kalbsrücken vom baskischen Blonde d’Aquitaine mit Morchelrahmsauce, Petersilie, geröstetem Broccoli und Brandteigkartoffeln treffende Beispiele für Erika Bergheims Küche, die das Produkt in den Mittelpunkt stellt, schmackhafte Beispiel gewesen. Doch wir wählten halt die ‚große Nummer‘, die nach ihren Worten „Quintessenz und zugleich State of the art zeitgenössischer Kochkunst“ versprach. Dabei kamen die Teller im Portionsumfang sehr sympathisch und in der Präsentation sehr unprätentiös daher, wie es ihr Stil ist. Präzise wurden die Aromen herausgearbeitet, In den Fisch- bzw-Hummergängen kamen verschiedene Varianten von Säure und Süße zum Tragen, bei der Ente der Bitternote des exotischen Chiloepfeffers. Ente und Short Rib waren ganz traditionell gebraten bzw. geschmort: auf modisches Sous-vide-Garen wurde verzichtet.
Sommelier David Wortmann präsentierte eine ausgesuchte Weinbegleitung.


Alkoholfreier Traubensecco vom
Sekthaus Raumland, Pfalz als Aperitif


Brot von Backbord und
Olivenöl von Villa d'Orri vorweg



Steinbutt

mit Kohlrabi, Yuzu, Mandarine und Buttermilchsud
Wein: 2019 Menetou-Salon, Isabelle et Pierre Clément, Loire
Die japanische Zitrusfrucht Yuzu sorgte für eine erfrischende Säurenot.

Hummer
mit Krustentier-Ravioli, Kürbis, Lattuga und Grapefruit
Wein: 2015 Riesling Pechstein, Reichsrat von Buhl, Pfalz
Anders als beim Stenbutt sorgte hier die Grapefruit für eine betörende Bittersüße.

Challans Ente
mit Ananas, Macadamia, Leber, Brioche und Chiloepfeffer
Wein: 2015 Sgarzon Teroldego, Foradori, Trentino
Chileopfeffer ist eine Spezialität aus Chile und sorgte für eine leicht bittere Schärfe, die im Kontrast zur warm-weichen Entenleber auf dem hefigem Brioche stand.


Short Rib

mit orientalischen gelben Erbsen, Spinat und Aubergine
Wein: 2015 Château Biac, Côtes de Bordeaux
Fleischgang als Gaumenschmeichler: Ob hier Erika Bergheims Erfahrungen, die sie bei ihren Hospitationen in amerikanischen Sternerestaurants machte, Pate stand?

Der aufrecht stehende Chip ist das indische Fladenbrot Papadam.


Karotten-Ingwer Sorbet

mit Milchreis, Ricotta, Mango und Passionsfrucht
Wein: 2019 Furmint Auslese, Weingut Heidi Schröck, Burgenland



Presseessen in der Weinstube

Pierburg – Erika Bergheim. Schmachtenbergstraße 184, 45219 Essen. Tel. 02054 5907. Mi-Fr 15-23 Uhr, Sa, So 12-23 Uhr. pierburg-essen.com

Der Genießer bedankt sich bei Erika Bergheim für die Presseeinladung.
Vielen Dank auch an Michael Alisch für die Organisation. 

Genießers Kochkurs: Ein Menü wie in Bistro und Trattoria

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Unser Menü, von den Teilnehmerinnen durch ihre Handys gesehen.

Im letzten Jahr mussten leider alle angedachten Kochkurse des Genießers an der VHS Herne wegen Corona ausfallen, und auch im Wintersemester, als solche Veranstaltungen wieder möglich waren, hatte ich nur wenig Lust, mich im Zeichen von Omikron um Termine zu bemühen. Schließlich gehöre ich als frischgebackener Rentner altersmäßig zur Risikogruppe – meine beiden Impfungen plus Booster hin oder her. Doch da fragte die Leiterin meiner Herzsportgruppe an, ob ich nicht Lust hätte, für die Damen ihrer Saunagruppe einen Kurs zu veranstalten. Und so sagte ich zu.

Also traf ich mich am letzten Dienstag mit den acht Damen unter Beachtung aller Corona-Sicherheitsregeln in der Lehrküche des Herner Kulturzentrums zum gemeinsamen Kochen. Als Motto des Abends hatte ich „Ein Menü wie in Bistro und Trattoria“ gewählt und bewährte Rezepte aus Südfrankreich, Italien und Spanien für drei Gänge und einen Gruß aus der Küche ausgesucht. Heraus kam dabei ein Menü aus ins Raffinierte weisender mediterraner Hausmannskost, gleichermaßen elegant wie herzhaft. Jeweils zwei Damen bereiteten je einen Gang zu und blieben dabei prima in der Zeit. (Ich selbst war allerdings ganz schön aus der Übung. Leider hatte ich meine Kamera vergessen, so dass ich den Kurs nicht adäquat dokumentieren konnte. Aber die Damen stellten mir für diesen Post Bilder zur Verfügung, die sie mit ihren Handys gemacht hatten, siehe oben. Die Bilder unten stammen aus meinem Blog-Archiv.)

Gruß aus der Küche:
Croutons mit Pistou und Tapenade sowie Käsewindbeutelchen

Pistou ist eine Spezialität von der Cote d‘Azur und besteht wie das Pesto Genovese von der benachbarten italienischen Riviera aus Basilikum, Pinienkernen, Knoblauch und Parmesankäse. Wir strichen die Paste auf knuspriges Baguette. Zum Rezept bitte hier klicken.

Tapenade stammt ebenfalls aus der Provence und ist eine grobe Paste aus Oliven, Kapern, Sardellen und Cognac oder Rum. Auch sie strichen wir auf knuspriges Baguette. Zum Rezept hier klicken.

Für die Käsewindbeutel musste ein Brandteig hergestellt werden, der mit geriebenem Käse angereichert wurde. In Frankreich heißen die leckeren Happen Gougère. Zum Rezept hier klicken.

Vorspeise:
Gorgonzola-Radicchio-Risotto mit Balsamicobirne, Steinpilzen und Walnüssen
 
Die Vorspeise führte uns nach Norditalien. Ein Risotto, der statt mit Parmesan mit dem würzigen Blauschimmelkäse Gorgonzola aus der Lombardei zu bereitet wurde, wurde von geschmortem Radicchio und Steinpilzen, einer in Balsamico gekochten Birne und gerösteten Walnüssen servierte. Eine elegante bittersüße Köstlichkeit. Zum Einsatz kam dabei der flammenförmige Radicchio trevisano.
Zum Rezept hier klicken.

Hauptgang:
Kaninchen in Senf-Weißwein-Sauce mit Artischocken, grünen Oliven und Lorbeerkartoffeln
Kaninchen in Senfsauce ist ein Klassiker der französischen Bistro-Küche. Wir gaben der Sauce Artschocken bei, die mit ihren Senfölen die Sauce sehr gesund ergänzten. Sehr gut passten noch grüne Oliven und die mit frischen Loebeerblättern aromatiserten gebackenen Kartoffeln. Kaninchen und Artischocken sind übrigens auch Spezialitäten auf Szilien.
Zum Rezept hier klicken.

Dessert:
Orangenflan mit Karamellsauce und frischem Obst

Süßer Flan ist ein verbreiteter Nachtisch in Spanien und besteht aus einer Masse aus Eiern, Milch un Zucker, die im Wasserbad gestockt wird. Wir aromatisierten unseren Flan mit Orangenschale und servierten ihn mit frischen Früchten. Eine bekannte Variation der französischen Küche ist die Crème caramel.
Zum Rezept klick hier.

