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Urbane Landhausküche: Gebackene Kräuter-Dorade auf Schwarzkohl-Radicchio-Gemüse

Der Besuch in der Taverne Epsilon in Dortmund (klick hier) war ja durchaus inspirierend. Besonders die mit Minze, Rosmarin und Kerbel gegrillte Dorade schmeckte so fabelhaft, dass ich sofort Lust bekam, so etwas auch zu Hause zuzubereiten. Minze und Rosmarin wuchern ja auf meinem Balkon fröhlich vor sich hin. Kerbel habe ich zwar nicht, aber dafür eine Menge Salbei, und der tut es schließlich auch.

Dorade vor... 

 ...und nach dem Backen

All diese schönen Aromaten stopfte ich, ergänzt um ein paar frische Lorbeerblätter, in den Bauch einer noch schöneren Dorade und bereitete sie zu, wie ich es schon einmal n Erinnerung an die herrlichen Fischteller an der Westküste von Fuerteventura getan hatte (klick hier). Erst briet ich sie in der Pfanne an, dann wurde sie im Ofen bei 200 Grad fertig gebacken. Dabei ist etwas Fingerspitzengefühl angesagt. Beim Anbraten sollte die Hitze eher sanft sein, und der Fisch sollte nicht zu lange im Ofen bleiben. Sonst wird er trocken.

 Die Mittelrippe muss aus den Schwarzkohlblättern
herausgeschnitten werden.

 Noch ergänzen sich Schwarzkohl und Radicchio optisch.

Auf dem Teller mussten dann die karamellisierten
Cherrytomaten für die Farbe sorgen.

Für das Gemüsebett hatte ich auf dem Wochenmarkt eine Handvoll Schwarzkohlblätter bekommen, die ich blanchierte und dann gemeinsam mit ein paar ebenfalls blanchierten Kartoffelwürfeln in einer Pfanne fertig briet. Gewürzt wurden sie mit Knoblauch, Ingwer, Chili, Muskat und Koriandersaat. Als optische Ergänzung zu den schwarzgrünen Kohlblättern wollte ich etwas roten Radicchio untermischen. Doch die Idee, die Blätter mit zu blanchieren, war eher kontraproduktiv. Sie verloren völlig die Farbe und gingen im Schwarzkohl völlig unter - deswegen sieht man sie auf den Fotos nicht. Ihre dezent-eleganten Bittertöne bereicherten das Gericht aber dennoch. Gescheiter wäre es gewesen, die rohen Blätter nur kurz in der Pfanne mit zu schwenken. Für die Optik garnierte ich die Teller dann mit karamellisierten Cherrytomaten, die auch noch eine animierende Süß-Säure mitbrachten.


Dazu gab es einen Five Roses, ein Rosato aus der Negroamarotraube. Er stammt aus Apulien und verbindet die griechische mit der italienischen und französischen Weinkultur. Wie schon einmal erwähnt, ist er der erste Rosé, der in Italien hergestellt wurde.

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Rezept: Gebackene Kräuter-Dorade auf Schwarzkohl-Gemüse
2 Portionen

Dorade:
1 Dorade, küchenfertig geschuppt und ausgenommen (ergibt 2 Filets)
Je ein Stengel Minze, Rosmarin, Salbei
2 Lorbeerblätter
Zitronensaft
Pfeffer, Salz
etwas Mehl zum Bestäuben
Olivenöl

Dorade waschen und mit einer Schere die Flossen abschneiden. Die Bauchhohle mit pfeffern, salzen und mit den Kräutern vollstopfen. Außen mit Pfeffer und Salz einreiben und mit Mehl bestäuben.
Etwas Öl in einer ofenfesten Pfanne erhitzen und die Dorade rundum bei milder Hitze anbraten, bis das Mehl braun geworden ist. Die Pfanne in den auf 200 Grad vorgeheizten Ofen stellen und 25 Minuten fertig backen.


Schwarzkohl-Radicchio-Gemüse:
300 g Schwarzkohlblätter
50 g Radicchioblätter
3 große festkochende Kartoffeln
Salz, Pfeffer
1 Knoblauchzehe
1 genauso großes Stück Ingwer
Je 1 Msp geriebene Muskatnuss, Koriandersaat und Chilipulver
Olivenöl

Kartoffeln schälen, in 1 Zentimeter große Würfel schneiden und 5 Minuten in Salzwasser blanchieren.
Bei den Schwarzkohlblättern die dicke Mittelrippe herausschneiden. Blätter 8 Minuten in Salzwasser blanchieren, in Eiswasser abschrecken, ausdrücken und in Mundgerechte Stücke schneiden.
Radicchioblätter ebenfalls in mundgerechte Stücke schneiden.
Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, die blanchierten Kartoffelwürfel hineingeben und anbraten. Knoblauch und Ingwer darüber reiben und weiter braten. Blanchierten Schwarzkohl dazu geben. Mit geriebener Muskatnuss, zerstoßener Koriandersaat, Chilipulver, Pfeffer und Salz würzen und alles braten, bis die Kartoffeln leicht braun und der Schwarzkohl weich ist. Kurz vor Schluss die Radicchioblätter zugeben. Abschmecken.

Anrichten:
Einige halbierte Cherrytomaten
Einige Zitronenscheiben
Salz, Zucker
Zitronensaft

Zitronenscheiben und halbierte Cherrytomaten mit Salz und Zucker bestreuen und in einer Grillpfanne karamellisieren lassen.
Gemüse auf zwei große Teller verteilen.
Fertig gebackene Dorade filetieren. Dazu den Kopf abschneiden, die Kräuter aus dem bauchraum entfernen und mit einem scharfen Messer durch den Bauchraum an der Gräte entlang schneiden. Die Dorade aufklappen, die Mittelgräte, die kleineren Gräten und das graue Fett entfernen. Je ein Filet mit Haut auf das Gemüse legen. Alles mit etwas Zitronensaft beträufeln. Mit karamellisierten Zitronenscheiben und Cherrytomaten garnieren.

Zu einem ähnlichen Rezept mit Stockfisch klick hier.

Butter bei die Fische: "Ärpel un Schlat" vom Radicchio mit gebratenen Sardinen Jg. 2016, frittierten Kapern, Rosinen und Kirschtomaten

„Ärpel un Schlat“ ist in der niederrheinischen Küche sozusagen die magere kleine Schwester von „Himmel un Äd“. Während bei letzterem immerhin Kartoffeln, Äpfel und Blutwurst in einen Topf geworfen werden, wird bei „Ärpel un Schlat“ nur Endiviensalat unter Kartoffelstampf gehoben. In Mülheimer Kneipen ist das dann z.B. eine gern gegessene Beilage zu allerlei Gebratenem wie Schnitzel, Bratwurst oder Frikadelle.

