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Saison auf dem Balkon: Staeklet vom Maibock auf Maiwirsing-Kartoffel-Stampf mit Rhabarber-Rotwein-Orangen-Sauce

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Im Glas: Rhabarbernektar

Wettertechnisch ist der Mai gerade noch einmal gekommen, bevor er endgültig geht. Grund genug, ihn mit einem kleinen saisonalen Gericht zu feiern, bevor der Juni beginnt. Ob die beiden kleinen bereits mit Pfeffer marinierten Steaks aus der Keule, die ich bei einem spontanen Spaziergang im Hofladen von Bauer Schulte-Stade in Hattingen-Winz-Baak erstanden hatte, wirklich vom Maibock stammten, der bekanntlich zwei Jahre alt sein muss, um so bezeichnet zu werden, weiß ich nicht. Immerhin war das Reh im Mai erlegt worden. Passend dazu gab es einen Wirsing-Kartoffel-Stampf, und auch hier weiß ich nicht, ob es sich bei dem Kohlkopf aus dem Biomarkt wirklich um einen Maiwirsing handelte, der ja tunlichst von eine bestimmten Sorte sein soll. Aber was soll’s, die Kombination war prächtig. Um im Frühling zu bleiben, schmeckte ich die Rotwein-Orangen-Sauce, die das Ganze abrundete, nicht nur mit Blaubeergelee ab, sondern köchelte auch noch ein paar Rhabarberstücke mit, so dass sie einen kräftigen süß-sauren Geschmack bekam.


Zutaten: Zwei kleine Steaks aus der Rehkeule, Rhabarber,
Blaubeergelee, Orange, Kartoffeln und Wirsing



Kellerfund: Château de Pey 2005

Passend zum Reh suchte ich im Keller nach einem Bordeaux und wurde mit einem Château de Pey 2005, einem Cru Bourgeois aus dem Médoc fündig. Der hielt sich tapfer im Kampf mit der Sauce. Als Alternative hielt ich noch einen roséfarbenen Rhabarbernektar bereit, der sich im frühsommerlichen Abendlicht auf dem Foto sogar besser machte.


Rezept: Staeklet vom Maibock auf Maiwirsing-Kartoffel-Stampf mit Rhabarber-Rotwein-Orangen-Sauce

2 Portionen

2 kleine mit Pfeffer marinierte Rehsteaks aus der Keule á 80 g
Öl
Fleur de Sel o.ä.

Wirsing-Kartoffel-Stampf:
½ kleiner Wirsing, in dünne Streifen geschnitten
Rapsöl
Pfeffer, Salz, Zucker
Curry
4 große mehligkochende Kartoffeln
Muskat
warme Sahne oder Milch
Salz

Rhabarber-Rotwein-Orangen-Sauce:
1 kleine Zwiebel
Rotwein, Orangensaft, Wasser, zus. ¼ Liter
1 Döschen Wildfond-Paste
1 EL Blaubeergelee
½ Stange Rhabarber
Pfeffer, Salz
Granatapfelkerne und Orangenscheiben zum Garnieren

Für die Sauce ½ Stange Rhabarber in kleine Stücke schneiden und Zwiebel fein würfeln. Rapsöl in eine Kasserole geben und die Zweibelwürfel darin weich braten. Mit einem Viertelliter Flüssigkeit aus Rotwein, Orangensaft und Wasser aufgießen. Rhabarberstücke und Blaubeergelee dazu geben, Wildfondpaste einrühren und alles bei kleiner Hitze einköcheln lassen, bis der Rhabarber weich ist und die Zwiebeln und Wildfonpaste die Sauce gebunden haben. Mit Pfeffer und Salz abschmecken.

Kartoffeln schälen, in Stücke schneiden und in gut gesalzenem Wasser in 25 Minuten gar kochen. Abgießen.
In der Zwischenzeit den Wirsing in dünne Streifen schneiden oder hobeln. Rapsöl in einer Pfanne erhitzen, die Wirsingstreifen nass hineingeben, mit Zucker, Salz und Curry würzen und kräftig anbraten. Etwas Wasser hinzugeben, Deckel auflegen und den Wirsing in wenigen Minuten weich schmoren lassen. Abschmecken.

Gar gekochte Kartoffeln mit einem Kartoffelstampfer zerstampfen. Dabei etwas warme Milch oder Sahne einarbeiten, mit Muskat, Pfeffer und Salz würzen. Gebratene Wirsingstreifen untermischen.
Zum Schluss die kleinen Rehsteaks je drei bis vier Minuten auf jeder Seite braten und mit Fleur de Sel besteueen.

Zum Anrichten Wirsing-Kartoffel-Stampf auf vorgewärmte Teller geben, je ein Stak daruf legen. Mit Sauce beträufeln und mit Granatapfelkernen und Orangenstückchen garnieren.


Spaziergang in Hattingen-Winz-Baak:
Der erste Mohn 2021
 


Saison auf dem Balkon: Bandnudeln mit Maiwirsing à la Ziegenfrischkäsecrème, gegrillten Pfirsichen, Pistazien und Granatapfelkernen (vegetarisch)

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Von den Maibock-Steaks von vorgestern (klick hier) war noch Wirsing übrig geblieben, und so machte ich mich an dieses Resteessen. Ich finde, diese vegetarische Variante stellte das ursprüngliche Gericht glatt in den Schatten Und im Frühsommerlicht war es auch optisch eine Sensation!



Rezept: Bandnudeln mit Maiwirsing à la Ziegenfrischkäsecrème mit gegrillten Pfirsichen, Pistazien und Granatapfelkernen


3 Handvoll Wirsing, in feine Streifen geschnitten
1-2 Knoblauchzehen
Rapsöl
Pfeffer, Salz, Zucker
geriebene Koriandersaat, gerieben Muskatnuss
etwas geriebenen Ingwer
2 EL Ziegenfrischkäse
Bandnudeln
Salz
2-3 weiße Plattpfirsiche

Rapsöl in einer großen Pfanne erhitzen. (Wer will, kann etwas fein gewürfelten Pancetta darin auslassen). Knoblauchzehen und Wirsing hineingeben. Mit Zucker, Salz, geriebener Koriandersaat und Muskatnuss würzen und kräftig anbraten. Eine halbe Tasse Wasser dazu geben, Deckel auflegen und den Wirsing schmoren lassen, bis er so weich ist, wie man ihn haben möchte.

In der Zwischenzeit eine Grillpfanne erhitzen. Die Pfirsiche entkernen und in 1 cm dicke Scheiben schneiden. Pfirsichscheiben in der Grillpfanne grillen.

Ebenfalls in der Zwischenzeit die Bandnudeln nach Packungsvorschrift in Salzwasser al dente kochen. Wenn sie gar sind, mit einem Schaumlöffel in tropfnass die Pfanne mit dem Wirsing geben und umrühren. Ziegenfrischkäse dazugeben, umrühren und etwas Ingwer darüber reiben. Alles kurze Zeit schmoren lassen. Evtl. mit Nudelwasser geschmeidig machen. Zum Anrichten Bandnudeln mit Wirsing auf vorgewärmte Teller geben, gegrillte Ofirsichscheiben darauf geben und mit Pistazien und Granatapfelkernen bestreuen. Pfeffer aus der Mühle darüber geben.


Frühsommer auf dem Südbalkon

Venedig auf dem Südbalkon: Würfel-Carpaccio von Thunfisch und Wassermelone mit pink-farbenem Prosecco

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Im Jahr 1950 erfand der legendäre Barkeeper Giuseppe Cipriani für eine Stammkundin von „Harry’s Bar“ in Venedig eine Diätspeise, indem er hauchdünn aufgeschnittenes rohes Rindfleisch mit der Universalsauce des Hauses marinierte. Aufgrund der tiefroten Farbe des Rindfleisches benannte er das Fingerfood nach dem venezianischen Renaissancemaler „Carpaccio“. Unter diesem Namen wurde es schnell ein Klassiker in der italienischen Antipastiküche.



Venedig durch die rosa Brille gesehen

Das Schicksal wollte es, dass ich von dem Wein- und Spirituosenproduzenten Sandro Bottega aus dem Veneto ein Falsche Prosecco zugeschickt bekam, eine Kreation aus der weißen Glera-Traube und dem roten Pinot Noir, deren exzentrische Farbe Pink in der typisch Mischung aus venezianischer Eleganz und modischem Kitsch changiert. Zu dieser perlend-fruchtigen Versuchung ein klassisches Rindfleisch-Carpaccio wie aus Bottegas Prosecco-Kochbuch zu machen, schien mir doch etwas zu heavy. So surfte ich ein wenig im Internet herum und ließ mich schließlich von einem Rezept für Thunfischsalat mit Melone und vor allem von dem Instagram-Foto eines britisch-australischen Küchenchefs von einem Gericht mit den gleichen Zutaten inspirieren. Läge Venedig in Südamerika, könnte man das Gericht glatt als Ceviche bezeichnen. Allerdings befreite ich meine Version eines Thunfisch-Wassermelonen-Carpaccios von der optischen Perfektion der Gourmetküche und integrierte es in die zu meinem unegalen Fingern besser passende urbane Landhausküche meines Südbalkons im westfälischen Ruhrgebiet.


Leider bescherte mir der Wettergott keinen venezianischen Sonnenschein, denn pünktlich zum Fotografieren bezog sich der Himmel und hüllte alles in eine eher ruhrgebietstypisch gräuliche Atmosphäre. Aber die verschiedenen Rottöne beißen sich auf den Bildern immer noch herrlich - und geschmeckt hat es mir ganz ausgezeichnet.


Rezept: Würfel-Carpaccio von Thunfisch und Wassermelone mit pink-farbenem Prosecco

Angaben für 1 Portion

125 g Thunfischsteak in bester Sushi-Qualität
evtl Olivenöl
125 g Wassermelone
1 Stück Bio-Schlangengurke
1 Bio Limette

Für die Marinade:
Oliven- oder Sesamöl
Colatura oder asiatische Fischsauce
Sojasauce
Zucker
Limettensaft
Pfeffer aus der Mühle
Fleur de Sel
1 EL Sesamkörner, in einer Pfanne geröstet
1 Stück Ingwer
Minze- und Korianderblättchen, gehackt

Thunfisch und Wassermelone möglichst präzise in 13 bzw. 12 1 cm große Würfel schneiden. Man sollte nur superfrischen Thunfisch nehmen. Ist man sich nicht sicher, die Thunfischwürfel in Öl einige Sekunedn auf zwei gegenüberliegenden Seiten anbraten. Dabei achten, dass der Kern die rote Farbe nicht verliert.
Aus Öl, Sojasauce, Fischsauce, Limettensaft und Zucker eine Marinade herstellen. In 2/3 der Marinade die Thunfischwürfel darin mindestens eine Stunde marinieren lassen.
Bio-Schlangengurke und Bio-Limette in hauchdünne Scheiben hobeln oder schneiden. Auf einen großen Teller auslegen. Die marinieretn Thunfischwürfel und die Melonenwürfel darauf zu einem Quadrat im Schachbrettmuster anrichten. Mit der restlichen Marinade beträufeln. Mit Klarsichtfolie abdecken und noch einmal 1 Stunde im Kühlschrank ziehen lassen.