Slow Food Bochum: Neujahrsessen bei „Küchenreise by Asterios“ in Dortmund-Hörde

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Zum Neujahrsessen 2022 traf sich der INI-Kreis von Slow Food Bochum am 23. Januar im Restaurant „Küchenreise by Asterios“ in Dortmund-Hörde. Der Grund, warum wir etwas out of area trafen, war die Bemerkung von Küchenchef und Betreiber Asterios Lampos in den Ruhrnachrichten, er würde in seinem Lokal „Slow Food“ anbieten.

Asterios ist im Ruhrgebiet geboren, in Griechenland aufgewachsen und ein leidenschaftlicher Koch, der in vielen unterschiedlichen Ländern gearbeitet hat. Den Menschen im Ruhrgebiet ist er vielleicht noch als Küchenchef der Villa Stadtgarten in Gelsenkirchen-Feldmark bekannt. Seit Dezember betreibt er in Dortmund-Hörde das Restaurant mit dem programmatischen Namen, in dessen Konzept die Erfahrungen seiner Wanderjahre eingeflossen sind.

Der INI-Kreis von Slow Food Bochum

Auf den Tellern fanden wir folgerichtig eine fröhliche Crossover-Küche mit griechisch-mediterranen, deutschen und auch österreichischen Einflüssen, die mit einer ungestümen Vorstellung von Kreativität daherkam und auf den Wohlgeschmack der frischen Zutaten setzte. Begrüßenswert war, dass vieles vegetarisch bzw. vegan war. Die Portionen besonders der als Vorspeisen deklarierten Gerichte waren sehr üppig, man brauchte eigentlich nur ein Tellergericht, um satt zu werden – etwas viel Proviant für eine Küchenreise. Nicht immer entsprachen die Bezeichnungen den Erwartungen. So war der Risotto eher ein Gemüsereis, die Crème brulée erinnerte an Griesbrei und die Mascarponecrème wurde nicht wie angekündigt mit Himbeeren serviert, sondern eher mit einer Roten Grütze aus Johannisbeeren.

Unsere Gerichte

Waldpilze / Blaukäse / Kräuterquark
 
Flammkuchen / Ziegenkäse / Waldhonig / Rucola / karamellisierte Zwiebel

Geflämmte Garnelen / Wildkräuter-Salat / Passionsfrucht-Dressing / Landbrot

Grill-Gemüsetürmchen / Halloumi Käse / Balsamico-Creme

Tiroler Hüttenkäsespätzle / Röstzwiebeln / lauwarmer Kartoffelsalat

Berliner Kalbsleber / Sellerie-Kartoffelstampf / Schmorzwiebel / Apfel

Raviolini / Feige / Birne / Mozzarella / Chili / Parmesan / Rucola

Hausgemachte Semmelknödel / Wiesen-Champignons / Rahm / Kräuter

Risotto Wintergemüse / Marini Bianco / grüner Apfel

Crème brulée

Flüssig gefülltes Schokotörtchen

Himbeer-Mascarpone-Crème

Küchenreise by Asterios. Wellinghofer Str. 167, 44263 Dortmund. Tel. 0231/13738673. Tägl. 17-23 Uhr. www.kuechenreisebyasterios.de

Ruhrgebiet: Menue- und Restaurant-Karussells drehen sich auch 2022

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Ein Stück Normalität in Coronazeiten. Die Menue- und Restaurant-Karussells drehen sich wieder. Zahlreiche Restaurants im Ruhrgebiet bieten in diesen beiden Monaten spezielle Menüs zu besonderen Preisen an.

28. Januar bis 27. März 2022
Restaurant-Karussell
27 Restaurants in Essen, Duisburg und Mülheim an der Ruhr präsentieren ihr Frühjahrsmenüs.
Zu Infos zu den Restaurants, ihren Menüs und Möglichkeiten zur reservieren bitte hier klicken.

2. Februar bis 31 März 2022
Menue-Karussell
93 (!) Restaurants in Bochum und Herne, Dortmund und Umgebung, Hattingen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis sowie im Vest (Recklinghausen) und Umgebung präsentieren ihre Menüs.
Zu Infos zu den Restaurants, ihren Menüs und Möglichkeiten zur reservieren bitte hier klicken.

Nachgekocht: Poulet à la Bretonne – Hähnchen mit Roscoffzwiebeln, Champignons und Karotten in Cidre geschmort. Dazu Fondantkartoffeln und Speckböhnchen.

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Als ich vor ein paar Tagen auf der Facebook-Seite „Käptn’s Dinner“ das „Poulet à la Bretonne“ von Lars Westerhausen aus seinem Blog „Wesfood“ (klick hier) entdeckte, wurde ich sofort an meinen Urlaub in der Bretagne vor drei Jahren erinnert. Damals taten wir uns nicht nur an Meeresfrüchten (klick hier) und Dosensardinen (klick hier) gütlich getan, sondern u.a. auch ein Maishähnchen in dem herrlichen Backofen von Andreas Hexenhäuschen im Finisterre gegrillt. Die ganze Aktion war oder weniger improvisiert. Unter den rotierenden Spieß hatten wir eine irdene Pfanne mit Navetten gestellt, so dass das austretende Hühnerfett samt Bratensaft pfiffigerweise direkt in die regionalgerecht in Cidre schmorenden französischen Rübchen tropfen konnte. Es war herrlich. Die Zutaten für unseren Schmaus hatten wir zuvor auf dem Wochenmarkt in dem idyllischen Hafenstädtchen Audierne gekauft.

Auf dem Markt von Audierne

Coquelet vom Grill

Bretonische Häuser in Audierne

Zugegeben, als ich mich gestern an das Nachkochen des „Poulet à la Bretonne“-Rezeptes machte, war die Roscoff-Zwiebel, die die Grundlage für den Schmorfond bildete, das einzige Produkt, das aus der Bretagne stammte. Alles andere kaufte ich im Bochumer Supermarkt meines Vertrauens - auch den Cidre von meiner Lieblingssaftkelterei am Niederrhein, der an jedes Gebräu aus Nordwest-Frankreich heranreicht, und in dem die Hähnchenstücke mit Möhren und Champignons geschmort wurden.

Zutaten fürs Hähnchen

Zutaten für die Beilagen

Im Vorfeld hatte ich noch im Internet nach Hähnchen in Cidre geforscht und war auf einige Varianten des Rezeptes gestoßen, so dass ich schließlich meine eigene Version entwickelte. Unbretonisch war sicherlich, dass ich keine (Salz-)Butter zum Anbraten verwendete, sondern Rapsöl. Den Speck aus dem „Wesfood“-Rezept ließ ich beim Hähnchen weg, stattdessen wickelte ich ihn um die grünen Bohnen, die ich aus eigener Machtvollkommenheit als Beilage dazu gab. Die Fondantkartoffeln, die das „Westfood“-Rezept als Beilage vorsah und für die Kartoffeln angebraten und dann in Brühe fertig gegart werden, begeisterten mich allerdings sehr, so dass ich sie ebenfalls zubereitete Ich aromatiserte sie zusätzlich mit frischen Lorbeerblättern.


Ob es daran lag, dass der der Cidre nicht ganz so brut war oder die die Möhrchen etwas zu virl Zucker enthielten - so schmackhaft die ganze Angelegenheit, der Fond, in dem die Hähnchenteile geschmort wurden, kam mir doch ein bisschen süß vor. Die Säure der Crème fraîche, die noch dazu kam, konnte das nicht ausgleichen. Also schmorte ich einige kleine Stückchen Salzzitrone mit und schmeckte zum Schluss mit einem Hauch Piment d’espelette ab, für einen angenehmen Schärfe-Kick. 