 Sardinen in Butter

Wenn ich dieses Gericht nun mit gebratenen Matjesheringen gemacht hätte, hätte ich regionaltypisch natürlich auch Endiviensalat genommen. (Für alle Geheimnisse des gebratenen Matjes bitte hier klicken). Weil aber die Matjessaison längst vorbei ist und ich sowieso eine Vorliebe für die bretonischen Sardinen in Butter habe (für alle Geheimnisse der bretonischen Buttersardinen bitte hier klicken), dachte ich, der eher südliche bis mediterrane Radicchio wäre her angebracht, um dem Kartoffelstampf eine elegante, allerdings etwas weniger süße Bitternote zu verleihen und auch einen hübschen farblichen Akzent zu setzen.




Das erwies sich leider als etwas suboptimal. Beim Kontakt mit den heißen Kartoffeln verfärbte sich der Radicchio leider in eine seltsames Braun. Dem Geschmack tat das keinen Abbruch, optisch war es leider nicht der Bringer. Also dachte ich mir einen Trick aus. Ich richtete den Kartoffelstampf mit dem braun gewordenen Radicchio auf den Teller an und drückt dann ein paar kleine, zurückbehaltene Blättchen Radicchio in die Seite.

Für die Garnitur behandelte ich dann eine Dose „sardines à poêler“ nach Vorschrift, in dem ich die ungeöffnete Dose in heißes Wasser tauchte, damit die Butter in der Dose schmelzen konnte. Ich gabe den Inhalt, Sardinen und Butter in eine Pfanne. Ich tat noch einen zusätzlichen Esslöffel Butter hinzu, briet die Sardinen und frittierte Kapern, Kirschtomaten und ein paar Rosinen darin. Mit den Rosinen kam noch ein bisschen Süße dazu, die zu den Sardinen hervorragend passt (vergl. dazu die Sardinen à l’orange klick hier).

Heruas kam eine wunderbares Abendessen, das zu dem sommerlichen Sonnenschein auf dem Balkon passte. Dazu schmeckte der Rest des apulischen Rosato „Five Roses“, den mir die Wespen neulich bei der Dorade übrig gelassen hatten (klick hier).


Rezept: Ärpel und Schlat vom Radicchio mit gebratenen Sardinen Jg. 2016, frittierten Kapern, Rosinen und Kirschtomaten
2 Portionen

Ärpel und Schlat:
4 mehlig kochende Kartoffeln
2 Zwiebeln
1-2 Knoblauchzehen
2 Nelken, 2 Pimentkörner, 6 Pfefferkörner 1 Lorbeerblatt
Salz
1 kleiner Radicchio
Marinade:
1 TL Senf
Zucker, Pfeffer, Salz
1 EL Himbeeressig
2 EL Rapsöl

Kartoffeln, Zweibeln und Knoblauch schälen. In Salzwasser aufsetzen, Gewürze dazugeben und alles in 25 Minuten gar kochen. Abgießen und Gewürze herausfischen. Alles gemeinsam zerstampfen.

Radicchio waschen und in kleine Stücke zerzupfen. Senf, Zucker, Pfeffer, Salz, Essig und Öl in ein Schraubglas geben, schließen und kräftig durchschütteln, bis eine homogene Marinade entsteht. Radicchio damit marinieren. Einen Teil der marinierten Blätter unter den Kartoffelstampf heben.

Sardinen und Garnitur:
1 Dose Sardinen in Butter mit vier Fischen
1 EL Butter
1 EL Kapern in Salz
1 EL kleine Rosinen
8 Kirschtomaten

Salz von den Kapern abwaschen. Kapern und Rosine gründlich wässern und auf Küchenkrepp abtropfen lassen.

Geschlossene Sardinendose in einer Schüssel mit kochendem Wasser übergießen und etwas warten. Dose herausnehemn und vorsichtig öffnen. Flüssige Butter in eine Pfanne gießen. Einen zusätzlichen Esslöffel Butter dazu geben und schmelzen lassen. Die Sardinen und Kirschtomaten in die Pfanne geben und braten. Sardinen herausnehmen, wenn leicht braun sind. Tomaten herausnehmen, wenn die Haut platzt, die Tomaten aber noch nicht auslaufen. Beides warm stellen. Kapern und Rosinen un die Pfanne geben und knusprig braten bzw. frittieren. Ebenfalls herausnehmen.

Anrichten:
Flüssige Butter aus der Pfanne in den Kartoffelstampf gießen und unterrühren.
Kartoffelstampf mit einem Portionsring auf Tellern anrichten. Einige Radicchioblättchen in die Seiten drücken. Sardinen darauf anrichten, Kirschtomaten, Kapern und Rosinen darüber streuen. Restlichen Radicchio als Salat separat dazu reichen.

Herbstvergnügen: Pasta mit Steinpilzen und Feigen als Begleitung zu einem schön gereiften Bordeaux

Es waren verschiedene Regal- und Kellerfunde, die mich zu diesem Nudelteller inspirierten. Von einem längst vergangenen Weihnachtsfest übrig geblieben, harrten einige getrocknete Feigen, die ich in einem Schraubglas untergebracht hatte, schon länger auf Verwendung, genauso wie eine noch verschlossene Packung mit ebenfalls getrockneten Steinpilzen, die zügig auf ihre Verfallsdatum zusteuerte. Als eine meiner heißgeliebten Carbonara-Variationen (klick hier) zubereitet, könnten diese beiden Zutaten doch eine hübsche Begleitung zu einem der mittlerweile schön gereiften Rotwein-Klassiker sein, von denen einige in meinem Keller verstauben.

 Optisch fast wie Trüffel: getrocknete Feigen und Steinpilze

Als erstes fielen mir da Barolo oder Nebbiolo ein, würden diese piemonteser Preziosen doch bestens zu dem wunderbaren Frühherbst-Wetter passen, das meinen Balkon in ein goldenes Sonnenlicht tauchte. Doch dann fiel mir beim Stöbern im Keller ein Bordeaux aus dem Jahr 2006 in die Hände, eine Château Belgrave aus dem Haut-Médoc. Ich erinnerte mich, dass ich ihn einmal auf einer Presseveranstaltung von Karstadt Dortmund als Give-Away geschenkt bekommen hatte, allerdings vor meine Bloggerzeit. (Wen’s interessiert, wie großzügig Karstadt war: Heute würde die gereifte Flasche 35 bis-40 Euro kosten.)