Zum Anrichten Folie entfernen. Pfeffer aus der Mühle darüber geben. Mit geröstetem Sesam bestreuen. Ingwer darüber reiben. Mit gehackten Minze- und Korianderblättchen bestreuen.

Neu in Dortmund-Wickede: La Vida

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"La Vida"-Chef Frank Jülich übt sich am Pata negra

Der erste gastronomische Pressetermin nach der pandemiebedingten monatelangen Pause bescherte dem Genießer glatt so etwas wie einen Urlaubstag - und das nicht etwa, weil er ihn in die Nähe des Dortmunder Flughafens lockte. Der Stadtkern der Westfalenmetropole hat samt Nordstadt ja durchaus manchmal großstädtischen Berliner Flair, doch die im Lauf der Industrialisierung eingemeindeten Dörfer ringsum wirken heute immer noch wie muckelige Kleinstädte. Wer sich mit Auto oder Überlandstraßenbahn (Linie U43) in den fernen Osten der Stadt aufmacht, landet schließlich in Dortmund-Wickede. Dort gibt es an der schnurgeraden, aber belebten Mainstreet, die hier Wickeder Hellweg heißt (wie sonst!) irgendwann eine Art Marktplatz, der seit Anfang Juni durchaus die Ferienatmosphäre einer Plaza zwischen mallorquinischen Hotelneubauten atmet.





Patron Frank mit Küchenchef Sunil

In den Räumlichkeiten, in denen der „Grill Store“ als „größte Pommebude Deutschlands“ reüssieren wollte, hat sich jetzt die Dortmunder Gastro-Legende Frank Jülich einen Traum erfüllt. Der ehemalige Chef des „Alten Marktes“ in der Innenstadt und der Dico „Laufsteg“, nach eigenen Worten „zu jung für die Rente“, eröffnete hier das Restaurant „La Vida“, in dem der das „Beste aus Spaniens Küche“ auftischen will. Dass ihm das auch gelingt, dafür sorgt Küchenchef Sunil. Ursprünglich aus Sri Lanka stammend, hat er lange in Restaurants auf Mallorca gearbeitet und zaubert jetzt eine frische spanische Urlaubsküche auf die Teller, die über ein reines Tapasangebot hinausgehen soll.


Vorweg hausgemachte Mojo-Saucen und Aioli

Das kleine Pressemenü, das er für Silke von der Facebook-Seite „Mein (kulinarisches) Dortmund“, Tom vom Restaurantführer „Dortmund geht aus“ und den Genießer vorbereitet hatte, ließ nichts zu wünschen übrig. Bei herrlichstem Sommerwetter überzeugten die gemischte Tapasplatte (2 Personen 39,50 Euro), Mallorquinische Feuermuscheln (15,80 Euro), Paella Valenciana (pro Person 16 Euro) und zum Schluss ein mit süßer Kondensmilch zubereiteter Café con leche. Dazu gab‘s Sangria nach Hausrezept und vorweg das herzhafte Landbrot von der Bäckerei nebenan mit hausgemachten Mojo-Saucen und Aioli. Schöner kann ein Spanienurlaub in Dortmund nicht sein.




Sangria nach Hausrezept


Gemischte Tapasplatte

Mallorquinische Feuermuscheln

Paella Valenciana

Café con leche

La Vida. Wickeder Hellweg 93, 44319 Dortmund. Tel. 0231/97767740. Mo-Fr ab 15 Uhr, Sa und So ab 12 Uhr. www.lavida-dortmund.de

Der Genießer bedankt sich für die Presseeinladung.

Die Provence auf dem Südbalkon: Salade niçoise nach Genießerart. Mit Jahrgangssardinen, Dicken Bohnen, Zitronenkartoffeln, Pistou und Tapenade

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Ob der Salade Niçoise wirklich aus Nizza und somit aus der Provence stammt, weiß man nicht so genau. Wie Wikipedia weiß, nannte man jedenfalls im 19. Jahrhundert eine Garnitur mit Oliven und Sardellen à la niçoise, und die erfreute sich besonders in den Restaurants von Paris großer Beliebtheit. Auguste Escoffier, quasi der Gründervater der modernen Gastronomie, gab 1903 in seinem Guide culinaire als Zutaten grüne Bohnen, Kartoffeln, Tomaten, Kapern, Oliven und Sardellenfilets an.

Auch in der heutigen Gastronomie ist der Salade niçoise ein beliebter Bestandteil der Speiskarte. Halb aus frischen und halb aus konservierten Zutaten bestehend, ist er einfach zu bevorraten und eignet sich hervorragend auch für eine üppige Hauptmahlzeit. Denn im Lauf der Zeit wurde er recht nahrhaft mit hart gekochten Eiern und vor allem Dosenthunfisch ergänzt, und für die Fülle auf dem Teller sorgen frische Blattsalate.


Jahrgangssardine statt Thunfisch

Gemäß seines Mottos „Ölsardinen sind der neue Thunfisch“ näherte sich der Genießer bei seiner Salade-niçoise-Version wieder mehr der Escoffier-Rezeptur an. Den doch ziemlich vulgär gewordenen Dosen-Thunfischs ersetzte er durch Jahrgangssardinen. Für diese Spezialität, die besonders in der Bretagne und Portugal hergestellt wird, werden nur ausgewählte, in bestem Olivenöl konfierte Sardinen verwendet, und die Dosen werden mit einer Jahrgangsbezeichnung versehen. Die Sardinen reifen im Laufe der Jahre heran wie ein guter Wein in der Flasche. Das geschieht natürlich mitsamt der Gräte, die man selbstverständlich mitessen kann. Pingelige Zeitgenossen, die das stört, können die Sardinene selbstverständlich vor dem Servieren filetieren und die Gräte entfernen.

Dicke Bohne oder fève

Als Tribut an die Ruhrgebietsküche ergänzte ich die grünen Prinzessbohnen mit einer Handvoll Dicken Bohnen, die in Frankreich fève genannt werden und zur Zeit Saison haben. Zugegeben, die Bohnen aus den Schoten zu brechen, kurz zu blanchieren und dann noch einmal einzeln aus der unappetitlichen Lederhaut zu drücken, macht etwas Arbeit, aber geschmacklich lohnt es sich auf alle Fälle.


Gekochte Eier mit Tapenade
 

Zitronenkartoffeln mit Pistou

Zum Sattwerden gab’s natürlich auch gekochte Eier und Kartoffeln zum Salat. Die Kartoffeln bereitete ich nach Art meiner heißgeliebten Zitronenkartoffeln zu, indem ich vorgekochte Wedges mit Olivenöl, Zitronensaft, Thymian, Paprika und Salz marinierte und im sehr heißen Ofen goldig braun backte. Die Eier garnierte ich mit Tapenade, einem Olivenmus, und Zitronenkartoffeln mit Pistou, der provençalischen Variante des ligurischen Pesto genovese.

Das passende Getränk zum Salade niçoise ist natürlich ein kühler Rosé aus der Provence. Diese Rolle übernahm auf dem Südbalkon einmal mehr ein köstlicher Rhabarbernektar, diesmal von einer regionalen Saftkelterei aus dem Kreis Mettmann. 


Rezept: Salade niçoise nach Genießerart


Blattsalate, hier Rucola und Blutampfer
Dicke Bohnenkerne, blanchiert (Erläuterungen hier)
Grüne Bohnen, blanchiert
Schlangengurke
Rote Frühlingszwiebeln
Cherrytomaten
Oliven
Kapern
Jahrgangssardinen
Eier, hartgekocht
Tapenade (Rezept hier)
Zitronenkartoffeln (Rezept hier)
Pistou (Rezept hier)
Salatvinaigrette aus Olivenöl, Himbeeressig oder süßlichen Balsamico, Pfeffer, Salz, Zucker, Dijonsenf

Zuerst die Kartoffeln, am besten Drillinge, schälen und sieben Minuten in Salzwasser kochen. Abkühlen lassen, in Wedges schneiden. Aus Olivenöl, Zitronensaft, Salz, Paprikapulver und Thymianblättchen einer Marinade zubereiten un die Kartoffelstücke darin kurz marinieren. Auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und im auf 220 Grad heißen Ofen ca. 30 Minuten goldbraun backen. Wenn man rohe Kartoffeln nimmt, dauert es länger.

Eier in gewünschter Härte kochen, pellen und halbieren

Kapern in Salz ordentlich wässern, solche in Lake abgießen.
Dicke Bohnen aus der Schote brechen, 5 Minuten in Salzwasser blanchieren, etwas abkühlen lassen. Kerne aus der Lederhaut drücken.
Grüne Bohnen putzen und in Salzwasser blanchieren. Mit Eiswasser abschrecken, damit sie schön grün bleiben.
Blattsalate waschen und trockenschütteln.
Cherrytomaten halbieren.
Schlangengurke längs halbieren. Mit einem Löffel die Kerne samt Glibber herauskratzen und aufbewahren. Gurkenhälfte in Halbmonde schneiden.
Rote Frühlinszwiebel in Ringe schneiden.

Für die Vinaigrette Gurkenglibber, Olivenöl, Himbeeressig oder süßlichen Balsamico, Pfeffer, Salz, Zucker und etwas Dijonsenf in ein Schraubglas geben und kräftig durchschütteln.

Vorbereitete Blattsalate, Bohnen, und Gurkenstücke mit der Vinaigrette marinieren. Oliven, Kapern und halbierte Cherrytomaten unterheben.

Marinierten Salat auf die eine Hälfte eines großen Tellers geben und mit Jahrgangssardinen belegen und Roten Frühlingszwiebelringen garnieren. Auf ein Viertel der anderen Hälfte halbierte Eier geben, mit Tapenade garnieren. Auf das zweite Viertel Zitronenkartoffeln geben und mit Pistou garnieren.

Resteessen: Orechietti mit grünen und Dicken Bohnen

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Man könnte es fast für ein Regionalgericht aus dem süditalienischen Apulien halten, was auf dem Teller ist – doch in Wirklichkeit ist es ein Resteessen, ein typisches Stück Ruhrgebietsküche. Vom Salade niçoise nach Genießerart (klick hier) hatte ich noch je eine Handvoll blanchierter Dicke Bohnenkerne und grüne Bohnen übrig. Besonders die Dicken Bohne, im Italienischen fave genannt, werden besonders gern in Apulien gegessen und passen in Form, Größe und Konsistenz besonders gut zu der dortigen Nudelspezialität Orechietti, von denen ich auch noch Viertelpfündchen in einer Tüte hatte. Also Ideal, daraus einschnelles Nudelgericht zu machen. Zum weiteren Würzen boten sich noch die Reste von Pesto und Tapenade – diese beiden Dips stammen zwar aus dem norditalienschen Ligurien und der benachbarten französischen Provence, aber das störte mich auf meinem Südbalkon in Bochum überhaupt nicht. Mit all diesen Zutaten zzgl. etwas Speck und Ziegenfrischkäse improvisierte ich kurzerhand eine westfälisch inspirierte Specksauce, von der ich so begeistert war, dass ich sie den Genussbereit-Lesern nicht vorenthalten möchte.