Rezept: Poulet à la Bretonne – Hähnchen mit Roscoffzwiebeln, Champignons und Karotten in Cidre geschmort. Dazu Fondantkartoffeln und Speckböhnchen

2 Portionen

4 kleine Hähnchenkeulen
etwas Mehl
Rapsöl
2 Möhren
150 g Champignons
1 Roscoff-Zwiebel
1 Scheibe Salzzitrone
2-3 Estragonzweige
0,1 l Cidre brut
0,1 l Hühnerbrühe
5 EL Crème Fraîche
1 Prise Piment d’Espelette
Pfeffer, Salz

Möhren schälen und in dünne Scheiben schneiden. Champignons abputzen und in Stücke oder blättrig schneiden. Roscoff-Zwiebel fein würfeln.
Hähnchenkeulen salzen und leicht mehlieren. Rapsöl in einer großen Pfanne erhitzen und die Hähnchenkeulen darin goldbraun anbraten. Aus der Pfanne nehmen.
Möhrenscheiben und Champignons in die Pfanne geben und bei geschlossenem Deckel ein paar Minuten abraten. Evtl. wenig Öl nachgeben. Zwiebelwürfel dazugeben und alles braten lassen, bis die Zwiebeln glasig sind, aber keine Farbe angenommen haben. Pfanne vom Feuer nehmen und leicht mit Mehl bestreuen. Gut umrühren. Mit Cidre und Geflügelbrühe aufgießen, Salzzitrone und Estragon dazu geben. Pfanne wieder aufs Feuer setzen, zum Köcheln bringen. Hähnchenkeulen wieder dazu geben, zudecken und bei niedriger Hitze 30 Minuten köcheln lassen, bis das Fleisch gar ist. Estragonzweige entfernen. Crème Fraîche unterrühren und alles etwas einköcheln lassen, bis die Sauce gebunden ist. Mit Salz, Pfeffer und Piment d’spelette abschmecken.

Fondantkartoffeln:
10 kleine Kartoffeln (Drillinge)
Rapsöl
3 Lorbeerblätter
Cidre
Hühnerbrühe
Pfeffer, Salz

Kartoffel schälen und halbieren. Öl in einer Pfanne erhitzen. Kartoffeln mit den Schnittstellen hineingeben, salzen und braten, bis sie Unterseite schön braun ist. Mit Cidre und Hühnerbrühe auffüllen, bis die Kartoffeln knapp bedeckt sind. Lorbeerblätter dazugeben. Bei niedriger Hitze 20 Minuten bei geschlossener Pfanne köcheln lassen, bis die Kartoffeln gar sind. Den Deckel abnehmen und die Flüssigkeit verdampfen lassen.

Speckböhnchen:
200 g grüne Bohnen
Salz
Bohnenkraut
8 dünne Streifen durchwachsenen Speck
Rapsöl

Bohnen putzen und in Salzwasser mit Bohnenkraut 6 Minuten blanchieren. Eiskalt abschrecken. Zu vier bis sechs Bündeln zusammenlegen und mit je einem Streifen Speck umwickeln. In einer Pfanne wenig Öl erhitzen, die Bohnenbündel hinein legen und braten, bis der Speck kross ist. Pfeffern und salzen.

Anrichten:

Auf vorgewärmten Teller einen Spiegel aus der Sauce bilden, Hähnchenkeulen, Fondantkartoffeln und Speckböhnchen darauf verteilen.

Hier ein weiteres französisch inspiriertes Rezept mit Hähnchen:
Burgundisches Ruhrgebiet: Ein Bresse-Huhn aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, ein rheinhessischer Frühburgunder, Kartoffelplätzchen, eine Sahnehaube und ganz viel Butter

Hier ein weiteres Gericht mit Cidre:
Gestern bei Mama: Schweineschmortopf mit Salbei und Cidre



Neu in Essen-Werden: Kettner’s Kamota

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Jügen Kettner und Wiebke Meier


Der Glanz, in dem die Stadt Essen Anfang der 2010-er Jahre als kulinarische Metropole des Ruhrgebiets erstrahlte und den z.B. die zahlreichen Gourmetmeilen der Stadt dokumentierten (klick hier), ist in den letzten Jahren mit wenigen Ausnahmen (z.B. Hannappel klick hier) doch etwas verblasst. Zu den „normalen“ Ermüdungserscheinungen tat in noch die Corona-Pandemie ihr Übriges, und so konnte ihr Dortmund mit dem Michelinsterne-Regen im letzten Jahr (klick hier) doch tatsächlich den Rang ablaufen. Umso erfreulicher ist es, dass in den letzten Monaten trotz alledem eine optimistische Aufbruchsstimmung herrscht. Die Neuerfindung der Pierburg in Kettwig durch Erika Bergheim ist nur ein Beispiel dafür (klick hier).



Modernes Gasthaus-Design

Jetzt hat auch das benachbarte Essen-Werden eine neue Sensation. Mitte Januar eröffneten Jürgen Kettner und seine Geschäftspartnerin Wiebke Meier in den idyllischen Fachwerkgassen des historischen Städtchens an der Ruhr das Restaurant „Kamota“, und die durch japanische Akzente aufgepeppte österreichisch-steirische Küche schlug bei den Gästen sofort ein wie eine Bombe. Über sechs Wochen im Voraus ist das Lokal mit seinen immerhin 43 Plätzen ausgebucht – so, als wolle man aus der bedrückenden Lockdown-Atmosphäre der vergangenen Monate in eine fröhliche Urlaubsstimmung flüchten.

Eigentlich wollte Jürgen Kettner ja Maschinenbauer werden, aber dann entdeckte der heute 33-Jährige gebürtige Steiermärker Metzgerssohn seine Leidenschaft fürs Kochen. Ein Praktikum brachte in gleich zur Koch-Ikone Heinz Winkler in Aschau, doch dann gings ins Ruhrgebiet. Jürgen Kettner gehörte zu den jungen Talenten, mit denen Berthold Bühler und seine Küchenchefs Eric Werner und Erik Arnecke vor zehn Jahren in der Zwei-Sterne-Restaurantlegende Résidence in Kettwig einen Neuanfang wagte (klick hier) und die große Tradition des Hauses noch einige Zeit fortsetzen konnte. 2020 eröffnete Kettner gemeinsam mit Kevin Pietsch das „Pietsch by Kettner“ im Harz, für das er schon bald einen eigenen Michelinstern bekam und wo er sich schon den japanischen Einflüssen widmete. Dennoch zog es ihn zurück ins Ruhrgebiet. Bei der Aufbauarbeit des Asia-Ladens „Mama San“ (klick hier) lernte er schließlich die Restaurantfachfrau Wiebke Meier kennen, mit der er dann das „Kamota“ gründete.




Ironisch gebrochen: Kamota heißt so viel wie gemütlich.

„Kamota“ ist mitnichten ein japanisches Wort, sondern die steirische Aussprache des ursprünglich französischen Wortes „kommod“ und bezeichnet einen gemütlichen Ort. Und gemütlich ist es in den Räumlichkeiten der ehem. Pizzeria „Il Capriccio“ tatsächlich, aber dank des durchdachten modernen Designs immer wieder ironisch gebrochen, moderner Austro-Pop eben. Ein Teil des Restaurants beherbergt die „Greisslerei“, einen Feinkostladen, in dem es hausgemachte Kamota-Produkte gibt, in der Küche im Keller werden in Zukunft regelmäßig Kochkurse abgehalten.


In der Greisslerei gibt's hausgemachte Feinkost.