Château Belgrave aus dem Haut-Médoc

Ich fand im Netz einige Verkostungsnotizen, in denen was von deutlichen Tanninen, Cassis-, Milchkaffee- und Dörrobstnoten stand, und fand das für meine Steinpilz-Feigen-Kombi recht passend. Als ich den Wein dann öffnete, fand ich ihn mit 14 Jahren und seinem bräunlich-violett changierenden Rot ziemlich präsent. In der sanften Nase konnte ich die genannten Duftnoten wiederfinden. Dazu kam eine deutliche Säure, die das Nudelgericht pfiffig ergänzte.

Also stand einem wunderbaren Herbstvergnügen auf dem Balkon nichts im Wege – wären da nicht meine Freunde gewesen, die genussgeilen Wespen von nebenan...



Rezept: Pasta mit Steinpilzen und Feigen, Pancetta, gerösteten Pistazien und Pinienkernen
2 Portionen

15 g getrocknete Steinpilze
4-6 getrocknete Feigen
200 g g dickere kurze Nudeln, z.B. Casarecce
100 g Pancetta
1 EL Schweineschmalz
1-2 Knoblauchzehe
1 EL Sojasauce
1 großes Ei
4 EL geriebenen Parmesan
Pfeffer aus der Mühle, geriebene Muskatnuss
Salz zum Abschmecken
je 1 EL Pinienkerne und geschälte Pistazien

Getrocknete Steinpilze gründlich waschen und in heißem Wasser eine Stunde einweichen. Getrocknete Feigen ebenfalls waschen. Wenn sie sehr hart sind, mit einweichen. Fertige Pilze und Feigen herausnehmen und auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Einweichwasser durch eine Filtertüte abseihen. Feigen in jeweils drei Scheiben schneiden, Pilze in mundgerechte Stücke.
Pinienkerne und Pistazien in einer Pfanne vorsichtig anrösten.
Pancetta in Würfel schneiden und im Schweinschmalz glasig auslassen. Knoblauchzehen halbiert dazu geben und kurz mitbraten. Eingeweichte Steinpilze dazu geben und ebenfalls kurz braten. Mit ½ Tasse abgeseihtem Einweichwasser aufgießen. Sojasauce dazu geben. Bei geschossener Pfanne 20 Minuten durchschmoren lassen. Feigen dazu geben und bei geöffneter Pfanne mitschmoren, damit die Flüssigkeit etwas einkocht.
In der Zwischenzeit die Pasta nach Packungsvorschrift al dente kochen. Abgießen und eine Tasse Kochwasser zurück behalten.
Ei mit geriebenem Parmesan verrühren. Pfeffer und Muskat dazu geben.
Die fertigen Nudeln in die Pfanne mit den Pilzen und Feigen geben und kurz mitschmoren lassen. Pfanne vom Feuer nehmen und etwas abkühlen lassen. Ei-Parmesan-Mischung darüber gießen und verrühren. Aufpassen, dass das Ei nicht stockt. Eventuell mit Pilzeinweichwasser oder Nudelkochwasser geschmeidig machen. Eventuell mit Salz abschmecken.
Nudelgericht auf vorgewärmten Tellern anrichten und mit gerösteten Pinienkernen und Pistazien, etwas gehackter Petersilie und Pfeffer aus der Mühle bestreuen.


Topfgucker spezial: WAZ-Beitrag über vegetarisches Angebot in der Bochumer Gastronomie

Hagen: Elbers800 Grad Grill & Bar

 General Manager Thomas Wenger (2. v. l.) mit seiner
Küchencrew Tim, Laurenz, Yannick und Lukas

Seit einigen Jahren sind die Elbershallen in Hagen ein viel besuchtes Gastro- und Kulturzentrum. Neben Einrichtungen wie der Musikschule Hagen haben sich hier fünf Gastronomien angesiedelt, die das ehemalige Fabrikgelände in eine Biergartenlandschaft mit südlichem Flair verwandelt haben.

 Kulinarische Kathedrale im Art Déco

Stilvolle Bar nicht nur für Nighthawks 

 Edel im Sitz

Das erste Haus am Platze war bis Mai 2019 der „Golden Cage“ des Waltroper Bäckers Michael Hohoff. Der hatte in wahrer Pionierarbeit mit seinen Grillrooms in Dortmund und anderswo die amerikanische Kunst des Hochtemperaturgrillens bei 800 Grad ins Ruhrgebiet, wenn nicht nach Deutschland gebracht, und schließlich mit den „Golden Cage“ im historischen Kesselhaus der Elbershallen eine Fleischkathedrale der Sonderklasse eröffnet. Der Dortmunder Innenarchitekt Andreas Hanke stattete den imposanten Raum im dekadenten Art-Déco-Stil aus, so dass er Kulissenvorbild für den Club Moka Efti in Fernsehserie „Babylon Berlin“ hätte sein können. Später kam noch eine Bar dazu, die an die Central Station in New York erinnern sollte (klick hier). Serviert wurde in diesen überwältigenden Räumen hauptsächlich hochpreisiges, dry age-gereiftes Edelfleisch.


Stilvoll auch im Detail

Leider ging Michael Hohoff mit seinen Grillrooms in die Insolvenz, und die Betreiber der Elbershallen mussten zusehen, wie sie mit dem extravaganten Erbe umgehen sollten. Ende 2019 eröffneten sie die Räumlichkeiten als „Elbers800 Grad Grill & Bar“ neu, dann kam Corona, und jetzt versucht General Manager Thomas Wenger mit einer engagierten Küchencrew das Haus in wirtschaftlich funktionierendes Fahrwasser zu bringen. Der gelernte Koch und Betriebswirt hat u.a. mit Harald Wohlfahrt gearbeitet und verschiedenen Häusern in Südwestdeutschland mit zum Michelinstern verholfen.

Das edle Fleisch reift vor Ort

Staunen sollen die Gäste über das grandiose Ambiente immer noch, doch Schwellenangst sollen sie nicht mehr haben, wenn sie den Fahrstuhl im Eingangsbereich betreten, um in den goldenen Käfig im ersten Stock zu fahren. Nach wie vor stehen edle Steaks auf dem Prgramm, davon zeugen auch die Reifeschränke, in denen feinste Fleischteile vor sich hin reifen. Hauptsächlich gibt es US-Beef aus Nebraska und bei Bedarf aus Kanada, die Tomahawk-Steaks kommen aus Neuseeland, die Rib eyes aus Finnland. Alle Rinder sind mit Gras gefüttert und dry age-gereift. Beim Einkauf unterstützt wird Wenige von Fleisch-Sommelier Christoph Grabowski von Niggemann in Bochum und den Spezialisten von Otto Gourmet.