Und noch ein Rest kam zum Einsatz: Vor über zwei Wochen hatte ich einen 2005er Château de Pey aus dem Médoc entkorkt (klick hier), bei dem mich frisch nach dem Öffnen eine ziemlich vordergründige Säure störte. Die war mittlerweile mit den Tanninen des Weins eine innige Verbindung eingegangen, so dass mir das übrig geblieben Gläschen richtig gut schmeckte. Denn die oxidativen Töne, die ebenfalls entstanden waren, standen dem Wein richtig gut.


Rezept: Orechietti mit grünen und Dicken Bohnen

1-2 Portionen

120 g Orechietti
1 Handvoll Dicke Bohnenkerne, blanchiert
1 paar grüne Bohnen, blanchiert und in 2 cm lange Stücke geschnitten
30 g Pancetta oder anderen durchwachsenenSpeck, gewürfelt
1 Schuss Olivenöl
1 Knoblauchzehe
3 EL Ziegenfrischkäse
1 EL Pesto genovese
1 EL Tapenade (Rezept hier)
Pfeffer aus der Mühle
1 Zweig Bohnenkraut
ein paar Minzblätter
Salz, Pfeffer

Orechietti in gut gesalzenem Wasser nach Packungsvorschrift nicht zu hart kochen.
In der Zwischenzeit Speckwürfel in einem Schuss Olivenöl mit einer halbierten Knoblauchzehe auslassen. Blanchierte Dicke und grüne Bohnen hineingeben und etwas anbraten. Die fertig gekochten Orechietti mit einem Schaumlöffel tropfnass dazu geben und mitbraten lassen. Ziegenfrischkäse und Pesto genovese unterrühren. Evtl. mit Nudelkochwasser geschmeidig machen. Gehäckte Bohnenkraut- und Minzblätter dazu geben.
Nudeln auf vorgewärmte Teller geben. Tapenade darauf verteilen und mit Pfeffer aus der Mühle bestreuen.

Hier eine Variante mit Dicke-Bohnen-Pesto: klick hier

Sommerfreuden: Zucchinirisotto mit Garnelen und Pink Grapefruit sowie bunter Getränkebegleitung

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Wenn man seit zwölf Jahren einen Blog mit Kochrezepten macht, kann man es sich leisten, einfach mal im Archiv zu stöbern, um dem kulinarischen Dolce Vita auf dem sommerlichen zu frönen. Als vor ein paar Tagen das Thermometer die Dreißig-Grad-Marke überstieg, fiel mir der immer wieder gern gegessene Zucchinirisotto ein, den ich vor neun Jahren einmal in der Rubrik „Gestern bei Mama“ gepostet hatte (klick hier). Daraus machte ich mir vor ein paar Tagen eine salatähnliche Mahlzeit, indem ich ihn mit gebratenen Chicoree, Pink Grapefruit-Scheiben und ein paar kleinen Garnelen kombinierte.


Erste Version mit kleinen Bio-Garnelen,
viel Grapefruit und Chicoree

Das Ganze erwies sich als so erfrischend und lecker, dass ich es am Wochenende noch einmal machte. Nur ersetzte ich den Chicoree durch hauchdünn gehobelte Gurkenscheiben, und statt der kleine Bio-Garnelen gab’s diesmal Riesengarnelenschwänze, die ich wie in einem alten Kochkursrezept mit Pernod flambierte (klick hier).

Bunte Getränkebegleitung

Das Sommeressen war perfekt. Bei den fotogenen Getränken auf dem Bild handelt es sich übrigens um Rhabarberschorle und einen mallorquinischen Minzlikör. Ein kühler Rosé ein Pernod oder eine andere Fee Verte hätten es sicherlich auch getan….

Hier noch einmal die Links zu den Rezepten:
Zucchini-Risotto klick hier
Flambierte Garnelen klick hier


 

Sommerfreuden: Rollmöpse vom Matjes mIt Kartoffeln, Schlangengurken, Äpfeln und marinierten Tropeazwiebeln

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Eigentlich werden Rollmöpse ja aus Salzheringen gemacht, aber die hübschen kleinen Gabel-Möpschen, von denen ein Matjes-Doppelfilet zwei Stück ergibt, haben es in sich. Weil die fermentierten Jungheringe viel zarter sind als ihre ausgewachsenen Kollegen, braucht man sie auch nicht so lange in Marinade liegen zu lassen. Sie brauchen vielleicht sechs Stunden, um den Geschmack anzunehmen. Werden sie länger mariniert, zeigen sie Auflösungserscheinungen. Kürzere Zeit ist gar kein Problem, man könnte sie sogar essen, ohne dass sie mariniert sind.


Zutataen für die Füllung: Rote Zwiebeln, Gewürzgurken, Kapern


Die Füllung wird auf einen Zahnstocher gespießt.


Zur weiteren Fixierung werden die Rollmöpse....
 

...mit Schnittlauchstängeln umwickelt...


...und in eine Marinade eingeelgt.

Ansonsten ist es eine hübsche Bastelarbeit, die Möpschen zur rollen. Man sollte die fetten Filets sorgsam abtupfen, damit sie nicht durch die Finger flutschen. Die Füllung aus Zwiebel, Kaper und Gewürzgurke habe ich mit einem halben Zahnstocher zu einem Spießchen fixiert, mit der anderen Zahnstocherhälfte habe ich dann das gesamte Röllchen zusammen gesteckt. Zusätzlich habe ich das Ganze dann mit einem blanchierten Stängel Schnittlauch umwickelt, den ich schön verknotet habe. So konnte ich beim Anrichten die Zahnstocher vorsichtig entfernen, ohne dass die Rollmöpse auseinander fielen.


Als Beilagen gab es mit Rollmopsmarinade beträufelte Bratkartoffel- und Schlangengurkenscheiben. Als Topping hab es Apfelwürfelchen und mit Zitrone, Zucker und Essig marinierte Tropeazwiebeln nach einem Rezept von Ottolenghi (klick hier).


Rezept: Rollmöpse vom Matjes mIt Kartoffeln, Schlangengurken, Äpfeln und marinierten Tropeazwiebeln

Ergibt 12 Rollmöpse

Zutaten Rollmöpse:
6 Matjes-Doppelfilets
1 Tropea- oder andere rote Zwiebel
1-2 Gewürzgurken
12 große Kapern, gewässert
12 Zahnstocher
12 lange Stängel Schnittlauch

Zutaten Marinade:
100 ml Apfel- oder Weißweinessig
100 ml Balsamico Bianco
50 ml Weißwein
200 ml Wasser
2 TL Wacholderbeeren
1 TL Pimentkörner
3 Gewürznelken
2 TL helle Senfsaat
2 Lorbeerblätter
2 El Zucker

Zutaten Beilagen:
½ Schlangengurke
6 kleine Kartoffeln
½ Apfel
1 Tropea- oder andere rote Zwiebel zum Marinieren
Für die Zwiebelmarinade:
1 EL Zitronensaft
Zitronenabrieb
½ EL Apfelessig
1 TL Puderzucker
½ TL Salz

Zutaten für die Rollmops-Marinade in einen Topf geben und 5 Minuten köcheln lassen. Abkühlen lassen.
Zutaten für die Zwiebelmarinade mischen. 1 Tropeazwiebel hauchdünn schneiden oder hobeln und in die Zwiebelmarinade geben und mindestens 1 Stunde marinieren.
Kartoffeln für die Beilage in der Schale in Salzwasser kochen, abkühlen lassen und pellen.

Für die Rollmöpse 1 Schnittlauchstängel in Salzwasser blanchieren, damit sie weich werden.
Rote Zwiebel und Gewürzgurken in ca. 1 cm große Stücke schneiden. Die Stücke sollten so groß sein wie die Kapern.
Für die Füllung Zahnstocher in der Mitte durchbrechen. Auf 12 Hälften je 1 Kaper, 1 Stück Zwiebel und 1 Stück Gewürzgurke spießen.
Die Matjes-Doppelfilets von den Schwänzen befreien und in jeweils 2 Filets teilen. Jedes Filet um ein Füllungspießchen wickeln und mit der anderen Hälfte des Zahnstocher fixieren. Zusätzlich um jeden Rollmops einen blanchierten Schnittlauchknoten wickeln und verknoten.
Rollmöpse in eine Schüssel gebe, mit der erkalteten Marinade übergießen und 6 Stunden marinieren lassen. 

Anrichten:
Erkaltete und gepellte Kartoffeln in 3 mm dicke Scheiben schneiden, hauchdünn mit Mehl bestäuben und in etwas Öl knusprig braten.
Schlangengurke ebenfalls in 3 mm dicke Scheiben schneiden.
Apfel in feine Würfel schneiden.
Kartoffel und Gurkenscheiben auf flache Teller verteilen und mit Rollmopsmarinade beträufeln. Rollmöpse darauf setzen, Zahnstocher entfernen und mit marinierten Zwiebeln und Apfelwürfelchen garnieren.


 


Urbane Landhausküche: Fregola mit Zucchini, Limetten, Minze und in Piment d' espelette-Butter gebratenen Sardinen. Eine neue lilafarbene Kohlsorte, eine Kreuzung aus Stielmus und Grünkohl, war auch dabei.

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Lange Zeit war ich zwar bei Instagram angemeldet, hatte aber dieses soziale Netzwerk weitestgehend ignoriert. Bis ich vor drei Monaten auf die Idee kam, die Fotos, die sich in den 12 Jahren des Blog-Machens hier auf „Genussbereit“ angesammelt haben, auch dort zu veröffentlichen. Gleichzeitig entdeckte ich die unzähligen Fotos von professionell angerichteten Tellern, die dort gepostet wurden und die eine wunderbare Inspiration sind – auch ohne Rezepte dazu.

So fiel mir ein Foto aus einer toskanischen Trattoria ins Auge, bei dem ich dachte, das machst du nach: Fregola mit Zucchini, Minze und Sardinen (und einer launigen Bemerkung, dass man die sardische Nudelspezialität auch in der Toskana zu bereiten kann.) Und nicht nur da. Im meinem Küchenregal stand noch eine angebrochene Tüte mit Fregola von dem Bottarga-Artischocken-Gericht von neulich (klick hier), und an Sardinen mangelt es bei mir bekanntlich auch nicht. So hatte ich noch eine Dose bretonische, in mit Piment d‘espelette gewürzter Butter eingelegte Sardinen, die jetzt prima zum Einsatz kommen konnte.


Lilafarbiger Kohl vom Wochenmarkt.