Im Restaurant setzen Jürgen Kettner und Wiebke Meier auf lockere Gasthaus-Atmosphäre. Es kommen keine Teller-Gerichte auf den Tisch, sondern es wird in Schüsseln für zwei oder je nach Gruppengröße mehr Personen serviert, aus denen sich jeder selbst nehmen kann. „Sharing“ nennt man das in modernen Restaurant-Konzepten. „ Da werden die Gäste von ihren Handys weggerissen und müssen sich dem Essen und ihren Mitgästen widmen“, lacht Kettner.

Betrachtet man aber, wie fein die Gerichte angerichtet sind, scheint es fast zu schade, um sie zu zerstören und sich selbst auf den Teller zu bugsieren. Überall scheint die Perfektion des Sternekochs durch. Die Saucen schillern in durchdachten Farbkombinationen, die Garnituren sind zarte Teller-Skulpturen. Was von der Bezeichnung her deftig erscheint, ist in der Darreichungsform leicht und fein. Ein Erdapfelschmarrn kommt als luftiges Schäumchen daher, ein Backhendl wie japanisches Tempura-Ikebana.


Wiebke Meier serviert den hausgemachten Kipferl-Likör

Zu einem kleinen mittäglichen Presse-Essen servierten Wiebke Meier und Jürgen Kettner die Gänge des aktuellen Menüs von der Karte. Die einzelnen Gerichte waren eindeutig österreichischen Ursprungs, doch die steirischen Grundprodukte wurden durch japanische Zutaten und Aromen delikat ergänzt. Die Geschmackskombinationen waren durchweg betörend, der Begriff Gasthausküche reines Understatement.

Das Kamota-Pressemenü vom 3. Februar 2022


Kleine Buschenschank Jausn
Komota Bauernbrot, g‘schlagene Butter, steirisches Kürbiskernöl


Käferbohnencracker, Pfefferoni


Rottenmanger Erdapfelschmarrn
Trüffeleigelb, Petersiliencrème
Ein himmlisches Schlürfvergnügen



Saibling Paltental
Daikon Rettich, Jahrgangs Gurkerl, Wasabi Sauerrahm
Preziose fürs Sharing, vom Genießer einigermaßen schön auf den Teller gebracht


Sulmtaler Backhendl „Kamota“
Zitrusaromen, Petersilie, scharfe Sabayon
Japanisch-steirische Köstlichkeit


Bratl vom steirischen Vulkanlandschwein
Tokyo Rüberl, Kizami Sauerkraut
Nicht nur optisch ein Gedicht. Tokyo Rüberl sind eine Mairübchen-Sorte.


Tiroler Kalbsbackerl
SHOYU Sellerie, Schwammerl, Speckkraut
Zergeht auf der Zunge. Shoyu ist eine Soja-Sauce.



Gspusi vom steirischen Schilcher
Strohmeyer Holler, Sake Lees
Das Dessert vermählt Schilcher-Sekt mit der Hefe von der Zubereitung des Reisweins Sake.

Oma Kettner`s Kaiserschmarrn
Zwetschgenröster, Kamota Vanilleeis
Hat das Zeug, zum Signature Dish zu werden.


Birnenbrand als Digestif

Weinbegleitung:
Grauburgunder Privat Kettner’s Kamota
Sauvignon Blanc, Weingut Polz
2013 Zweigelt, Weingut Tement
Schilcher Sekt, Langmann



Kettner’s Kamota. Hufergasse 23, 45239 Essen-Werden. Tel. 0201/72044700. Di-Sa 17-23 Uhr. kettnerskamota.de

Der Genießer bedankt sich für die Einladung.

Urbane Landhausküche: Fregola in Karotten-Crème mit geröstetem Parmesan-Rosenkohl

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Die Inspirations-Lage für diesen Post ist so vielfältig, dass ich gar nicht weiß, welcher meine Rezept-Kategorien ich ihn zuordnen soll. Viel hätte dafür gesprochen, wenn ich ihn unter „Nachgekocht“ eingeordnet hätte, denn ich kam durch ein Rezept im Blog „Feed me up before you go-go“ auf die Idee, dieses Gericht zu kochen (klick hier). Besonders der geröstete Parmesan-Rosenkohl gefiel mir, erinnerte er mich doch ein wenig an den kultigen Crossover-Koch Yotam Ottolenghi. Als Pasta-Grundlage wird da aber Orzo verwendet, jene griechische Nudelart, die ich bislang als Kritharaki kannte. Orzo haben die Form von etwas überdimensionierten Reiskörnern und eignen sich dazu, wie Risotto gekocht zu werden. D.h., man gießt so lange kochende Brühe nach, bis die Nudeln alle Flüssigkeit aufgenommen haben und weich sind.

Die Zutaten

Orzo bzw. Kritharaki verwendete ich jedoch nicht, sondern Fregola, jene Nudelspezialität aus Sardinien, die etwa Graupengröße hat und sich genauso wie die griechische Pasta verwenden lässt. Ich hatte noch einen Rest, den ich vor einiger Zeit bei Andronaco gekauft hatte, jenem italienischen Supermarkt und Großhandel in der Dortmunder Nordstadt, der Ende Januar überraschenderweise seine Pforten schloss und nicht nur für italophile Hobbyköche, sondern vor allem auch für die italienische Gastronomie im östlichen Ruhrgebiet eine kaum auszugleichende Lücke hinterlässt. Ob auf Sardinien Rosenkohl zu den traditionellen Lebensmitteln gehört, weiß ich allerdings auch nicht, und so hätte ich das gewagte Food-Paring in meiner kulinarischen Trauerarbeit für die verschwundene Einkaufsmöglichkeit auch getrost unter „Lecker Essen für Europa“ einordnen können.

Bevor die Karotten püriert wurden, wurden sie gekocht und geröstet.

Die Fregola wurden wie Risotto gekocht.


Der Rosenkohl wurde mit Parmesan geröstet.

Die weitere Änderung, die an dem Rezept vornahm, war, dass ich das Kürbispüree der Vorlage durch eine Karotten-Crème ersetzte. Das brachte etwas mehr Süße in die ganze Angelegenheit und gab auch den Fotos, die ich wie für alle Bilder der Kategorie „Urbane Landhausküche“ auf meinem Balkon mache, eine ganz intensive Farbenpracht. Unter dieser Rubrik erscheint das Rezept jetzt.




Wie dem auch sei: Meine Fregola in Karotten-Crème mit geröstetem Parmesan-Rosenkohl waren optisch wie geschmacklich ein Genuss. Eigentlich war die Zubereitung recht einfach, doch musste ich beim Rösten des Rosenkohls etwas Fingerspitzengefühl aufbringen. Die mit eine Schicht aus Parmesan, Paniermehl und Rapsöl versetzten Röschen mussten schließlich genau so kange im Ofen bleiben, bis der Käse schön barun, das Gemüse weich aber noch knackig und vor allem nicht vertrocknet war.


Rezept: Fregola in Karotten-Crème mit geröstetem Parmesan-Rosenkohl

2 Portionen

350 g rote Karotten
1-2 blaue Karotten
0,1 l Orangensaft
750 ml Gemüsebrühe
500 g Rosenkohl
1 EL Paniermehl
2-3 EL Raps- oder Olivenöl
100 g Parmesan
3 Knoblauchzehen
Salz, Pfeffer
1 Zwiebel
mehrere Zweige Thymian
250 g Fregola
125 ml Sahne
1 TL Schwarzkümmelsamen
Pfeffer und Salz
Zucker, Curry

Aus geriebenem Parmesan, Paniermehle, einer geriebenen Knoblauchzehe und Öl eine Paste herstellen. Rosenkohl-Röschen waschen von den äußeren Blattern befreien, den Strunk kürzen und halbieren. Schnittstellen mit der Parmesanpaste bestreichen und die Rosenkohlhälften auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Im auf 200 Grad vorgeheizten Backofen ca. 20 Minuten lang rösten, bis die Paste braun und der Rosenkohl weich, aber noch knackig und nicht zu trocken geworden ist.