Doch in Ehrfurcht versinken soll kein Gast. So gibt es auch eine Reihe von gerichten und vor allem Menü-Angebote, die mehr in der gehobenen Spaß-Küche angesiedelt sind. Ab Herbst wird dieses Angebot durch eine besondere Attraktion unterstützt. „Le petit Chef“, eine kleine Animationsfigur, wird als Laser-Projektion über die Tische huschen und die Gäste unterhalten.

 Dekorative Probier-Häppchen

Das Thomas Wengers Konzept Früchte trägt, zeigte die tolle Auslastung, des „Elbers800 Grad“ am letzten Samstag, als er zu einem kleine Presse-Menü geladen hatte. Was er da mit seiner Küchenmannschaft um Souschef und Rôtisseur Laurenz Jakobs auftischte, zeigte einen großen Spaß am Kochen. Farbenfroh und verspielt angerichtet, kamen die von unprätentiöser Kreativität geprägten Probiergänge auf den Tisch. Bei den Dessert-Kreationen von Pâtissier Yannick Kastner fühlte man sich glatt wie ins Dortmunder Sternerestaurant Palmgarden versetzt. Zum Tomahawk-Steak des Hauptgangs gab es die üblichen Süßkartoffel- und normalen Pommes mit allerlei Saucen und Grillgemüsen. Das Fleisch hätte vielleicht etwas sorgfältiger tranchiert werden können, dann wäre es zarter gewesen.

 Hausweine vom Weingut Emil Bauer

Witzig: die Cola-Begleitung

Dazu gab es die beiden Hausweine Chardonnay und Cabernet Sauvignon vom Weingut Emil Bauer in der Pfalz, zwei wunderbare Allrounder. Richtig witzig war aber eine nichtalkoholische Getränkeauswahl, mit der man sein Menü begleiten lassen konnte die Cola-Begleitung. Insgesamt stehen zwölf verschiedene Sorten der braunen Limonade auf der Getränkekarte, mit mehr oder weniger Koffein oder Kohlensäure, ergänzt durch Ingwer oder Lakritz, die für jeden Gang die geschmackliche Ergänzung bieten.

Das Presse-Menü vom 5. September 2020 

 

Garnele im Tempurateig
mit Hummersößchen

 Gebeizter Lachs auf Fenchel und Orange
mit Lakritzdeckel

 Mozzarella à la Elbers

Spanisch: Zweierlei Kürbissuppe mit Chorizo

Hinten: Falafel-Variation
Vorne: Beef Tatar mit Wachtelei 

Lammrücken mit Cassoulet und Cola-Begleitung


Tomahawk-Steak mit Pommes und Gemüse

 Dessert I von der Gurke

Dessert II



Elebers800 Grad Grill & Bar. Frankfurter Str. 24, 58095 Hagen. Tel. 02331/3490290. Tägl. 17-0.00 Uhr, Do und Sa bis 1 Uhr. www. elbers800grad.de

Der Genießer bedankt sich für die Presse-Einladung. 

 Blick nach oben

Dortmund-Hörde: Katjusha‘s Foodwerk

Himmlisch lecker: Katjusha in ihrem Foodwerk

Verlässt man den Dortmunder Stadtteil Hörde westwärts, ist das wie eine Reise durch die Geschichte des legendären Industriestandortes im Ruhrgebiet. Nach ein paar hundert Metern geht die Bahnhofstraße in die Hochofenstraße über, und da, wo diese das tradtionell bewohnte Gebiet verlässt und als Martha-Neumann-Straße in das rekultivierte Werksgelände der ehemaligen Hoesch-Hochofenanlage Phoenix West führt, befindet sich in einem schon immer als Kneipenstandort genutzten Eckhaus Katjusha‘s Foodwerk.

Katjusha heißt eigentlich Ekaterina Guemuesh, ist 36 Jahre alt, In Moskau geboren und dennoch ein Hörder Kind. Als 7-Jährige kam sie mit ihren Eltern nach Deutschland und erlebte die Gastronomie in deren Betrieben von Kindesbeinen an. Schließlichmachte sie eien Ausbildung beim Düsseldorfer Gastroservice GCS zur Eventmanagerin, doch die Leidenschaft fürs Kochen und die die russische Küche ließ sie nicht los. Seit 2013 betrieb sie in Hörde noch mit ihrem Ex-Mann das Bistro und Event-Catering-Unternehmen „Heaven’s“, erst in einem Kiosk, dann an jetzigen Standort. Schließlich wurde daraus „Katjusha’s Foodwerk“, aber „himmlisch lecker“ ist immer noch das Motto des Ladens. „Endlich fühle ich mich in meinem Unternehmen angekommen“, sagt sie. „Mit dem Ambiente, der Speisekarte, mit allem.“



 Familiär, gemütlcih und modern

„Crossoverküche mit russischen Einflüssen“ nennt Katjusha das, was sie in ihrem Foodwerk anbietet. Und das heißt, die Speisekarte ist erfrischend unmediterran. So sind die russischen Pelmeni sind größer und schwerer gefüllte wie ihre italienischen Schwestern die Ravioli, und statt duftiger Antipasti gibt es sauer eingelegte Gurken. Allerdings haben es die Tapas auf die Karte geschafft, als Vodka-Shot mit Russen-Tapas.

Garantin für die russische Seele der Gerichte ist Katjushas Mutter. „Sie macht die Teige für Blini, Pelmeni und Silitschen und kann überhaupt alles authentischer kochen, als ich es kann“, sagt Katjusha.

 Nicht ohne meine Mutter

Mutters Hilfe ist besonders jetzt wichtig, denn im Herbst gibt es nach der Corona-Flaute einen Neustart. Bislang war Katjusha’s Foodwerk ein Catering-Unternehmen mit Mittagstisch, doch ab Herbst gibt es auch eine Abendkarte. Die lässt sich aufwändiger gestalten und die handwerklich aus besten Zutaten hergestellten Gerichte dann angemessener kalkulieren.

 Ruhrgebietswein von Nieport

 Tatsächlich: Die kyrillischen Buchstaben
auf der Vodka-Flasche bedeuten Corona.

Der Genießer hatte das Glück, mit einigen Kollegen an der Generalprobe für den Neustart teilnehmen zu dürfen. Um die Abläufe in Küche und Service zu testen, durften wir von der neuen Karte bestellen, worauf wir Lust hatten. Anschließend wurden wir gebeten, unsere Meinung zu sagen. Aber es gab nicht viel zu meckern. Zwar hätte ich mir die Buchweizen-Blini, sprich Pfannkuchen, etwas dünner gewünscht, und die Nudeln etwas weniger sättigend gefüllt, doch das hatte wohl mehr mit einen durch andere Länderküchen geprägten Erwartungen zu tun. Der Abend war eine wunderbare kulinarische Erfahrung. (Übrigens: Jeder Teller wurde unter vier Personen geteilt.)