Doch ich ging noch weiter. Auf dem Wochenmarkt war mir eine lilafarbene Kohlsorte aufgefallen, die mir der Gemüsehändler als eine Kreuzung aus Stielmus und Grünkohl anpries. Davon hatte ich ein Bund gekauft, und das musste jetzt weg. Also kam der farbenfrohe Kohl mit ins Gericht – wer es nachkochen will, aber keinen zur Hand hat, kann getrost normalen Grünkohl nehmen, oder um im Italienischen zu bleiben, auch Cavolo nero oder Cima di Rapa. Das schmeckt alles ähnlich.

Das fertige Gericht fand ich ziemlich klasse, urwüchsig und elegant zu gleich. Dazu ein schöner trockener Weißwein – was will man mehr!


Rezept: Fregola mit Zucchini, Limetten, Minze, in Piment d'espelette-Butter gebratenen Sardinen und lila Kohl


150 g Fregola (kleine aus Sardinien stammende Nudelsorte)
200 g Zucchini
1 kleine Zwiebel
2-3 Knoblauchzehen
1 Limette, Saft und abgeriebene Schale
1 Bund Minzblätter
100 g lila Kohlblatter (der Grünkohl, Schwarzkohl, Cavolo nero oder Cima di rapa
Pfeffer, Salz
geriebener Pacorino oder Parmesan
Oliven- oder Rapsöl
1 Dose Sardines à poêler mit Piment d’espelette



Zucchini, Zwiebel und Knoblauch in kleine Würfel schneiden, die so groß wie die Fregola sind.
Schale einer Limette abreiben, die Frucht dann auspressen.
Kohlblätter in schmale Streifen schneiden.
Salzwasser für die Fregola zum Kochen bringen, dann die Nudeln in zwölf Minuten nach Packungsanweisung gar kochen.
In der Zwischenzeit in einer Pfanne das Öl erhitzen. Zwiebeln darin anbraten, Kohlblätterstreifen dazugeben und mitbraten. Zucchini und Knoblauch dazu geben und ebenfalls mitbraten. Limettensaft und –schale dazugeben, ein EL Nudelkochwasser dazugeben und bei geschlossenem Deckel schmoren lassen.
Geschlossene Dose Sardines à poêler in einem Sieb über die kochenden Nudeln halten, damit die Butter in der Dose schmilzt. Dose vorsichtig öffnen und die flüssige Butter mit den Sardinen in eine Pfanne geben. Sardinen in der Butter anbraten.
Wenn die Nudeln gar sind, mit einem Schasumlöffel aus dem Wasser heben und zu dem Gemüse geben. Kurz mitbraten lassen, evtl. mit Kochwasser geschmeidig machen. Sardinenbutter aus der Pfanne dazugeben und umrühren. Geriebenen Pecorino oder Parmesan unterrühren.
Nudeln mit Gemüse auf vorgewärmte Teller verteilen. Die gebratenen Sardinen darauf verteilen. Mit Pfeffer aus der Mühle und gehackten Minzblättern bestreuen.

Urbane Landhausküche: Linsen-Couscous auf Ziegenjoghurt mit gebackenen Harissa-Möhrchen und gerösteten Mandeln (vegetarisch)

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Eigentlich hätte man aus dem Bund Möhren, das Svenja von der „Bunten Beete“ den Teilnehmern der Pressekonferenz zur Eröffnung ihrer Gastronomie auf der Bonnekamphöhe in Essen (Bericht klick hier) mitgegeben hatte, ein deftiges Ruhrgebietsessen machen können, etwa Möhren durcheinander, so richtig lecker mit gekochtem Schweinebauch (klick hier). Doch das wäre mit dem Grundgedanken der von der Bonnekamp-Stiftung betriebenen Permakultur Ruhr im Herzen von Essen-Katernberg wohl nicht ganz kompatibel gewesen. Und so suchte ich im Internet nach einer vegetarischen Alternative und wurde schließlich mit diesem arabisch-orientalisch inspirierten Rezept fündig, um das in allerbester Bio-Qualität erzeugte Gemüse zu verarbeiten. (Und irgendwie passt die Herkunft des Gerichtes auch ganz gut in den Essener Norden.)


Svenja von der "Bunten Beete" auf der Bonnekamphöhe....


...gab uns ein paar Gemüsepröbchen aus dem Permakultur-Garten mit.

Allerdings wandelte ich es etwas ab. Als Grundlage für die Sauce nahm ich Joghurt von der Ziege, den man mittlerweile in jedem gutsortierten Supermarkt als Milchproduktalternative für Laktoseintoleranz geplagte Menschen bekommt. Wer Lust und Zeit hat, kann sich allerdings auch wunderbaren Ziegenjoghurt in Bioqualität auf den Ziegenhöfen in der Umgebung besorgen, etwa in Castrop-Rauxel (klick hier). Auch verzichtete ich darauf, den Joghurt mit Tahini anzudicken. Eigentlich mag ich die Sesamaromatik sehr, aber die meisten dieser im Handel erhältlichen Pasten erinnern mich an muffige Erdnussbutter. Deswegen würzte ich die Sauce nur mit Zitrone, Minze und etwas Knoblauch.

Die Möhren rieb ich, wie im Rezept vorgesehen, vor dem Backen mit Harissa ein. Diese scharfe Chilipaste verpasste ihnen einen gehörigen Wumms, und für meinen Geschmack hätte ich etwas vorsichtiger sein können. Dabei hatte ich das Harissa schon mit ein paar Spritzern von dem Spitzen-Rapsöl der Kornkammer in Witten (klick hier) verdünnt.

Heraus kam jedenfalls ein leckeres, farbenfrohes und schwer gesundes Essen, zu dem ein selbstgemachtes Glas Ayran aus mit Wasser verdünntem Ziegenjoghurt und etwas Salz hervorragend schmeckte.


Rezept: Linsen-Couscous auf Ziegenjoghurt mit gebackenen Harissa-Möhrchen und gerösteten Mandeln (vegetarisch)

2 Portionen

Gebackene Harissa-Möhrchen:
6-8 Möhren, je nach Größe
1 EL Harissa (scharfe Chilipaste)
Rapsöl
Salz
Zucker

Möhren putzen, abschrubben bzw. schälen und das Grünzeug kürzen. In leicht gesalzenem und mit Zucker gesüßtem Wasser 5 Minuten blanchieren. Harissa mit etwas Rapsöl verdünnen und auf die Möhren auftragen. Möhren auf ein mit Backpapiere ausgeschlagenes Blech legen und im 200 Grad heißen Ofen 20 bis 25 Minuten backen.

Linsen-Couscous:
½ Tasse grüne Linsen
1 kleine Knoblauchzehe
1-2 Schalotten
Rapsöl
½ TL gemahlene Koriandersaat
1 Msp gemahlener Kreuzkümmel
½ Tasse Couscous
1 Tasse Gemüsebrühe
Pfeffer und Salz

Linsen in einem Sieb waschen. Knoblauch und Schalotten fein würfeln. Öl in einem Topf erhitzen, Knoblauch- und Schalottenwürfel dazu geben und anschwitzen. Linsen dazugeben, mit Koriandersaat und Kreuzkümmel würzen und kurz mitschwitzen lassen. Mit eine Tasse heißem Wasser auffüllen und in ca 25 Minuten gar kochen lassen. Ggf. Wasser dazugeben.
Couscous in eine Schüssel geben. Gemüsebrühe zum Kochen bringen, darüber gießen und gar quellen lassen.
Wenn die Linsen fertig sind, gequollenen Couscous dazu geben, vermischen und weiter ziehen lassen. Ggf. heiße Flüssigkeit dazu geben. Mit Pfeffer und Salz würzen.

Joghurtsauce:
250 g Ziegenjoghurt
Abgeriebene Schale von ½ Zitrone
Zitronensaft
1 Knoblauchzehe, gepresst
Gehackte Minzblätter
Pfeffer, Salz, Zucker

Joghurt mit Zitronenschale und -saft vermischen. Gepressten Knoblauchund gehackte Minze unterrühren. Ggf. mit Pfeffer, Salz und Zucker abschmecken.

Anrichten:
2 EL Minzblätter
2 EL Mandelsplitter

Joghurtsauce auf Teller geben. Couscous-Linsen darauf geben und mit den gebackenen Möhren belegen. Mit Minzblättern und gerösteten Mandelsplittern bestreuen.


Permakultur Ruhr Essen: „Bunte Beete“ auf der Bonnekamphöhe

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Neuzugang auf der Bonnekamphöhe: Svenja und ihre "Bunte Beete"

Gefeiert wird auf der Bonnekamphöhe eigentlich jedes Jahr. So entdeckte der Genießer den Zaubergarten im Herzen von Essen-Katernberg bereits vor vier Jahren, als er im Rahmen des Sommerfestes 2017 an einer Führung über das wildromantische Gelände teilnahm (klick hier). Dabei war der Permakultur-Garten damals schon über sechs Jahre alt. Mastermind des Projektes ist nach wie vor der Biologe Hubertus Ahlers, der seinerzeit das Potential des drei Hektar großen brachliegenden Areals im erkannte. Ursprünglich als Gemüsegarten für die Gastronomie in der naheliegenden Zeche Zollverein gedacht, wurde daraus bald eine Stiftung zur Umsetzung eines Permakultur-Projektes. In der Landwirtschaft bedeutet Permakultur, die ökologischen Kreisläufe der Natur nachzuahmen, etwas, was in der modernen Agrarwirtschaft weitgehend zu kurz kommt. Und so gestaltete Hubertus Ahlers im Rahmen eines Inklusionsbetriebs mit Unterstützung der Uni Essen die grüne Oase als Gemüsegärtnerei mit hydroponischer Bewässerung, Obstanbau und Arealen für Wildpflanzen. Alle diese Bereiche ergänzen sich und halten sich im biologischen Gleichgewicht, sorgen für Artenvielfalt und Austausch von Nährstoffen. Und das bemerkt man an den wunderbaren Produkten, die die Gärtnerei hervorbringt und die ein Beweis sind, was für eine Lebensmittelqualität in der Großstadt erzeugt werden kann.

Biologe und Bonnekamp-Mastermind Hubertus Ahlers

In diesem Jahr konnte auf dem Sommerfest das neuste Projekt der Bonnekampstiftung eröffnet werden, eine nachhaltige Gastronomie mit dem schönen Namen „Bunte Beete“. Zuständig dafür ist Svenja Kronauer mit ihrer mobilen Küche, das „Beet-Mobil“. Hier wird sie Gemüse und Obst der Bonnekamphöhe verarbeiten. Neben haltbaren Produkten wie Marmelade, Chutneys, eingelegtes Gemüse, Sauerkraut, eingeweckte Suppen und Eintöpfe wird es auch ein frisches, rein pflanzliches Angebot zum Verzehr vor Ort oder zum Mitnehmen geben, z.B. bunte Salatmix mit Wildkräutern und essbaren Blüten, gute Deutsche Küche aus Omas Zeiten mit Fleischalternativen, Wraps in verschiedenen Variationen, ein Kaffee-und-Kuchen-Angebot, Smoothies und Limonaden.