Rote und blaue Karotten schaben oder schälen und in Gemüsebrühe mit Orangensaft weich kochen. Karotten aus der Brühe heben; Brühe aufbewahren. Karotten in Scheiben schneiden. Die roten Karotten in etwas Öl in einer Pfanne anrösten. Die blauen Karottenscheiben zurück behalten. Geröstete rote Karotten aus der Pfanne nehmen und pürieren. Karottenpüree mit Pfeffer, Salz, Zucker und Curry abschmecken.

Zwiebel und restlichen Knoblauch fein würfeln und in der Karottenpfanne in etwas Öl glasig dünsten. Thymianzweige hinzugeben. Fregola dazu geben und mit der Karottenbrühe gut bedecken. Fregola in der Brühe in 10-15 Minuten gar kochen, dabei wie bei einem Risotto immer etwas Brühe nachgießen. Am Schluss sollten die Fregola die Brühe aufgenommen haben. Thymianzweige entfernen.

Karottenpüree unter die Nudeln mischen, mit etwas Sahne auf eine angenehm cremige Konsistenz bringen. Mit Pfeffer, Salz, Zucker und Curry noch einmal abschmecken. Fregola-Karotten-Brei auf angewärmte Teller verteilen und mit den gerösteten Rosenkohl-Röschen und den blauen Karottenscheiben belegen. Mit geriebenem Parmesan und ggf. etwas Schwarzkümmelsamen bestreuen.


Nachgekocht: Kartoffelsuppe mit Wirsing und (Doppel)-Wacholder nach Björn Freitag (vegan)

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O Mann, da hat sich der Genießer doch tatsächlich das erste Mal in seinem Leben einen Flachmann mit Doppelwacholder gekauft. Allerdings nicht, um sich in diesen harten Zeiten damit in einer kalten Winternacht an der frischen Luft innerlich aufzuwärmen, sondern um ein Rezept aus Ostwestfalen-Lippe, das Fernsehkoch Björn Freitag in seiner WDR-Sendung „Einfach und köstlich“ vorgestellt hatte, nach zu kochen: Kartoffelsuppe mit Wirsing und Wacholder. Einmal bot sich da die Gelegenheit, endlich einmal Wirsing zu verarbeiten, was mir in diesem Winter noch nicht gelungen war. Und außerdem konnte ich mich endlich einmal dem Wacholder als Aromaspender widmen. Auf die würzigen Beeren, die eigentlich aus der Küche nicht wegzudenken sind, war ich ebenfalls durch eine Fernsehsendung von Björn Freitag aufmerksam geworden. Bereits in der ersten Staffel von „Lecker an Bord“ besuchte er die Westruper Heide bei Flaesheim, wo ein regionaler wilder Wacholder wächst, von dem der Koch schwer begeistert war. Doch wurden da beim Zuschauer Begehrlichkeiten geweckt, die die Realität nicht einhalten kann. Wilder Wacholder steht in Deutschland unter strengstem Naturschutz, so dass die Westruper Beeren weder gepflückt noch gekauft werden können. Dass Björn Freitag ein paar bekam, war eine Ausnahme fürs Fernsehen.

Kartoffel, Wirsing (Doppel-)Wacholder etc.: Die Zutaten

Also griff ich für mein Süppchen auf normale Gewürzregal-Ware zurück, die auch sehr gut war. Zumal das Aroma auch noch durch den Doppelwacholder potenziert wurde. Sicherlich hätte ich auch einen chicen Gin nehmen, wie er in letzter Zeit wieder so in Mode gekommen ist. Aber ich wollte dem Trend nicht nachlaufen und nahm deshalb einen klassischen Doppelwacholder, wie er im Ruhrgebiet seit jeher üblich ist und wie ich ihn von mei’m Oppa her kannte. Doch der Inhalt meines Flachmman schaffte es zwar in die Suppe, die Falsche aber nicht aufs Zutatenbild. Denn als ich von meinem Kochplan auf der letzten Slow-Food-Sitzung erzählte, präsentierte Kollegin Wiebke plötzlich eine 0,35-l-Flasche Doppelwacholder der Hausmarke der längst vergessenen Hattinger Supermarktkette Hill hervor. Hill war bis Anfang der 1980-er Jahre mit seinen Filialen im EN-Kreis und Bochum vertreten, ging dann in den Deutschen Supermarkt DS über und danach an REWE. Entdeckt hatte Wiebke das Pülleken sinnigerweise irgendwo in der Toskana, auf der Suche nach einem exklusiven Grappa. Jetzt war das antike Schätzchen zwar leer, machte sich als Fotodekoration aber noch sehr gut.

 
Der Flachmann heißt Flachmann, weil er flach ist.

Da Rezept von Bjorn Freitag hielt, was der Titel der Frensehsendun versprach. Die Kartoffelsuppe mit Wirsing und Wacholder war einfach zuzubereiten und schmeckte köstlich. Wacholder, Lorbeer, Muskatnuss und Majoran verbanden sich zu einer heimeligen Aromakombination. An zwei Stellen veränderte sich das Rezept allerdings. Die Wirsingstreifen blanchierte ich kurz vor der Weiterverarbeitung, damit sie im Endeffekt weicher wurden. Und den Doppelwacholder ließ ich anders als der Sternekoch beim Ablöschen der Kartoffeln komplett verdampfen – so, wie ich es fürs Riottokochen mit dem Weißwein aus einem italienischen Kochbuch gelernt habe. Dem Aroma tat das keine Abbruch, der Alkohol war dann aber hoffentlich weg.


Rezept: Kartoffelsuppe mit Wirsing und (Doppel-)Wacholder

4 Portionen

8 - 10 Kartoffeln, vorwiegend festkochend
½ Wirsing
2 rote Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
6 cl Doppelwacholder oder Gin
6 Wacholderbeeren
2 Lorbeerblätter
1 Prise Muskatnuss
600 ml Gemüsefond
Rapsöl
Salz, weißer Pfeffer
2 Zweige frischer Majoran

Wirsing putzen, den Strunk und dicke Rippen entfernen und in Streifen schneiden. Gemüsebrühe zum Kochen bringen, ggf. etwas salzen und die Wirsingstreifen darin drei Minuten blanchieren. Wirsingstreifen aus der Brühe heben, mit eiskaltem Wasser abschrecken und gut abtropfen lassen. Wirsingbrühe aufbewahren.
Kartoffeln schälen und in 1 cm dicke Würfelschneiden. 1-2 Kartoffeln ganz lassen. Zwiebeln schälen, halbieren und in halbe Ringe schneiden. Knoblauch schälen und in dünne Scheiben schneiden. Rapsöl in einen Topf geben, Zwiebelringe und Knoblauchscheiben darin glasig schwitzen. Kartoffelwürfel und ganze Kartoffeln dazu geben und ebenfalls anschwitzen. Lorbeerblätter und Wacholderbeeren dazugeben. Mit Salz und Muskatnuss würzen. Mit Doppelwacholder bzw. Gin ablöschen, bis der Schnaps völlig verdampft ist. Dann mit dem Wirsing-Gemüsefond aufgießen und bei schwacher Hitze ca.15 Minuten köcheln lassen, bis die Kartoffeln weich sind.
Abgetropfte Wirsingstreifen nochmal mit Küchenpapier trocken drücken und wieder auflockern. In einer Pfanne mit Rapsöl anbraten, bis sie leicht Farbe angenommen haben. Mit Salz und Pfeffer würzen.
Lorbeer und Wacholderbeeren aus der Suppe holen, für die Bindung die ganz gelassenen Kartoffeln herausnehmen, mit einem Kartoffelstampfer oder einer Gabel zerdrücken und wieder in die Suppe geben. Den Wirsing dazugeben und umrühren. Mit gehacktem Majoran abschmecken.