Das Generalproben-Menü von Katjusha’s Foodwerk
am 9. September 2020

 

Vodka-Shot mit Russen-Tapas: Saure Gurke, Schuba-Rolle,
russische Sülze

Hering im Pelzmantel - Schuba-Röllchen
Schuba ist traditionell ein mit Blini-Teig geschichteter Heringssalat.

Blinis
Pfannkuchen aus Weizen- und Buchweizenmehl mit Lachs

Olivier
Kartoffelsalat mit Rindfleisch und Flusskrebsen

Russisches Schaschlik mit Bratkartoffeln

Borschtsch in Dekonstruktion
Alle Bestandteile der russichen Rote-Bete-Suppe
werden ohne Brühe serviert.
Geschmorter Rindernacken, gebratne Kartoffelwürfel,
 Rote-Bete-Mayo, Krautsalat

Pelmeni
Nudeln gefüllt mit Hähnchenfarce,
Walnusspesto, Creme fraiche und Orangenabrieb



Silitschen
Gebackene Teigtasche mit dreierlei Käse gefüllt 

 Burger Stroganoff mit Kartoffelchips

Dessert I:
Vodka-Limetten-Sorbet mit Birnen-Ingwer-Ragout

Dessert II:
Blini-Netz mit hausgemachtem Vanilleeis

Dessert III:
Zarenschmarren mit hausgemachtem Eis


Katjusha`s Foodwerk. Hochofenstraße 46, 44263 Dortmund-Hörde. 0231/79933164. Mo- Mi 10-15 Uhr, Do-Fr 10-15 und 17-21 Uhr. So 12-21 Uhr. Sa geschlossen. www.katjushas-foodwerk.de

Der Genießer bedankt sich für die Presse-Einladung.

Nachgekocht: Schlesische Bierspeise nach Josef Schwinning

Enthält unbeauftragte und unbezahlte
WERBUNG für Bier und Jahrgangssardinen.
Wie die WAZ berichtete, ist die Bochumer Kochlegende Josef Schwinning im Alter von 85 Jahren gestorben. Seit er in den 1960-er Jahren das „Stammhaus Fiege“ übernahm, hat er die Bochumer Kulinarik geprägt und zahlreiche Köche ausgebildet. (Fiege's Stammhaus heute klick hier).Eine wichtigen Beitrag zur Ruhrgebietsküche leistete er mit dem „Bochumer Bierkochbuch“.

Bereits 2012 hat der Genießer einige seiner Rezepte wie etwa die die „Feine Export-Briercrème“ (klick hier). An der VHS Herne veranstaltete er sogar zwei Bier-Kochkurse mit Schwinnings Rezepten (klick hier und hier).

Die Zutaten nach Genießerart: Jahrgansgsardinen, Bernstein Bier, Kapern Senf, Chili und Ziegenfrischkäse.

Beim Stöbern in diesen Posts kam ich auf die Idee, noch einmal die „Schlesische Bierspeise“ zuzubereiten (klick hier). Schließlich kommt die Hauptzutat dieses Bruschetta-artigen Brotaufstrichs meiner heutigen Leidenschaft für Sardinen aus der Dose sehr entgegen. Doch nichts blieb, wie es einmal war: Statt der von Schwinning vorgeschlagenen Ölsardinenfilets ohne Haut und Gräten verwendete ich Jahrgangssardinen (aus 2017), bei denen ich die Gräte und die Schwanzflosse entfernte. Statt Schmand kam würziger Ziegenfrischkäse ins Gericht, und statt eines herben Fiege Pils nahm ich das süßlich-milde Bernstein, das mir sowieso mehr entgegen kommt. Die Karamellnoten des Bieres, die prima zu den Aromen der Jahrgangssardinen passen, unterstützte ich, indem die feingehackten Zwiebeln im Sardinenöl anschwitzte. Den nötigen Säurekick gab ich dann dazu, indem ich mit fruchtigem Zitronensaft abschmeckte.

Hier also die „Schlesische Bierspeise“ aus Josef Schwinnings Bierkochbuch in der Interpretation des Genießers.


Rezept: Schlesische Bierspeise
Ergibt 4 Schnitten

1 Dose Jahrgangssardinen
2 EL Ziegenfrischkäse
1 kleine Zwiebel
1 EL kleine Kapern
1 TL Senf
1 Prise Chilipulver
1 dl Fiege Bernstein
Pfeffer, Salz, Zitronensaft
evtl. Semmelbrösel

4 Schnitten Baguette
einige Kapern, Kirschtomaten, Krautsalat, rote Zwiebelscheiben, Pfeffer aus der Mühle

Dos Jahrgangssardinen öffnen und das Öl in eine Pfanne gießen. Zwiebel fein hacken und im Sardineneöl glasig dünsten, aber nicht braun werden lassen. Auf Küchenkrepp abtropfen lassen.
Sradinen von der Gräte und der Schwanzflosse befreien.
Ziegenfrischkäse, Zwiebeln, Senf, Kapern und entgrätete Sardinen in eine Schüssel geben und mit eine Gabel zerdrücken und vermischen. Einen guten Schuss Bier unterrühren. Sollte die Masse zu flüssig werden, mit Semmelbröseln vorsichtig andicken. Mit Chilipulver, Zitronensaft, Pfeffer und Salz abschmecken.

Zum Anrichten 4 Baguettscheiben toasten. Krautsalat auf Desserteller verteilen, 1 bis 2 Baguettescheiben darauf legen und dick mit der Schlesischen Bierspeise bestreichen. Mit halbieretn Kirschtomaten, Kapern und roten Zwiebelringen garnieren. Mit Pfeffer aus der Mühle bestreuen.

Urbane Landhausküche: Lauwarmer Lachs in einer Curry-Bier-Sauce nach Josef Schwinning mit Kumquats, grünen Linsen und Bratkartöffelkes


Beim Stöbern in den Posts zu meinen Kochkursen „Kochen mit Bier“ (klick hier), bei denen ich auf die Rezepte aus dem „Bochumer Bierkochbuch“ des verstorbenen Küchenchefs Josef Schwinnig zurück gegriffen hatte, stieß auf ein weiteres Gericht, dass ich unbedingt noch einmal machen wollte: Lauwarmer Lachs in Curry-Bier-Sauce. Einmal mehr zeigte Schwinning hier, was für ein versierter Restaurantkoch er war. Im Handumdrehen zauberte er aus ein paar Zutaten ein unaufwändig herzustellendes Gericht, das mächtig Eindruck schindet. Man muss nur aus Bier, Sahne, Balsamico, Öl, Estragon, Zucker und Curry eine Art Salatdressing machen, das über dünne Lachstrnchen gießen und alles für fünf Minuten in den mäßig warmen Ofen stellen.