Illustre Gäste auf der Bonnekamphöhe:
Berthold Bühler und Heinrich Wächter mit Hubertus Ahlers

Vor der offziellen Eröffnung am letzten Samstag gab es ein paar Tage zuvor eine Pressekonferenz, die sich jedoch als eine Art Pre-Opening mit einer illustren Gästeschar entpuppte. U.a. hatten sich zwei Urgesteine der Ruhrgebietskulinarik eingestellt, die beiden einzigen Köche, denen bislang der Titel „Bürger des Ruhrgebiets“ verliehen wurde: Berthold Bühler, der langjährige Patron des mit zwei Michelinsternen ausgezeichneten Restaurants „Résidence“ in Kettwig, und Heinrich Wächter, Vorsitzender des Köcheclubs Gelsenkirchen und Botschafter der Ruhrgebietsküche. Alle Gäste zeigten sich begeistert von der nachhaltigen und wildromantischen Idylle, die auf der Bonnekamphöhe geschaffen wurde.


Presserundgang im Schwarzkohlfeld


Auf dem Naschpfad


Die Kirschen in Nachbars Garten


Anzuchtstation


Ausruhstation

Welche Qualität die Produkte haben, die in der Gärtnerei erzeugt werden, bewiesen die kleinen Gerichte, die Svenja Kronauer in ihrem „Beet Mobil“ zubereitet hatte: verschiedene Dips und ein Salat, der an Vielseitigkeit nichts zu wünschen übrig ließ.

Frischer Gartensalat aus Mitsuna aus den asiatischen Braunsenfsorten, Brunnenkresse, Borretschblüten, Kapuzinerkressenblüten- und Blätter,marinierter Mangold, Mauretanische Malve, Ringelblume, Möhren „Purple Haze“ in lila-gelber Farbvariation, Blattsalate wie Salanova, Multigreen,Lollobiando und Lollorosso.
 

Salbei- Frischkäse mit Zwiebelgrün
Veganer Frischkäse, Sojajoghurt, leicht angebratener Salbei und Zwiebelgrün

Mangold- Hummus
Im Ofen gerösteter Mangold mit Olivenöl und Kreuzkümmel, gerösteter Sesammus (Tahini), Sojajoghurt, etwas Zitronensaft und Knoblauch 

Möhren Tomaten Dip
Lila Möhren vom Feld, Tomatenmark, Olivenöl, Zwiebelgrün, Cayenne Pfeffer, Thymian und Oregano
 
Gegrillte Zucchini
 

In der Obhut der Revier-Granden


Infos zu Bunte Beete, Feldernte, Restaurantzeiten, Führungen:
Permakulturstiftung Bonnekamphöhe
Bonnekamphöhe 8
45327 Essen-Katernberg
Immer Samstags 14-19


 

5 Jahre Bauernstube auf dem Buchholz-Hof: Tapasabend in Essen/Mülheim

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Bodenständiger Luxus in der Bauernstube

Fünf Jahre ist es jetzt her, dass André Becker die „Bauernstube auf dem Buchholz-Hof“ übernahm. Zuvor hatte er als Koch am Grill im Essener „Bistecca“ und im kurzlebigen „Victor’s“ an der Bochumer Viktoriastraße die hohe Kunst des Edelsteak-Bratens zelebriert, doch schließlich fand er in der Restauration nahe des Essen-Mülheimer Flughafens seine kulinarische Heimat.

Der große Bauernladen des Buchholz-Hofes an der Meisenburgstraße in Essen Kettwig ist weitbekannt. Was aber nur wenige wissen: Sobald man in die Einfahrt zum Parkplatz abbiegt, befindet man sich auf Mülheimer Stadtgebiet. Fährt man ein paar Meter weiter, erreicht man eine große Reithalle mit der dazugehörigen „Bauernstube“.

André Becker hat gut Lachen.

André Becker hat hier in den letzten fünf Jahren aus der Verpflegungsstation für Pferdesportler ein Lokal mit bodenständiger Küche gemacht. Er bietet unprätentiöse, teils deftige Hausmannskost an, die er jedoch mit der Raffinesse eines Koches zubereitet, der in Spitzenrestaurants an der Ahr oder in Baiersbronn sein Handwerk erlernte. Das wissen seine Gäste zu schätzen. So hat er für die kommende Saison im Herbst allein 400 Bauerngänse vorbestellt, wohlwissend, dass er damit gar nicht auskommen wird.


Rinderrouladen, Sauerbraten und
Königsberger Klopse gibt es auch für Zuhause.

Neben der Alltagskost gönnt sich André Becker regelmäßig Menü-Abende wie etwa den „Tapasabend“, zu dem er am letzten Freitag den Genießer einlud. Tapas – diese Bezeichnung sollte man allerdings nicht ganz so ernst nehmen „Diese spanischen Häppchen sind doch immer dasselbe“, meint André Becker und lacht dabei so schelmisch wie der Fernsehmoderator Elton. So war der Tapasabend in Wirklichkeit Degustationsmenü in sieben Gangen plus Amuse Gueulle durch die europäische Küche, bei dem so edle Produkte wie Kaviar, Hummer, Trüffel oder Fleisch vom Galloway-Rind verarbeitet wurden, für knapp 70 Euro zu einem sensationellen Preis. Das kam völlig unprätentiös und tadellos zubereitet auf den Tisch, dass es eine Lust war, alles aufzuessen. Zumal man durch die Panoramascheiben eine luxuriöse Aussicht auf die Reithalle hatte, wo mehr oder wenig versierte Reiterinnen auf ihren Rössern die hohe Schule durchexerzierten.

Tapasabend
Bauernstube auf dem Buchholz-Hof, 9.7.2021

Vorweg ein Glas Champagner

Amuse Gueulle
Kaviar auf Blini mit Wachtelei


Carpaccio vom kanadischen Rinderfilet
mit 24 Monate gereiftem Parmesan

Der italienische Klassiker in bester Qualität.

Thunfisch-Tatar mit Melonensalsa

Eine ungemein erfrischende Produktkombination.

Spargelquiche mit Hummer

Die Quiche bestand nicht wie erwartet aus Mürbeteig, sondern aus Rührei. Zusammen mit Spargel und Hummer eine samtig-knackige Köstlichkeit.

Gnocchi mit frischem Trüffel

So edel ist italienische Küche im Ruhrgebiet.

Galloway-Burger mit Galloway-Currywurst

Ein unwiderstehlicher Gruß aus dem Ruhrgebiet.

Kalbsfilet in Portweinsauce, frischen Pfifferlingen und Kartoffelpüree

Klassisch gut und der Saison entsprechend.

Crème brûlée von der Kokosnuss

Ananas war auch noch dabei…

Bauernstube, Am Buchholz 12, (Buchholz-Hof), 45470 Mülheim an der Ruhr. André Becker Mobil: 01 78 – 34 67 530. Do., Fr., Sa. & So. von 12.00 – 19.00 Uhr. Mo, Di, Mi Ruhetage. www.bauernstube-mh.de

Der Genießer bedankt sich für die Presse-Einladung.

Neu in Essen: Arabesque auf der Rü

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Kassim El-Hadi vor dem Arabesque auf der Rü

Seit genau 20 Jahren ist Kassim El-Hadis Restaurant „Arabesque“, (vorm. „Karamahne“) auf der Rellinghauser Straße im Essener Südviertel ein Juwel für arabisch-orientalische Küche. (Zum Bericht über eine Weinprobe bitte hier klicken.) Als kreativer Kopf der Küche und guter Geist im Hintergrund ist Kassims Frau Sarah Karim tätig. Sie entwickelt die wunderbaren Lamm- und Geflügelgerichte, die auf den kulinarischen Traditionen des Nahen Ostens basieren – und vor allem die zahlreichen Vorspeisen. Um die 70 der kleinen Mezze-Teller sind im Angebot, aus denen sich der Gast ganz individuell seine eigenen Vorspeisenplatten zusammenstellen kann. Sie sind eine ideale Begleitung zu den libanesischen Weinen, die Kassim El-Hadi exklusiv im Angebot hat. Die Weine werden nicht nur im Restaurant, sondern auch in seinem arabischen Shop ebenfalls in der Rellinghauser Straße verkauft, gemeinsam mit allerlei Zierrat wie aus tausend und einer Nacht. Und natürlich den zahllosen verschieden Sorten Arak, dem arabischen Anisbranntwein, die Kassim ebenfalls exklusiv im Angebot hat.

Jetzt endlich konnte Kassim El-Hadi nach langen Verzögerungen durch die Corona-Pandemie die „Arabesque“ in Essen eröffnen, und zwar direkt auf der Rüttenscheider Straße. Das Lokal mit bis 12 Plätzen eignet sich wie kein anderes auf der Rü dafür, denn es beherbergte lange Zeit das edle türkische Restaurant „La Turka“. Dessen Betreiber Yavuz Cagritekin und seine Partnerin Seda beschlossen jedoch, die Landeshauptstadt Düsseldorf zu erobern (klick hier), und so konnte Kassim die Location schließlich übernehmen.

Moderne orientalische Eleganz
 


Arabische Lampen aus dem Shop

Moderne orientalische Eleganz bestimmt die Einrichtung der „Arabesque auf der Rü“, ergänzt durch die folkloristischen Lampen aus Kassims Shop. Die Dekoration einer Wand erinnert an das babylonische Ischtar-Tor und verweist auf seine irakische Herkunft. Das kulinarische Angebot ähnelt weitgehend dem des Stammhauses auf der Rellinghauser Straße, doch wird hier ausdrücklich Wert auf die Lamm- und Hähnchen-Gerichte gelegt. 



Große Auswahl an libanesischem Wein und arabischem Arak

Bei einem kleinen Pressetermin konnte sich der Genießer von der tadellosen Zubereitung der Fleischspezialitäten überzeugen. Lammfilet und –lachse sowie das marinierte Hähnchen wurden mit farbenfrohen arabischen Beilagen, pikanten Pasten, betörenden Saucen und Basmatireis serviert. Doch der Genießer muss gestehen, sein Herz bzw. seine Zunge hat er an die verschiedenen Vorspeisen verloren.

Kassim El-Hadi mit libanesischem Rotwein vor der Nachbildung des babylonischen Ischtar-Tors.
 