Neu im Essener Südviertel: Mezebar Eleon

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Alex Minas ist mit seinem Eleon von Rüttenscheid ins Südviertel gezogen.
 
Es war noch in vordigitalen Zeiten, als der Genießer alljährlich zur Weihnachtszeit für das Ruhrgebietsmagazin MARABO und später das „Wirtschaftmagazin Ruhr“ Weinproben organisierte, gehörte der Besuch der Weinläden im Essener Südviertel zur regelmäßigen Routine. An der Hohenzollernstraße liegt der traditionsreiche „Weinhandel Bürgerheim“, und biegt man kurz danach in die Von-Schmoller-Straße ab, kommt man rasch zu dem von außen so unscheinbaren, vom Angebot aber äußerst exklusiven Geschäft „Vino Grande“ von Thomas Kierdorf (klick hier). Diese vielbefahrene Straßeneinmündung gegenüber des Essener Stadtgartens steht aber auch noch für eine weitere Erinnerung noch aus der Vor-Genießerzeit. In dem großen Eckhaus hinter dem busch- und baumbestandenen kleinen Parkplatz befand sich jahrzehntelang ein jugoslawisches bzw. Balkan-Restaurant, das Anfang der 1980-er Jahre der Verein der Essener Filmemacher um den Filmproduzenten und WAZ-Redakteur Michael Lentz zu seinem Vereinslokal erkoren hatte und im Rahmen der sich etablierenden Kulturellen Filmförderung des Landes NRW am Aufbau einer Filmwerkstatt in Essen arbeitete. Die bestand später schließlich in Schloss Borbeck. Als Filmkritiker von MARABO und gelegentlicher Super-8-Filmer) war ich in dem Verein sogar Mitglied.





Traditionsreiche Location in neuem Look.

Umso überraschter war ich, als der rührige Gastro-Promoter Michael Alisch jetzt mitteilte, er habe genau an dieser Adresse ein kleines Presse-Essen organisiert. Denn vor ein paar Wochen ist Alex Minas mit seinem griechischen Restaurant Eleon von Rüttenscheid in diese größere Location gezogen, um hier das Konzept einer Mezebar auszubauen. Die Mehrzahl von Meze lautet Mezedes, und das sind jene kleinen Tellergerichte, in denen sich die Vielfalt der griechischen Küche. Ursprünglich stammt diese Darreichungsform aus dem vorderen Orient, hat aber den gesamten Mittelmeerraum erobert. Etwa als Mezze im Libanon, als Tapas in Spanien oder als Antipasti in Italien. Sogar die vielgängigen Degustationsmenüs in der Sterne-Gastronomie sind davon inspiriert.


Präsentieren neuen griechischen Wein zu neuer griechischer Küche:
Alex und seine Winzer Thomas Boskos und Kati Sakka-Boskos

Die griechische Gastronomie hat die Mezedes in den letzten Jahren wieder entdeckt, um sich besonders in Deutschland vom Image der besseren Imbissküche mit riesigen Gyros- oder Souvlaki-Fleischbergen zu befreien. Alex Minas, von Haus aus studierter Archäologe, war einer ersten, der das Mezedes-Konzept im Rüttenscheider Eleon in Essen etablierte. Diese gastronomische Erziehungsarbeit begleitete er durch ein Angebot jener neuen Weine aus Griechenland, die zeigen, dass die Wiege der Weinkultur wesentlich mehr Potential hat, als nur Imiglykos oder Retsina zu produzieren. Die modernen Kreszenzen, die sich an internationalen Qualitäten orientieren, stammen von Thomas Boskos und Kati Sakka-Boskos vom nordgriechischen Weingut Vegoritis, das seinen Ruhrgebiets-Sitz in Dortmund-Hörde hat.



Rocken die Küche: Niko Reneres und seine Frau Paulina

Alex‘ größter Coup ist allerdings, dass er für die Küche Niko Reneres und seine Frau Paulina gewinnen konnte. Niko arbeitete von 2011 bis 2018 im Yamas (klick hier) in der Bochumer Innenstadt, das mittlerweile eines der innovativsten griechischen Restaurants in Deutschland ist. Für unser Pressemenü fuhren Niko und Paulina eine Mezedes-Parade auf, die nichts zu wünschen ließ.


Das Mezedes-Menü im Eleon
17.2.2022


Oliven
Eleon bedeutet schließlich Olivenhain


Platte mit griechischen Käsespezialitäten


Gebackene Zucchini-Puffer mit Tzatziki


Dolmadakia

gefüllte Weinblätter mit Reis & frischen Kräutern,
serviert mit Minze-Dip


Bohnenpüree mit Oktopus, Tomaten und Rucola 


Rote Bete Salat


Überbackene Auberginen

gefüllt mit Feta-Käse, Paprika, Kräutern & Tomatensauce


Garnelen aus der Pfanne mit Aioli


Oktopus-Spieß
vom Grill mit gebratenen Gemüsespieß


Gavros
kleine Sardellen frittiert mit Zitrone

Spanakopita
Blätterteig mit Spinat & Feta-Käse-Füllung

Panna Cotta mit Fruchtsauce


Galaktoboureko

Blätterteig mit Grieß-Creme, Vanille Eis, Honig & Zimt


Dessert Joghurt

mit Biskuit, Honig & Walnüssen

Mezebar Eleon. Hohenzollernstraße 34 45128 Essen. 0201 8778191. Die-Do 12-22.30 Uhr, Fr, Sa 12-23.30 Uhr, So 12-22 Uhr. Mo Ruhetag. www.mezebar-eleon.de

Der Genießer bedankt sich für die Einladung.

Resteessen: Tarte Tatin von der Jakobsmuschel mit Lauch und Shiitake-Pilzen

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Beim Aufräumen des Tiefkühlfaches meines Kühlschranks fielen mir neulich ein paar Überbleibsel von verschiedenen Kochaktionen im letzten Herbst in die Hände: zwei Blätterteigplatten von den Apfelröschen, die ich im Oktober das erste Mal und dann zu Weihnachten noch einmal mit Blätterteig gebacken hatte (klick hier), und vier Jakobsmuscheln von der Zubereitung in Whisky-Ponzu-Butter im Dezember (klick hier). Diese Reste wollte ich jetzt verbrauchen und suchte nach entsprechenden Gerichten im Internet.

Tatsächlich fand ich auch einige Rezepte für Jakobsmuscheln im Blätterteig, doch keines wollte mir so richtig gefallen. Bei dem einen wurde aus dem Blätterteig eine Art Schale gebacken, in denen separat gegarte Jakobsmuscheln und andere Zutaten dann serviert wurden; das war nicht so ganz, was mir vorschwebte. Bei anderen wurden die ebenfalls vorgebratenen Jakobsmuscheln in Pastetenförmchen gefüllt, mit Blätterteig zugedeckt und dann gebacken. Das schien mir logisch, denn dadurch war das Muschelfleisch vor der Hitze geschützt und blieb zart und saftig. Allerdings sah das fertige Gericht sehr beliebig aus, denn unter der Blätterteighaube konnte sich schließlich alles Mögliche verbergen.