 250 g Lachsfilet


Gestern machte ich mir als Beilagen Grüne Curry-Orangen-Linsen dazu und ein paar gebratene Kartoffelwürfel. Den letzten Pfiff brachten ein paar in dünne Scheiben geschnitten Kumquats. Die säuerliche Miniorangen gaben den Ganzen einen super erfrischenden Zitrus-Kick.

 


Rezept: Lauwarmer Lachs in einer Curry-Bier-Sauce nach Josef Schwinning mit Kumquats, grünen Linsen und Bratkartöffelkes

2 Portionen

Für den Lachs:
250 gr rohes Lachsfilet vom Mittelstück
Salz und Pfeffer
30 ml Bier
30 ml Balsamico
30 ml Öl
30 ml Sahne
1-2 TL Curry
1-2 TL Zucker
1 TL gehackter Estragon
4 Kumquats

Für die Grünen Linsen
½ Tasse Grüne Linsen
1 Stückchen Möhre
½ Zwiebel
Etwas Abrieb einer Orange
Rapsöl
Pfeffer, Salz, Curry
1 Tasse Wasser oder
je ½ Tasse trockener Weißwein und Orangensaft

Für die Bratkartöffelkes:
2 festkochende Kartoffeln oder mehr
1 Zehe Knoblauch
Salz, Pfeffer


Mit dem Linsengemüse beginnen. Zwiebel und Möhre in winzige Würfel schneiden (Brunoise). In etwas Rapsöl anschwitzen, gewaschene Linsen dazu geben. Kurz mit anschwitzen. Orangenabrieb dazu geben. Mit Weißwein und Orangensaft bzw. Wasser aufgießen. 25-30 Minuten köcheln lassen, bis die Linsen gar sind. Mit Pfeffer, Salz und Curry abschmecken.

In der Zwischenzeit Kartoffeln schälen und in 1 Zentimeter große Würfel schneiden. In eine Pfanne mit heiißem Rapsöl geben, mit Salz bestreuen und in 10- bis 15 Minuten goldig braun braten. Nach halber Bratzeit die feingewürfelte Knoblauchzehe dazu geben. Fertige Kartoffeln mit Pfeffer und Salz abschmecken.
Kumquats in dünne Scheiben schneiden und in der Pfanne leicht karamellisieren.

Ofen auf 170 Grad vorheizen. Haut und graues Fett vom Lachs entfernen. Lachs in sechs ca. 1 Zentimeter dicke Tranchen schneiden. Je drei auf einen großen , leicht eingeölten Teller legen. Pfeffern und salzen. Bier, Balsamico, Öl, Sahne, gehackten Estragon, Curry und Zucker in ein Schraubglas geben und kräftig durchschütteln, dass eine Emulsion entsteht. Sauce dünne über die Lachstranchen gießen. Teller in für fünf bis sechs Minuten in den heißen Ofen geben.

Teller aus dem Ofen nehmen. Linsengemüse und Bratkartöffelkes darum legen. Karamellisierte Kumquatscheiben daruf geben. Mit etwas Pfeffer aus der Mühle, gehacktem Estragon und Dill bestreuen.

 Beilage Grüne Linsen

 Beilage Bratkartoffeln

 

Neu in Dortmund: Das Hoesch auf Phoenix West


Es ist jetzt acht Jahre her, als ich für die mittlerweile verblichene Zeitschrift „Revier für Genießer“ eine Reportage über die neu entstandene Gastronomie am frisch gefluteten Phoenixsee in Dortmund-Hörde schrieb, von der es heute übrigens kaum noch einen Betrieb gibt. Den Optimismus, den die Neugestaltung und -nutzung des ehemaligen Hoesch-Geländes verbreitete, konterkarierte ich mit einer melancholischen Impression aus der Traditionskneipe „Karo‘s (heute: Marko‘s) Erpel“ in der Gildenstraße einen Kilometer entfernt, von deren Eingangstür aus man den stillgelegten Hoesch-Hochofen Phoenix West inmitten der damals noch weitgehend ungenutzten riesigen Industriebrache im Licht der untergehenden Sonne langsam verblassen sah. 

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 Der Hochofen Phoenix West

Heute hat der Optimismus des Strukturwandels auch Phoenix West erreicht. In das Areal wird fleißig investiert, und auch die Gastronomie sieht hier neue Chancen. Zweimal konnte ich in letzte Zeit an Probeläufen von interessanten Restaurants teilnehmen, die hier in diesen Tagen neue Wege beschreiten wollen. Vermittelt hatte das meine Kollegin Silke von der Facebook-Gruppe „Mein (kulinarisches) Dortmund“ (klick hier). Als erstes ging es um die neue Abendkarte von „Katjusha’s Foodwerk“ (zum Bericht klick hier). Letzten Samstag gab es dann die Generalprobe für das Restaurant „Das Hoesch“, das heute eröffnet wird.


 Das À-la-Carte-Restaurant

Das Restaurant ist in einer neu gebauten Halle untergebracht, und durch die großen Fenster hat man einen spektakulären Blick auf den alten Hochofen. Der lichtdurchflutete Gastraum wird von einer Stahlplatte mit dem Schriftzug des Namens, die an die rostigen Skulpturen eines Richard Serra erinnern. Neben dem à-la-carte-Restaurant gibt es auch noch eine Bistro-Bereich, der wie eine plüschige Bar eingerichtet ist, und in dem es Kleinigkeiten wie Hörder Suhsi (Salzkuchen mit Mett), Gourmetstäbchen (Pommes aus regionalen Kartoffeln) oder Maurer-Pralinen (Frikadellen) gibt. 

 
Thorben Zitt

Küchenchef Maciek Marawski

Betrieben wird „Das Hoesch“ von Alexandra Groß und Ben Blume, die in Unna bereits das „Xclusive. Kitchen“ führen, und ihrem Partner Thorben Zitt. Für die Speisen ist Küchenchef Maciek Murawski verantwortlich. Was er und sein Küchencrew beim Testabend auf die Teller brachten, war Ausdruck einer unbändigen Lust am Kochen. Beste, handwerklich tadellos zubereitete Zutaten, die in Zukunft weitgehend regionaler Herkunft sein werden, wurden in opulent-betörender, fast wilder Optik auf die Teller gebracht. Die Portionen waren üppig genug, um nach einem Gericht satt zu sein. Ob man da an die Stahlarbeiter alter Zeiten gedacht hat? Was eigentlich schade wäre, denn alles schmeckte so gut, dass ein Feinschmecker sich daraus gerne ein mehrgängiges Menü zusammenstellen würde. 