Presse-Menü im Arabesque auf der Rü
15.7.2021

Vorspeisen

Auberginenröllchen mit Granatapfelkernen

Mtebbel
Paste aus gegrillten Auberginen,
Sesamsauce und Olivenöl


Moussaka arabische Art

Auberginensalat

Hendebe
angemachter Löwenzahn


Falafel
frittierte Kicherbsen-Bällchen


Püree mit Hähnchenfleisch

Tabbule
Petersilie mit Tomaten, Zwiebeln, Weizenschrot, 
Lauchzwiebel, Minze, Zitrone und Olivenöl

Hummus

 
Muhammara
Paste aus Walnuss, Paprika,
 
Zwiebeln und Olivenöl
 
Hauptgänge 
 
Hähnchenin Orangensauce
 
Lammfiletin Käsesauce

Lammlachse in Granatapfelsauce mit Avocadocréme

Dessert

Obstsalat

Kunafa - Engelshaar mit 
Frischkäse und Pistazien

Crème brülée arabische Art
 
Arabesque auf der Rü. Rüttenscheider Str. 176, 45131 Essen. Tel. 0201/37645866 u. 0201/8228822. Di-So 17.30-22 Uhr. Mo Ruhetag. www.arabesque-essen.dewww.arabesque-restaurant.eu

Der Genießer bedankt sich für die Presse-Einladung.

Urbane Landhausküche: Pasta mit Pfifferlingen à la (Ziegenfrischkäse-)Crème mit Riesling, Lardo und Estragon

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Überarbeitete Version mit Paccheri und Riesling

Eigentlich hatte ich gar nicht vor, dieses Gericht hier im Blog zu posten, schließlich hatte ich nur ein Rezept nachgekocht, das ich schon 2012 mit optimalen Bildern veröffentlicht hatte, u Und zwar als Pfifferlinge à la carbonara mit Bandnudeln (zum Rezept klick hier). Doch als das neue Bild auf Facebook so viel Aufmerksamkeit erregte, disponierte ich diesbezüglich um.


Allererste Version von 2012:

Pfifferlinge à la carbonara (klick hier)

Schließlich hatte ich das Rezept doch ziemlich verändert. Statt Tagliatelle wie damals brauchte ich diesmal einen Rest Calamarata auf, große aber kurze, relativ dickwandige Röhrennudeln, die gar gekocht von der Konsistenz her prima zu den geschmorten Pfifferlingen passten. Damals hatte ich eine klassische Carbonara zubereitet, die ich um die Pilze ergänzte. Ich ließ durchwachsenen Speck aus, schmorte darin die Pfifferlinge weich und goss dann mit Parmesan verkleppertes Ei dazu, ohne es stocken zu lassen. Das Ergebnis schmeckte phänomenal.

Zweite Version von Freitag mit Calamarata und Zitrone

Ich weiß nicht warum, aber diesmal hatte ich kein Ei im Haus. Zum Nachbarn zu gehen und mir eins auszuborgen, war mir denn doch zu peinlich. Also besann ich mich darauf, dass es in deutschen Restaurants Usus ist, die Carbonara statt mit Ei mit Sahne zu machen. Und da durch die Zugabe der Pfifferlinge es ja sowieso keine authentische Zubereitung war, konnte ich ja auch welche nehmen. Nur: auch Sahne hatte ich nicht im Haus. Also griff ich zum bewährten Ziegenfrischkäse, und kreierte kurzerhand die Pfifferlinge à la Ziegenfrischkäsecrème, die ich mich Zitronensaft säuerte und mit Französischem Estragon, der auf meinem Balkon sprießt, würzte. Auch dieses Ergebnis war phänomenal, das die Aufmerksamkeit, die das Foto auf Facebook weckte, auch tatsächlich verdiente.


Dritte Version mit Paccheri und Riesling

Das Gericht war so lecker, so dass ich beschloss, es am Sonntag noch einmal zu machen. Und wieder wurde es anders. Leider waren die Calamarata jetzt alle, und im Supermarkt meines Vertrauens bekam ich leider nur Paccheri, ebenfalls Röhrennudeln, die aber etwas größer sind und deren Wände dafür etwas dünner. Auch sie passten konsistenzmäßig bestens zu den geschmorten Pfifferlingen. Für die Crème nahm ich diesmal etwas weniger Ziegenfrischkäse, damit die goldene Farbe der Pilze besser zur Geltung kam. Und die Säure sollte nicht von schnödem Zitronensaft stammen, sondern von einem schönen Weißwein.


Kellerfund: Riesling vom Mittelrhein Jg. 2008

Im Keller fand ich dafür einen wunderbar ausgerieften Riesling aus dem Jahr2008 Devon S vom Weingut Toni Jost „Hahnenhof“ in Bacharach. Vor Jahren hatte ich mit Freunden mehrere Ausflüge an den Mittelrhein gemacht und auf dem wohl besten Weingut der Region bei Toni Jost auch Weinproben mitgemacht (klick hier). Eines der Mitbringsel von damals schlummerte noch immer im Regal, und jetzt sollte der 13 Jahre alte Tropfen dran glauben. Die Farbe war so gülden wie flüssiger Honig, und ich musste gleich an den guten alten Wein-Bariton Willi Schneider und seinen Gassenhauer „Wenn das Wasser im Rhein gold’ner Wein wär, ja dann möchte‘ ich so gern ein Fischlein sein“ denken.

Im Mund war der Wein eine Wucht. Die lange Zeit hatte reife oxidative und Petrol-Töne entstehen lassen, der Devonschiefer des Bodens brachte eine unverkennbare Mineralität ein, und alles wurde von einer an Orangen erinnernden reifen Fruchtigkeit ergänzt. Eigentlich fast schon zu schade als reiner Essensbegleiter. Trotzdem landete ein guter Schuss des Elixiers in der Pfanne, in der die Pfifferlinge schmorten. Viel mehr barucht man nicht mehr zu sagen.


Rezept: Pasta mit Pfifferlingen à la (Ziegenfrischkäse-)Crème mit Riesling, Lardo und Estragon

2 Portionen

200 g Pfifferlinge
30 g Lardo oder anderen durchwachsenen Speck
1-2 Knoblauchzehen
1 Schalotte oder Frühlingzwiebel
1 Schuss Raps- oder Olivenöl
1 sehr guten Schuss Riesling bzw. anderen trockenen Wein (wahlweise Saft von ½ Zitrone)
2-3 Stngel Französischen Estragon
1-2 EL Ziegenfrischkäse
200 g Calamarata, Pccheri oder andere Pasta
Pfeffer, Salz
Mehl zum Waschen der Pfifferlinge

In eine großen mit Wasser gefüllten Schüssel 1-2 EL Mehl geben und umrühren. Pfifferlinge dazugeben und alls kräftig mit der Hand umrühren, bis das Mehl allen Sand von den Pilzen abgeschliffen hat. In ein Sieb abgießen, abbrausen und evtl. noch vorhandenen Schmutz mit dem Messer entfernen.
Lardo bzw. Speck in kleine Würfelschneiden. Mit Schuss Öl in einer großen Pfanne auslassen. Knoblauchzehen schälen und halbieren. Schalotte schälen und halbieren, zum Speck geben und mitschmoren lassen. Estragonblätter von den Stängeln streifen und aufbewahren. Stängel in Pfanne geben und mitschmoren. Ist der Speck glasig und etwas gebräunte, die tropfnassen Pfifferlinge dazugeben. Mit einem gehörigen Schuss Weißwein oder etwas Zitronensaft ablöschen, umrühren, Deckel auflegen und bei niedriger Hitze schmoren lassen.
Pasta in Salzwasser nach Packungsvorschrift al dente Kochen. Bei Calamarata oder Paccheri dauert das ca. 16 Minuten. So lange die Pfifferlinge schmoren lassen. Wenn nötig, etwas Nudelkochwasser dazugeben. . Gegen Ende der Schmorzeit die Estragonstängel entfernen und den Ziegenfrischkäse zufügen und flüssig werden lassen. Estragonblätter grob hacken und dazu geben, einige zurückbehalten. Die gar gekochten Nudeln mit einem Schaumlöffel aus dem Wasser heben und tropfnass zu den Pilzen geben, umrühren und etwas mitschmoren lassen.

Pasta mit Pfifferlingen auf vorgewärmte Teller verteilen, mit den restlichen Estragonblättern und Pfeffer aus der Mühle bestreuen.



Zum Rezept Pfifferlinge à la carbonara mit Bandnudeln klick hier
Zum Bericht über den Ausflug zum Weingut Toni Jost in Bacharach klick hier

Off-Rü Gastronomie: Neues japanisches Restaurant Byakko in Essen-Rüttenscheid

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Authentische japanische Küche:
Masanoro Takase und sein Koch-Kollege Masamitsu Nakazawa

Nigiri Sushi mit Oktopus

Off-Broadway wurden ursprünglich die Theater in New York genannt, die nicht direkt an dem weltbekannten Kulturboulevard in Manhattan liegen und dennoch ein außergewöhnliches Programm haben. Es mag vielleicht etwas vermessen erscheinen, die Rüttenscheider Straße im gleichnamigen Essener Stadtteil mit dem Broadway zu vergleichen, aber zumindest kulinarisch und shoppingtechnisch ist die alte Verkehrsachse gen Süden eine durchaus beeindruckende Meile. Doch auch abseits der Rü gibt es in den Seitenstraße etwas wie eine Off-Szene für gutes Essen.


Japanisches jenseits der Rü

Zur Zeit kristallisiert sich die Kortumstraße zwischen Zweigertstraße und Haumannplatz trotz Großbaustelle als ein kulinarische Off-Rü-Hotspot heraus. Vor vier Jahren haben sich hier bereits Jeannette und Peter Schnitzler mit ihrem „Petite Cave“ angesiedelt (klick hier), und nun ist direkt gegenüber ein weiteres gastronomisches Juwel dazugekommen: das japanische Restaurant „Byakko“, auf Deutsch „Weißer Fuchs“, ein symbolischer Glücksbringer.

Eröffnet hatte der gebürtige Japaner Masanori Takase, der nach seiner Ausbildung zum Sushi-Meister in Japan u.a. bei einem Spitzenjapaner in Köln gearbeitet hatte, sein Sushi-Bistro schon im letzten Spätherbst. Doch dann kam ihm, wie der gesamten Gastronomie, der Lockdown dazwischen. Mit einem überzeugenden Take-Away-Angebot konnte er jedoch über die Monate, in denen kein Restaurantbetrieb erlaubt war, so etwas wie ein Stammpublikum heranbilden, das sich jetzt auch gern vor Ort bewirten lässt.


Die Location hatte in letzter Zeit eine bewegte Geschichte.

Die Küche, die Masanoro Takase mit seinem Koch-Kollegen Masamitsu Nakazawa zubereitet, steht unter dem Motto „Die Harmonie von Tradition und Evolution“. Alle Gerichte und ihre Bestandteile wie etwa die Fischbouillon und andre Brühen werden handwerklich selbst hergestellt, so wie sie es in ihrer Ausbildung in Japan gelernt haben. So gelingt es, eine authentische japanische Küche auf den Tisch zu bringen, ohne dabei auf eine gewisse innovative Kreativität verzichten zu müssen. Allerdings wünscht sich Masanoro Takase noch einen weiteren kompetenten Koch in seinem Team, um auch einen Mittagstisch und auch wieder ein Außer-Haus-Angebot anbieten zu können. „Doch jemanden zu finden ist in der momentanen Situation sehr schwierig“, meint er.