Die Zutaten

Also beschloss ich, die ganze Sache wie eine Tarte Tatin zu stürzen, so dass der gebackene Blätterteig auf dem Teller den Boden bildete und die Jakobsmuscheln darauf die Auflage. Um diese zu ergänzen, ließ ich mich durch die Füllung einer klassischen Quiche Lorraine inspirieren (klick hier), die ich allerdings etwas asiatisch interpretierte. Die Jakobsmuscheln wurden in Panko gewälzt und dann in ein paar Spritzern Sesamöl angebraten. Dazu kamen noch Lauch, Zwiebeln und Shiitake-Pilze, die ich in einem Schuss Sherry und Sojasauce schmorte. Angedickt wurden sie mit Crème fraîche, und damit die Sauce beim Stürzen nicht herauslief, kam noch ein Ei zur Bindung dazu.


Eine kleine Glasform wurde
mit Backpapier ausgeschlagen..
.


...dann mit den Zutaten gefüllt...


...mit Blätterteig abgedeckt...


...gebacken und gestürzt.

Da ich nur vier relativ kleine Jakobsmuscheln, genauer gesagt Kammmuscheln, hatte, brauchte ich eine entsprechend kleine Form. Die fand ich im Deckel einer Glasauflaufform von 15 cm Durchmesser, von der ich gar nicht mehr wusste, dass ich sie hatte. Damit die Muscheln darin nicht anbackten, schnitt ich mir ein Stück Backpapier zurecht, das ich mit einem Tropfen Öl in dem Deckel fixierte. Da hinein füllte ich die Muscheln samt Sauce, deckte sie mit dem Blätterteig ab und buk das Ganze dann im Ofen. Nach dem Stürzen konnte man das Backpapier ganz einfach von den Muscheln abziehen.


Jakobsmuschel und Lauch

Die Tarte Tatin von der Jakobsmuschel war für eine Person genau richtig und hatte einen sehr feinen und doch würzigen Geschmack, und das Muschelfleisch war zart und saftig. Ob sie optisch genauso überzeugend war, mag jeder für sich entscheiden.


Rezept: Tarte Tatin von der Jakobsmuschel mit Lauch und Shiitake-Pilzen

1 Portion

4 Jakobsmuscheln
½ Stange Lauch
4-5 Shiitale-Pilze
1-2 Schalotten
1 Knoblauchzehe
½ Becher Crème fraîche
1 Ei
1 Schuss trockener Sherry
1 Schuss Sojasauce
1-2 Spritzer Sesamöl
Rapsöl
1 EL Panko oder Paniermehl
Zitronensaft
Muskatnuss, Weißer Pfeffer, gemahlene Koriandersaat
2 Platten TK Blätterteig (10x10 cm)
Dillspitzen

Ziefgekühlte Jakobsmuscheln und Blätterteigplatten vorsichtig auftauen.
Shiitake-Pilze putzen und halbieren.
Die Hälfte der Lauchstange in vier bis fünf zwei Zentimeter dicke Scheiben schneiden. Den Rest der Stange in feine Juliennestreifen schneiden. Schalotten sehr fein würfeln.
In einer Pfanne Rapsöl erhitzen, Knoblauchzehe und Shiitakepilze dazugeben, mit etwas Zitronensaft beträufeln und anschmoren. Etwas Wasser dazu geben, zudecken und 15 Minuten schmoren lassen, bis die Pilze weich sind. Pilze aus der Pfanne nehmen. Knoblauch entsorgen.

Jakobsmuscheln leicht pfeffern und salzen und in Panko wälzen. In der gleichen Pfanne noch einmal etwas Rapsöl mit ein paar Spritzern Sesamöl erhitzen. Jakobsmuscheln und Lauchscheiben darin scharf anbraten, bis sie gebräunt sind. Die Jakobsmuscheln herausnehmen, Lauchscheiben drin lassen. Lauchjulienne und Schalottenwürfel dazugeben, anschwitzen. Mit Sherry und Sojasauce ablöschen und auf kleiner Flamme mit geschlossenem Deckel weich schmoren. Crème fraîche unterrühren, und vom Herd nehmen und abkühlen lassen. Ei unterrühren und abschmecken.

Ein Stück Backpapier im Durchmesser der Form zurechtschneiden. Einen Tropfen Öl in die Form geben, das Backpapier hinein legen und fixieren. Gebratene Jakobsmuscheln, Pilze und Lauchscheiben hineingeben und mit der zwiebel-Julienne-Sahne-Sauce auffüllen. Alls mit den Blätterteigplatten abdecken. Überstehenden Teig abschneiden und damit evtl. Lücken abdecken.
Im vorgeheizten Backofen bei200 Grad in 15 Minuten goldbraun backen.
Fertige Tarte aus dem Ofen nehmen, etwas abkühlen lassen. Sen gebackenen Teig am Formrand lösen. Auf einen Teller stürzen, Form abheben und das Backpapier abziehen. Tarte Tatin von der Jakobsmuschel mit Dillspitzen garnieren.

Rosenmontagsessen: Georgisches Tapas-Menü in Babuschkas Kitchen in Dortmund

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Babuschkas Kitchen: Ein Herz aus Knoblauch

Es sind schon seltsame Gedanken, die einen nachdem Beginn von Putins Eroberungskriegs in der Ukraine sogar beim Verfassen eines Kulinarikblogs befallen. Die Einladung zu einem Rosenmontagsessen in Babuschkas Kitchen im Dortmunder Kreuzviertel war schon ein paar Tage vor dieser aggressiven „Zeitenwende“ eingegangen, und das erste was ich dachte, war damals: Warum nicht mal Karneval auf Russisch? Doch als dann an Weiberfastnacht Schluss mit lustig war, kamen mir doch Zweifel, die allerdings sofort wieder verflogen, als ich mir die Einladung noch einmal genauer ansah. Es handelte sich schließlich um einen Georgischen Tapas Abend, und Irina Poljatchek, die Betreiberin von Babuschkas Kitchen, stammt aus Odessa an der ukrainischen Schwarzmeerküste.


Vielseitige Gastronomin: Irina Poljatchek

Anfang der 1990-er Jahre war Irina mit ihren Eltern nach Dortmund gekommen, die erst eine deutsche Kneipe übernahmen und dann das Restaurant Odessa eröffneten, das heute noch als Event-Location existiert. Irina studierte Psychologie, entdeckte aber ebenfalls die Lust am Kochen, als sie einmal das Catering für das Juicy Beats Festival ausgerichtet hatte. Daraus entwickelte sich das Cateringunternehmen Doppeltsolecker, zu dem mittlerweile auch ein Bistro gehört. Gemäß der Gepflogenheiten in der Punk-Rock-Szene gibt es hier vegane Kost. In Babuschkas Kitchen, das Irina Mitte letzten Jahres eröffnete, kommen aber auch traditionelle Fleischgerichte auf den Tisch.


Kneipenatmosphäre im Dortmunder Kreuzviertel

Irinas Großvater stammt ursprünglich aus Georgien, und so wundert es nicht, dass neben der ukrainischen auch die Küche dieser Kaukasusrepublik die Speisekarte von Babuschkas Kitchen inspiriert. Als uraltes Weinland ist Georgien eng mit dem antiken griechischen Kulturkreis verbunden, und die vielfältigen Gerichte erinnern stark an die dortige Mezedes-Kultur, aber auch an die türkisch-osmanisch-orientalische oder asiatische Küche. Bis hin zu den italienischen Antipasti und den spanischen Tapas geht diese Verwandtschaft.