Tadellos gefaltete Servietten
 
Bar-Bistro-Leiterin Bianca Schäfer
hat ein Auge auf die Cocktail-Produktion. 
 
 

Der Testlauf in Das Hoesch am 12.9.2020

Phoenix Spritz
 

 Gruß aus der Küche
Roastbeef mit Rote-Bete-Schäumchen

Thai Curry Kokos Suppe

Vitello Tonnato
 
Ziegenkäse Sesam Feige Salat

Steinpilzrisotto mit Rinderfilet
Parmesan | Butter | Rucola

Deftiges Ferkel
Schwein | Steinpilzsauce | Kartoffel | Panko | Bacon | Gemüse der Saison

Dessert Variation

Grey Goose Vodka / Khalua / Espresso

Das Hoesch. Phoenixplatz 3, 44263 Dortmund. 0231 / 700 888 88. Mo-Fr 11.30-14 Uhr und 17-22 Uhr, Sa 11-22 Uhr. www.das-hoesch.restaurant/


Der Genießer bedankt sich für die Presse-Einladung.

Restaurantführer „Essen geht aus 2021“ erschienen


Trotz der in diesen Zeiten üblichen Beschränkungen feierte gestern eine kleine Schar von tapferen Gastronomen aus Essen und Umgebung das Erscheinen des  Restaurantführers „Essen geht aus 2021“ im eigens dafür geöffneten Biergarten vom Jagdhaus Schellenberg hoch über dem Baldeneysee. Während des Lockdowns stand ja auf der Kippe, ob das Traditionsmagazin überhaupt erscheinen würde. Doch durch Umstrukturierungen im Verlag Lensing Media wurde es jetzt doch noch möglich. Auch am Schwesterblatt „Dortmund geht aus 2021“ wird zur Zeit gearbeitet.

Dem Magazin sieht man die harten Zeiten für die Gastronomie kaum an. Wie gewohnt präsentiert die Redaktion um Tom Thelen über 180 kulinarische Adressen aus Essen und Umgebung und sortieren sie in neun Toplisten. So viel sei gespoilert: Zu den besten Restaurants von „Essen geht aus“ gehören Haus Stemberg in Neviges, Unverhofft in Gelsenkirchen und die Mausefalle in Mülheim.(Aber keine Angst, Essener Restaurants sind auch genug dabei).

Umrahmt wird der Restaurantreigen von reich bebilderten Reportagen. Tom Thelen berichtet über die spektakukläre Dachterasse des neuen asiatischen Konzept-Restaurants Mama San. Der Genießer durfte noch einmal seinen Besuch bei Nelson Müller in seinem Sterne-Restaurant Schote am Rüttenscheider Stern rekapitulieren und den chinesischenGastronomen Bo Peng mit seinen Gengki-Läden in Essen und Bochum porträtieren.

Hierbas Lachs - gebeizt - geheizt
Paella Espuma / Meerescrunch
Jan Henning Matzke, Der Bonner Hof
 
Gebratener Loup de mer und gegrilletr Oktopuns
Pimientos / Kartoffel-Knoblauch-Stampf / Mo
jo
Dominik Schab, Hugenpöttchen

Cheesecake-Creme
Zitrone / karamellisierte Cornflakes / dunkle Schokolade
Marc Wimper, Jagdhaus Schellenberg
 
(Dass der Genießer einen Gang des wunderbaren Caterings verpasste, weil auf dem Weg nach Essen sein Auto verreckte und er ein Stündchen auf einem Parkplatz verbrachte, um einem ferundlichen ADAC-Mechaniker beim Austausch seiner Autobatterie zuzugucken, verschweigt er lieber.)

Essen geht aus 2020. 116 Seiten, 7,90 €. Lensing Media. Erhältlich im guten Zeitschriftenhandel und im Internet.

Italienisches Dortmund: La Romantica

Ein Herz für Gäste: Franco und sein Sohn Adamo

Bin ich wirklich in Dortmund?, fragte sich der Genießer, als er an dem lauen Spätsommerabend vor La Romantica stand, genau da, wo die Düsseldorfer Straße die 90-Grad-Kurve Richtung Ostfriedhof macht. Zuerst dachte ich, ich sei in Arles, doch die Markisen, die die Tische und Stühle auf dem Bürgersteig überspannen, waren rot und nicht gelb wie auf dem berühmten Gemälde von Van Gogh. Als dann eine stadtbekannte Feinschmeckerin wie Monsieur Hulot mit dem Fahrrad angefahren kam, um an dem Presse-Menü teilzunehmen, zu dem Patron Franco eingeladen hatte, dachte ich, ich sei in Paris, in einem noch nicht gentrifizierten Vorort. Doch nein, La Romantica ist schließlich ein italienisches Ristorante. Und so dachte ich, als ich die Räumlichkeiten betrat, ich sei in Mailand. Durchaus elegant eingerichtet, luxuriöse Barolo- und Proseccoflaschen in den Regalen, eine Tafel mit Tagesangeboten über der offenen Küche hinter der Theke – ich konnte mir gut vorstellen, dass in unserer engen, schummrig beleuchteten Sitzecke, wo der Genießer als Zweimetermann durchaus Platzangst bekommen konnte, normalerweise schmächtige italienische Banker sitzen und Risotto alla finanziera verspeisen. Doch spätestens, als die Hauptgänge aufgetragen wurden, und die Fleisch- bzw Leberstücke mit umami-schweren, betörenden Saucen überzogen waren, war mir klar: wir sind in Dortmund. 

 Wie auf einem Van-Gogh-Gemälde: Die Straßenterrasse
 
Eng und elegant

Postmoderner Chic mit Hussen und Lampenschirmen
 

Doch von Anfang an.

Franco, wie ihn alle nennen, heißt eigentlich Issam Challali und stammt aus Spanien, genauer gesagt aus der spanischen Exklave Melilla in Nordafrika. Zu Gastronomie und Kochen kam er u.a. in Aplerbeck und Barcelona, doch die wichtigste Zeit war, als er zwischen 2010 und 13 als Küchenchef von Toni’s Ristorante mit Toni den BVB bekochen durfte und sogar manchmal an den VFL Bochum ausgeliehen wurde. 2014 eröffnete Franco schließlich am Rand des Dortmunder Stadtteils Kaiserbrunnen das Restaurant La Romantica. Mittlerweile wird er von seinem Sohn Adamo tatkräftig unterstützt.