Zum Sushi schmeckt japanisches Bier.

Bei einem kleinen Presseessen konnte sich der Genießer von der Qualität der japanischen Gerichte und besonders der Nigiri Sushi überzeugen. Besonders imponierte die Vielfalt der Fische, die dabei verarbeitet wurden und die jedem Sushi seinen ganz individuellen Geschmack verliehen. Diese hochwertigen Produkte kann Masanoro Takase nur aus verschieden Quellen beziehen, die leider nicht in Essen ansässig sind, wie er bedauert.

Kleines japanisches Sushi Menü
Byakko, Essen, 20.7.2012

Gomaae
Spinat mit Karotten, Sesam und Rucola
Vorspeise mit feinem Aroma

Agedashi
Frittierter Tofu in Fischbouillon mit geriebenem Rettich und Ingwer
Die Fischbouillon ist natürlich hausgemacht.

Karaage
Frittiertes Hähnchen mit zweierlei Saucen
Das Hähnchen war 24 Stunden mariniert.


 

Nigiri Sushi

Mit Jakobsmuschel, Gegrilltem Aal, Rogen, Flambiertem Lachs, Makrele, 
Oktopus, Dorade, Lachs, Thunfisch, und Garnele,
dazu ein japanisches Omelette
Jedes Sushi hatte einen ganz eigenen Geshmack.


Soja-Sauce zum Eintunken



Sake als Absacker


Sushi Bistro Byakko. Kortumstraße 46a, 45130 Essen-Rüttenscheid. Tel. 0201-7993-9970. Di-Sa 18-22 Uhr. Letzte Bestellung für Speisen 21:15Uhr. So, Mo Ruhetag. www.byakko-essen.de

Der Genießer bedankt sich für die Presse-Einladung.


Nachgebacken: Focaccia mit Kartoffeln

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Bilder-Gucken auf Instagram ist doch sehr inspirierend. Neulich fand ich dort ein wunderschönes Foto von einer Focaccia mit Kartoffel-Belag, und ich dachte: „Genießer, das kannst du doch auch!“ Also suchte ich ein Hefeteig-Rezept für das ligurische Fladenbrot heraus, der mir dann auch tatsächlich gelang, belegte ihn mit dünnen Kartoffelscheiben, ein paar Olivenstücken und etwas Thymian und Rosmarin, backte das Ganz im 220 Gard heißen Ofenund fertig war dieses farblich und aromatisch überzeugende, dabei schön lockere und knusprige Backwerk! Dabei konnte ich endlich die kleinen Reste an Weizen- und Dinkelmehl verbrauchen, die ich noch im Schrank hatte und kurzerhand vermischte.


Rezept: Focaccia mit Kartoffeln

300 g Mehl (ich hatte noch Weizen- und Dinkelmehl)
1 TL Zucker
1 TL Salz
21 g Hefe (½ Würfel)
3 EL Olivenöl
Etwas grobes Meersalz
150 ml lauwarmes Wasse
5 kleine Kartoffen (Drillinge)
4 kleine Oliven, entkernt und in Ringe geschnitten
1- 2 Rosmarin- und/oder Thymianzweige
Etwas Mehl für die Arbeitsplatte

Mehl in ein Schüssel sieben, Zucker und Salz untermischen. Eine Mulde hineindrücken. Hefe hineinbröckeln, mit lauwarmem Wasser und oliven angießen und mit einer Gabel umrühren, dass sich die Hefe auflöst. Nach und nach das Mehl untermischen und dann alles mit dem Knethaken mindestens 5 Minuten lang kneten, bis ein glatter Teig entstanden ist. Mit einem Tuch abdecken und mindestens eine halber Stunde gehen lassen. Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche durchkneten und zu einem zwei Zentimeter dicken Fladen ausrollen. Zudecken und und noch einmal 20 Minuten ruhen lassen.
In der Zwischnezeit die Kartoffeln gründlich abschrubben und in 2 Millimeter dicke Scheibem schneiden oder hobeln. Thymian bzw. Rosmarin von den Zweigen zupfen und etwas hacken.
In den geruhten Teig mit dem Finger viele Vertiefungdrücken. Fladen mit Olivenöl bepinseln. Die Kartoffelscheiben darauf verteilen. Ebenfalls mit Olovenöl bepinseln. Mit den gehackten Kräutern und etwas grobem Meersalz bestreuen.
Im auf 220 Grad vorgeheizten Backofen ca. 30 Minuten lang backen.


 

Off-Rü Gastronomie in Essen: La Petite Cave de Jeannette (jetzt auch mit Terrasse!)

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Jeannette und Peter Schnitzler
auf ihrer neuen Straßenterrasse

Nicht erst seit der Neueröffnung des japanischen Restaurants „Byakko“ (klick hier) entwickelt sich die Kortumstraße in Essen-Rüttenscheid zu einem Hotspot der Off-Rü Gastronomie jenseits der Rüttenscheider Straße. Seit mittlerweile vier Jahren sind hier Jeannette und Peter Schnitzler mit ihrem „La Petite Cave de Jeannette“ vertreten (klick hier und hier), zwei davon allerdings eingeschränkt durch den Lockdown. Doch den haben die Schnitzlers dank der Corona-Hilfen gut überstanden – und vor allem durch ihr engagiertes Take-Away-Angebot, als das Restaurant geschlossen sein musste. „In dieser Zeit sind wir ein richtiges kommunikatives Zentrum im Viertel geworden“, freut sich Peter Schnitzler. „Die Leute haben hier ihr Essen abgeholt und, soweit es das social distancing zuließ, ein Pläuschchen gehalten und uns ihr Herz ausgeschüttet.“

Jeannette und Peter Schnitzler in der kleinen Küche

Damit haben die Schnitzlers ihren Traum von einem französisch inspirierten kleinen Bistro verwirklicht, den sie mit der Übernahme des schnuckeligen, kaum 20 Plätze umfassenden Souterrain-Lokal vor vier Jahren verbanden. Jeannette schwenkt die Pfannen und Töpfe in der kleinen Küche wie einst die legendären „mères“ in Lyon, jene Küchenchefinnen, die für den Weltruf der französischen Küche mitverantwortlich sind. Peter bedient als Patron die Gäste und würzt seinen charmanten Service mit Witzen, die noch trockener sind als die Rieslinge, die er zu Jeannettes Gerichten empfiehlt. Die Verwurzelung im Viertel wird noch weiter vorangetrieben, wenn im Hinterhof ein Gärtchen mit Gewächshaus realisiert ist, in dem frische Gemüse und Kräuter gezogen werden. Und natürlich durch die Terrasse mit den zwei, drei Tischen, die seit diesem Sommer auf dem Bürgersteig vor dem Eingang die Gäste empfängt.

Savoir-Vivre in Rüttenscheid
 
Obwohl – der Terrassen-Test wurde dem Genießer nicht ganz einfach gemacht. Einmal durch die große Baustelle auf der Zweigertstraße, die die Einfahrt in die Kortumstraße verhindert und die, so Gott will, irgendwann auch wieder verschwunden ist. Dann durch der klimawandelbedingten Starkregen, der bei einem ersten Besuch die Nutzung des Freisitzes verhinderte. Aber ein zweiter Besuch erlaubte es schließlich, bei samtiger Luft und lauen Temperaturen draußen zu fotografieren.




Akrobat schön: Peter hangelt nach dem Digestif

Und vor allem erlaubten es zwei Besuche, fast die gesamte Karte der letzten Juli-Woche 2021 einmal im dunklen Keller und einmal auf der hellen Terrasse abzuessen –Jeannettes wunderbar komponierte, mit handwerklicher Raffinesse, aber völlig unprätentiöse servierte Gerichte, die jedem französischen Bistro alle Ehre gemacht hätten, und Peters Weinempfehlungen, deutsche und französische Weiße und Rote, die den Genuss perfekt machten.


Kullert im Glas. Pouilly-Fumée von Henri Bourgeois
Hinten ein Sekt Rosé von Ziereisen
 
Terrassenwein: Rhein-Riesling aus Boppard
 


Fast die ganze Wochenkarte im „La Petite Cave de Jeannette“
27. und 31.7.2021

Poke vom Thunfisch
Marinierter Thunfisch auf hawaiianische Art

Orientalischer Linsensalat mit französischer Wachtelbrust

Bretonische Fischsuppe mit Safran-Fenchel Aioli


Sorbets zur Gaumenkühlung

Glen Douglas Lachs auf Sauerampfersauce

Perlhuhnbrust auf Austernpilz-Tomaten-Ragout

Kalbsleber auf Birnenjus mit Coppachip

Armer Ritter vom Butter Brioche

Mascarpone-Pistaziencrème mit französische Aprikosen 
 
Ein Süßwein zum Dessert
 

La Petite Cave de Jeanette. Kortumstr. 47, 45130 Essen. Tel. 0201 509 996 49. Di 18-22 Uhr, Küche bis 21 Uhr, Mi-Fr 12-14.30 & 18-22 Uhr, Küche bis 21 Uhr, Sa 18-23 Uhr, Küche bis 22 Uhr. Reservierungen z.Zt. notwendig für 18 bzw. 20 Uhr.www.la-petite-cave-de-jeannette.de

Der Genießer bedankt sich für die Presse-Einladung

Gestern bei Mama revisited: Linsen-Tomaten-Suppe (vegetarisch)

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Hier auf Genussbereit ein Linsensuppen-Rezept zu posten, heißt eigentlich Eulen nach Athen tragen, denn das geschah schon öfter (z.B. hier). Schließlich ist der Genießer bekennender Linsen-Aficionado. Aber neulich stieß ich beim Aufräumen auf den Stapel der alten Kochbücher meiner vor mittlerweile sechs Jahren verstorbenen Mutter, darunter eines aus den 1980-er Jahren, „Kochen mit Tomaten“. Ausgerechnet bei dem Rezept für ein Linsen-Tomaten-Suppe steckte ein Stapel mit aus irgendwelchen Frauenzeitschriften ausgeschnittenen Rezepten. Beim Stichwort Linsen wurde ich hellhörig und dachte, das kochst du einmal nach.


Mamas altes Kochbuch

Aufmachungstechnisch wirken die Rezepte in dem Kochbuch ziemlich altmodisch. Sie haben nichts von veganer Weltrettungsattitüde oder hippem Nachhaltigkeits-Zurück-zur- Natur. Es sind einfach praktische Rezepte mit wenigen Zutaten, die eine überlastete Hausfrau (ja, -frau!) schnell und einfach zubereiten kann. So wird zum Würzen der Suppe nur Pfeffer und Salz und als Kraut Petersilie verwendet.