So erinnerten die Gerichte, die Irina auf der Vorspeisenplatte und als Hauptgänge servierte, stark an die Urlaubsküche aus dem östlichen Mittelmeerraum. Dass sie dennoch anders waren, liegt an den typisch georgischen Gewürzen, die zum Einsatz kamen. So überraschten mit Dill aromatisierte Tomaten, Bockshornklee und die Gewürzmischung Chmeli Suneli sorgten für besondere Noten. Der dekorative Einsatz von Granatapfelkernen ließ mich die persische Küche denken. Und über allem thronte der unvermeidliche Knoblauch.

Üppiger Hauptgang

So war das georgische Tapasmenü ein ziemlich deftiges und überaus üppiges Vergnügen in rustikaler Kneipenatmosphäre. Beim Fleisch hätte ich mir allerdings mehr Sorgfalt gewünscht. Die Lammkoteletts waren zwar schön rosa, doch das Schaschlik vom Schwein erwies sich unter dem Messer als etwas widerspenstig. Auch hätte es die delikate Aromatik des zur Kalten Küche gehörenden Hühnchens in Walnusssauce verdient, wenn es früher aus der Kühlung genommen worden wäre.


Georgien ist ein uraltes Weinland

Was wäre ein georgisches Menü ohne georgischen Wein? Den hatten übrigens Cristina und Max von Iulian’s Wein in Bochum (klick hier) geliefert. Der rote Pirosmani vom Weingut Khareba war aus der Rebsorte Saparavi gekeltert, die auch die Grundlage für den legendären Krim-Sekt ist und mich nicht nur wegen seiner tiefroten Farbe an die süditalienischen Sorten Negroamaro oder Primitivo erinnerte.



Georgischer Tapas Abend
in Babuschkas Kitchen
Rosenmontag 2022

Vorspeisenplatte
 
Maisbrot mit Pkhali und Dip und
Brotfladen gefüllt mit Schafskäse

Auberginen-Walnuss-Salat
mit Granatapfel und Koriander

Chatschapuri
Rote-Beete-Salat mit Walnüssen, Granatapfel,
Pflaumen und Tkemali 
 
Lobio – Bohnensalat 
Kupati - hausgemachte georgische Wurst (ohne Bild)

Hauptgänge

Satsivi
Huhn an Walnusssauce

Khinkali
Teigtaschen gefüllt mit Geflügelfarce

Chakapuli
Lamm an Kräutersauce

Schaschlik vom Schwein


Torte Napoleon
Torte aus hauchdünn aufgebackenem Blätterteig mit Vanillecreme

Babuschkas Kitchen. Kreuzstraße 69, 44139 Dortmund. Tel. 0231 13743896. Mo-Fr 12-21 Uhr, Sa, So 10-21 Uhr, Di Ruhetag. www.babuschkas.kitchen

Der Genießer bedankt sich für die Einladung.

Kulinarisches Impro-Theater: Geschnetzeltes nach Genießerart mit Champignons, Spitzkohl und Ziegenfrischkäse

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So gut und nachhaltig das Fleisch beim Biometzger auch sein mag, es muss auch handwerklich tadellos behandelt sein. Jedenfalls ärgerte ich mich ziemlich, als ich die beiden Schnitzel aus der Oberschale, die ich neulich gekauft hatte, ausgepackt hatte. Eines war extrem schief zugeschnitten, auf der einen Seite wie bestellt einen Zentimeter dick, auf der anderen Seite aber mindestens zweieinhalb. Das in der Pfanne gleichmäßig zu braten schien mir unmöglich, auch wenn ich noch so lange mit dem Fleischhammer darauf herumkloppen würde. Also disponierte ich kurzerhand um und beschloss, eine Art Schweizer Pfannen-Gyros daraus zu machen. Sprich: Geschnetzeltes nach Züricher Art.



Leider hatte der die nervöse Verkäuferin beim Biometzger
das eigentlich schöne Schnitzel so unegal zugeschnitten,
dass man es nicht am Stück braten konnte.

Das klassische Züricher Geschnetzelte besteht aus Kalbfleisch in einer Wein-Sahne-Sauce mit Champignons; benutzt man Schweinefleisch, ist es hur nach Züricher Art, genauso wie ein paniertes Schweineschnitzel auch nur ein Schnitzel Wiener Art ist und kein Wiener Schnitzel. Als Angebot im Restaurant mag dieser Unterschied von Bedeutung sein, für den Hausgebrauch halte ich ihn für relativ gleichgültig - zumal wenn man ein an sich ganz wunderbares Stück Bio-Fleisch vom Schwein hat wie ich in diesem Fall.


Doch auch ein Geschnetzeltes nach Züricher Art wollte mir mit dem verschnittene Schnitzel nicht so richtig gelingen. Champignons hatte ich zwar noch im Gemüsefach, doch keine Sahne im Haus. Da begann die Improvisation und es musste also mein heißgeliebter Ziegenfrischkäse für die Sauce herhalten. Auch hatte ich keine Lust, extra eine Flasche Weißwein aufzumachen, sondern ich wollte den letzten Schuss Sherry verbrauchen, der noch vom letzten Kochkurs übrig war. Und dann hatte ich noch einen halben Spitzkohl, der auch verbraucht werden musste. Dazu gab's kein klassisches Rösti, sondern die bewährten Casarecce, Makkaroni aus Sizilien.

So kam dieses Geschnetzelte nach Genießerart zustande. Ziegenfrischkäse und Sherry verbanden sich zu einer schönen nussigen Säure, die mit dem Spitzkohl und dem kernig-zarten Schweinefleisch ganz wunderbar harmonierte. Etwas Ingwer, Chili und Senf brachte auch noch ein pikante Schärfe ins Spiel – und der Ärger über das dilettantische zugeschnittene Schnitzel war mehr als verflogen.


Rezept: Geschnetzeltes nach Genießerart

2 Portionen

1 Schnitzel aus der Oberschale vom Schwein (150 g)
Speisestärke
Rapsöl
1 mittelgroße Zwiebel
150 braune Champignons
½ Spitzkohl
1 Stück Ingwer
1-2 Knoblauchzehen
0,1 l Gemüsebrühe
0,1 l Sherry
1 Msp Chilipulver
1-2 TL scharfer Senf
75 g Ziegenfrischkäse
Pfeffer, Salz
Gehackte Petersilie
200 g kürze Makkaroni, Casarecce o.ä. Nudeln

Schnitzel in 3 Millimeter dicke Streifen schneiden und in Speisestärke wenden.
Zwiebel fein würfeln. Champignon putzen und blättrig schneiden. Spitzkohl in hauchdünne Streifen schneiden oder hobeln. Ingwer hacken. Knoblauch schälen und ggf. halbieren.

Nudeln in Salzwasser nach Packungsanweisung gar kochen.

Rapsöl in einer großen Pfanne erhitzen und die Schnitzelstreifen darin scharf anbraten, bis sie schön braun sind. Salzen, aus der Pfanne nehmen und warm stellen.
Evtl. etwas Öl nachgießen und die Zwiebelwürfel darin glasig schmorene. Champignons, Spitzkohl, Knoblauchzehen, Chilipulver und Ingwer dazu geben und eine Zeitlang mitschmoren lassen. Mit Gemüsebrühe und Sherry ablöschen und zugedeckt 15 Minuten schmoren lassen, bis Champignons und Spitzkohl gar sind. Darauf achten, dass genug Flüssigkeit in der Pfanne ist. Ziegenfrischkäse unterrühren.

Gebratene Schnitzelstreifen unterheben und kurz mitziehen lassen. Senf unterrühren und alles mit Pfeffer und Salz abschmecken. Gekochte Nudeln unterheben. Auf vorgewärmte Teller geben und mit gehackter Petersilie bestreuen.

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