Das konnte für ein Genussbereit-Rezept natürlich nicht so bleiben. Spätestens beim Slow-Food-Linsensuppenkochen vor knapp drei Jahren (klick hier) hatte ich gelernt, dass ein mitgekochtes Stück Orangenschale wunderbar mit den Hülsenfrüchten harmoniert. Also kam es auch diesmal hinein, genauso wie je eine Prise Kreuzkümmel und Curry sowie ein Stich Senf. Statt Petersilie nahm ich tomatenaffines Basilikum. Die Suppe hätte mit einer Dose italienischer Pelati sicherlich ausgezeichnet geschmeckt. Da wir aber mitten in der Tomatensaison sind, nahm ich frisch geerntete vollreife Demeter-Früchte vom Wochenmarkt. Zur Garnitur gab’s ein paar Cherrytomaten.

Vollreife Tomaten und andere Zutaten vom Wochenmarkt

Das Rezept sah auch vor, etwas durchwachsenen Speck in Olivenöl auszulassen und die alles darin anzuschmoren. Geschmacklich ist das sicherlich das Beste, was man machen kann. Um vegetarisch und sogar vegan zu bleiben, verzichtete ich jedoch darauf. Um den Aromaverlust auszugleichen, bestäubte ich die fertigen Teller mit einem Hauch geräucherten Paprika.


Rezept: Linsen-Tomaten-Suppe

Ergibt 4 Teller

250 g grüne (oder andre) Linsen
1 Zwiebel
1 große Knoblauchzehe
1 Möhre
1 Stück Lauch
1 Stängel Staudensellerie
500 g vollreife gemischte Tomaten
Schale von ½ Orange
Olivenöl
3 Stängel Basilikum
1 Prise Curry
1 Prise Kreuzkümmel
½ tl Senf
Orangensaft
Pfeffer, Salz
¾ l Gemüsebrühe oder Wasser
Cherrytomaten für die Garnitur
Geräuchertes Paprikapulver

Linsen waschen und in der doppelten Menge Wasser nach Packungsangabe in ca. 30 Minuten bissfest garen.
In der Zwischenzeit Gemüse putzen und in kleine Würfel schneiden. Zwiebel und Knoblauch schälen. Zwiebel würfelen, Knoblauch in feine Scheiben schneiden.
Tomaten mit kochendem Wasser überbrühen und die Haut abziehen. In Stücke schneiden und den Stielansatz entfernen. Basilikumblätter von den Stielen zupfen.
Öl in ein Topf erhitzen. Zwiebel- und Gemüsewürfel darin schwitzen. Knoblauch, Tomatenstücke dazu und Basilikumstiele dazu geben und mitschmoren lassen. Mit Gemüsebrühe oder Wasser auffüllen, Orangenschale dazu geben, und alles köcheln lassen, bis die Gemüse weich und die Tomaten zerfallen sind.
Bissfest gegarte Linsen mitsamt Restwasser dazugeben und weiter köcheln lassen, bis die Linsens so weich wie gewünscht sind. Mit Orangensaft, Curry, Kreuzkümmel, Senf, Pfeffer und Salz abschmecken. (Wer mag, kann einen Schuss Weißwein dazugeben.) Basilikumblätter hacken und unterrühren. Einig ganze Blätter für die Garnitur zurück behalten.
Für die Garnitur Cherrytomaten am Zweig in einer geschlossenen Pfanne in etwas Öl anbraten, bis sie leicht aufplatzen.
Linsen-Tamten-Suppe auf vorgewärmte Teller geben. Mit Cherrytomaten und Basilikumblättern garnieren. Mit einem Hauch geräuchertem Paprikapulver bestäuben.


 

 

Urbane Landhausküche: Gebackener Ziegenweichkäse mit gerösteten Weintrauben und Pistazien (vegetarisch)

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Was mir in letzter Zeit so viel Spaß macht, ist Gerichte auf Genießerart nachzukochen, die ich auf Bildern auf Instagram entdecke. So waren es die gerösteten Weintrauben, die mich auf dem Bild eines überbackenen Camembert so beeindruckten, dass ich dachte, das machst du auch mal.


Als durchforstete ich das Internet nach so zubereiteten Trauben und entdeckte, dass man sie sowohl im Backofen als auch in der Pfanne herstellen kann. Ich entschied mich für die Pfanne, denn da konnte ich besser kontrollieren, wann die Früchte aufplatzen. Als Bratfette schmolz ich etwas Butter, die ich schließlich mit Honig, Thymian, Pfeffer und Balsamico abschmeckte bzw. verfeinerte. Klassisch hätten natürlich Walnüsse dazu gepasst, doch ich entschied mich für Pistazien, die genauso nussig sind und optisch zudem ein echter Bringer. Ich hatte ungesalzene, also kam auch noch etwas Salz dran. Bei gesalzenen Pistazien hätte ich darauf verzichtet.

Als Ziegenkäse-Aficionado war mir natürlich sofort klar, dass ich keinen normalen Camembert aus Kuhmilch verwenden wollte. Letztendlich nahm ich zum Backen dann einen kleinen Ziegenweichkäse, der eine ähnliche Rinde hat wie ein Camembert, mit seinen 150 g aber eine hübscherer kleine Portion für dieses herrliche Happerl abgab.


Rezept: Gebackener Ziegenweichkäse mit gerösteten Weintrauben und Pistazien

1 Portion

1 Ziegenweichkäse 150 g
15-20 Weintrauben
1 EL Pinienkerne
2 EL Butter
1 TL Honig
1-2 TL Balsamico
2-3 Zweige Thymian
Pfeffer, Salz

Ziegenweichkäse in ein ofenfestes Pfännchen geben und bei 220 Grad ca. 15 Minuten backen bis er braun, aber nicht zu flüssig wird.
Weintrauben waschen. Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett etwas anrösten. Herausholen und aufbewahren. Butter in der Pfanne zerlassen und die Weintrauben bei milder Hitze darin braten, bis sie aufplatzen und etwas barun werden, sich aber nicht auflösen. Honig und Balsamico dazu geben, umrühren, bis sich der Honig aufgelöste hat. Die Pistazien dazugebe. Pfeffern und salzen.
Gebackenen Ziegenweichkäse aus dem Ofen holen und mit den Trauben samt Butter und Pistazien übergießen. Sofort heiß servieren.


 

Urbane Landhausküche: Schwarze Tomatensuppe „Black Beauty“

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Ich erinnere mich immer wieder gerne an das große Menü rund um die Tomate, das wir von Slow Food vor drei Jahre mit Mario Kalweit in seinem Restaurant in Dortmund veranstaltet hatten (klick hier). Als Tomatenfachfrau war Rita Breker-Kremer vom Werkhof dabei, einer Demeter-Gärtnerei, bei der - neben einer Vielzahl anderer Gemüses -mit über 80 Sorten das größte Tomaten-Angebot weit und breit zu finden ist. Deswegen versuche ich, wenigstens einmal im Jahr eine Einkaufsexpedition von der Bochumer Innenstadt nach Dortmund-Scharnhorst zu machen (klick hier). In diesem Jahre verband ich die Shopping-Rundfahrt mit einem Besuch bei Manufactum in Waltrop (klick hier) und dem italienischen Supermarkt Andronaco in der Dortmunder Nordstadt (klick hier).




Im Bioladen des Werkhofs in Dortmund-Scharnhorst gibt es die größte Tomatenauswahl weit und breit.

Als Beute brachte ich dann ein paar Kilo der verschiedensten Tomatensorten in allen Farben mit nach Hause, wobei es mir die fast schwarzen Sorten Black Beauty und Gargamel besonders angetan hatten. Mir schwebte vor, daraus eine schwarze Tomatensuppe zu machen, die ein wenige meine Befindlichkeit angesichts des letzten UN-Klimaberichts wiederspiegeln sollte.

Schwarze Tomaten der Sorten Black Beauty und Gargamel

Wie bei blauen Weintrauben, steckt die dunkle Farbe der Tomaten nicht unwesentlich in der Schale. Als ich die Haut der Tomaten abgezogen hatte, sahen die kohleschwarzen Früchte plötzlich aus wie Pfirsiche, denn es kamen auch noch rot, blau und gelb zum Vorschein. Um dennoch eine so gut wie schwarze Suppe zu bekommen, gab ich noch einen guiten Schuss Rotwein daran, und statt der Ananasmarmelade, die meinen roten Tomatensaucen die leuchtende Darbe verleiht, nahm ich diesmal Quittengelee zum Süßen. Als mir die Tomatensuppe dann immer noch nicht dunkel genug war, tat ich noch etwas Tintenfischtinte dran, was ich durchaus als passend empfand.

Nach dem Abziehen der Schale haben die Tomaten Ähnlichkeit mit Pfirsichen.

Irgendwie hatte die fertige Suppe optisch dann etwas von einer dunkeln Bratensauce. Doch auf der Zunge erwies sie sich dann als herrlich fruchtig, wie esich für eine Tomatensuppe gehört. Und kalt schmeckte sie dann noch besser.



Rezept: Schwarze Tomatensuppe „Black Beauty“

2 Teller

500 g vollreife dunkle Tomaten, z.B. Black Beauty und/oder Gargamel
1 rote Zwiebel
1-2 Stangen Staudensellerie
1 Möhre
½ Stange Lauch
1-2 Zehen Knoblauch
1 Kräuterstrauß aus Basilikum, Thymian, Romarin, Salbei und Oregano
½ Chilischote
1 Glas Rotwein
½ l Gemüsebrühe
1 Prise Curry
1-2TL Quittengelee
1 Schuss Olivenöl
evtl. etwas Tintenfischtinte
Pfeffer, Salz

Für die Garnitur:
6 Cherrytomaten, Basilikumblätter, Ziegenfrischkäse

Tomaten mit kochendem Wasser überbrühen und die Haut abziehen. In Stücke schneiden und den Stielansatz entfernen.
Zwiebel, Möhre, Staudensellerie in klein Würfel, Lauch in Ringe schneiden. Chilischote entkernen und klein schneiden. Knoblauch in feine Scheiben schneiden.
Öl in einem Topf erhitzen, die gewürfelten Gemüse dazugeben und anschwitzen. Tomatenwürfel dazugeben und ebenfalls anschwitzen. Mit Rotwein und Gemüsebrühe auffüllen. Gewürzstrauß und Quittengelee dazugeben. Mit etwas Curry würzen. Ca. dreiviertel Stunde bei geschlossenem Deckel köcheln lassen, bis die Gemüse sehr weich und die Tomaten zerfallen sind. Deckel abnehmen und noch weiter einkochen lassen.
Kräuterstrauß herausnehmen. Suppe durch ein Haarsieb in einen anderen Topf streichen. Mit Pfeffer, Salz und Zucker abschmecken. Ggf. mit Tintenfischtinte nachschwärzen.

Zum Servieren in Teller füllen und mit halbierten Cherrytomaten, Basilikumblättern und etwas verdünntem Ziegenfrischkäse garnieren. Schmeckt auch kalt.

Werkhof Hofladen. Werzenkamp 30, 44329 Dortmund. 0231/72989230. Di, Fr 10-18 Uhr, sonst geschlossen.


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