Noble Weinauswahl
 

Raumbeherrschend: Die Tageskarte
 

Emsiges Treiben in der offenen Küche
 

Selbstverständlich gibt es in La Romantica Pizza. Doch Francos Liebe gilt der feineren italienischen Küche, so dass es sich lohnt, auf die Tagesangebote zu achten. Spezialität sind die gefüllten Nudeln. Wollte man Francos Paccheri verschicken, gingen sie bei DHL kaum als simple Päckchen durch. Fisch wird im La Romantica fantasievoll angerichtet, und ganz besonderer Wert wird – wie gesagt – auf die Saucen gelegt, mit denen die sorgsam geschmorten oder gebratenen Fleisch- und Fischgerichte serviert werden. Unser Menü war eine ausgesuchte Degustationsreise durch das, was La Romantica kann.

 

Prosecco in Heimattracht 

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Seit der Genießer zwei kulinarische Wochenenden in Serralunga

verbracht hat, gehört dieser Barolo zu seinen Favoriten.

 

Das Presse-Menü vom 19.9.2010


Vorweg
Pecorino Picante, Oliven, Tomaten, Foccaccia

Fischteller
Jakobsmuschel | Thunfisch-Avocado- und Lachs-Tatar |
Thunfisch im Sesammantel | Scampi
Kein Fisch ohne Fahrrad

Tris di Pasta
Ravioli mit Lachsfüllung| mit Ziegenkäse-Füllung und Feigen-Curry-Sauce | mit einer Füllung aus Steinpilzen mit  geschmolzenen Tomaten und Parmesan
 

Seeteufel in Safransauce

Rinderfilet mit Pfifferlingen

Lammcaree in Rotwein mit Honig und Pinienkernen

 

Kalbsleber in Rotwein-Schokoladen-Sauce

Dessert
Cochada (spanische Pannacotta) mit Kiwi, Karamell und
Walnüssen | Tiramisu | Tartuffo limoncello

La Romantica. Düsseldorfer Str. 82, 44143 Dortmund. Tel. 0231/22397770. Di-Sa 11-22 Ur. So 14-22 Uhr. www.laromantica-dortmund.com

Der Genießer bedankt sich für die Presse-Einladung.

Indien in Wattenscheid: Lakshmi Mahal

Der Kellner, der Koch und der Restaurantleiter

Es kommt ja eher selten vor, dass ein Wirtschaftsbetrieb die Stadt Essen verlässt, um in Wattenscheid seinen neuen Standort zu finden. Jedenfalls betrieb Herr Singh in der Ruhrgebietsmetropole mit Taste it India und Classic India zwei zentrale Adressen für indische Küche an Kastanienallee und Rellinghauser Straße. Die gab er jedoch vor zwei Jahren in andere Hände und verlegte die Zentrale seines kleinen Restaurantimperiums ins seit seiner Eingemeindung zu einem beschaulichen Vorort von Bochum degradierte Wattenscheid. Seitdem betreibt er dort an der Ecke Quer- und Achtermannstraße das Restaurant Lakshmi Mahal, organisiert einen opulenten Zustelldienst und verwaltet die Belange des Restaurants Classic im Tennisclub Weitmar 09 sowie die eines Imbisses in Witten.

Farbenfrohe indische Welt

Lakshmi, die Göttin des Glücks...

...thront überall

Das Sanskrit-Wort Lakshmi bedeutet „Glück, Schönheit, Reichtum“ und ist der Name der hinduistischen Glücksgöttin, Mahal bedeutet Palast. Mit typisch indischer Farbenpracht, goldenen Elefanten und turbantragenden Putten wurde das Lokal, das zuvor schon eine panmediterrane Pizzeria beherbergte, tatsächlich in einen kleinen Palast mit verwandelt. Doch die Gemütlichkeit der Wattenscheider Eckkneipe, als die es ursprünglich einmal gedacht war, kann es auch heute nicht verleugnen.

Es dominieren die Farben Gelb, Braun und Orange, die wegen des Gebrauchs der Gewürzmischung Curry auch die indische Küche dominieren. Ein Dosenrondell mit Kurkuma, Zimt, verschiedenen Pfeffersorten und anderen Gewürzen weist den Gast auf die Aromenvielfalt der indischen Küche hin und duftet mit den zu Ehren von Lakshmi angebrannten Räucherstäbchen um die Wette. 

 Die Farben des Curry

Restaurantleiter Kumar und der Junior-Chef Avineesh bringen die Köstlichkeiten, die der Koch Taladja in der Küche zaubert, an den Gast. Taladja hat in den großen Hotels in Mumbai sein Handwerk gelernt, und so sind seine Hähnchen-, Lamm-, Fisch und Tandoor-(Backofen)-Gerichte von beachtlicher Raffinesse. Man kann sie in drei verschiedenen Schärfegraden bestellen. Dazu gibt es den Joghurtdrink Lassie, indisches Bier oder sogar indischen Wein. Der Cabernet Sauvignon Shiraz 2017 vom Weingut Grover in den Nandi Hills nahe der südindischen Metropole Bangalore wurde mit Hilfe des französischen Winemakers Michel Rolland erzeugt und kann es mit einem Syrah aus der Provence problemlos aufnehmen.

Eine Entdeckung: Indischer Rotwein 

Erfrischend: Mango-Lassie
 

Das kleine Pressemenü, an dem der Genießer teilnehmen konnte, war anscheinend nach „deutscher Schärfe“ gewürzt und schmeckte nach mehr. Lediglich die Desserts fand ich etwas gewöhnungsbedürftig, etwa das indische Eis.

Das Indien-in-Wattenscheid-Menü
vom 16.9.2020 

 

Vorweg: Brot mit dreierlei Saucen

Vorspeisen

Samosa
Mit Gemüse gefüllte Teigtaschen
 
Seekh Kebab
Lammhack mit indischen Geürzen

Die Hauptgänge

Chicken Biryani
Gebratener Reis mit Hühnchen, Gemüse, Nüssen und Rosinen
 
Palak Paneer
Hausgemachter Rahmkäse mit Spinat, Zwiebeln und Tomaten

Butter Chicken
Hühnchen aus dem Ofen mit sahniger Tomaten-Curry-Sauce
 
Chicken Kadai
Hühnchen mit pikanter Currysauce, paprika, Tomaten und Zwiebeln
 


Desserts
 
Gulab Jamun
Traditionelle indische Milchkugeln

 

Lakshmi Mahal. Querstraße 23, 44866 Bochum-Wattenscheid. Tel. 02327/933310. Mo-Sa 16-22 Uhr, So 12-22 Uhr. Di Ruhetag. www.lakshmi-mahal.de

Der Genießer bedankt sich für die Einladung zum Pressemenü.


Herbstvergnügen: Pfannengeröstel mit Semmelstoppel- und Maronenpilzen, Estragon, trockenem Brot, Rosenkohl und einer halben Wachtel


Der Genießer hat nie den sportiven Ehrgeiz besessen, rücken- und kniegebeugt durch die Wälder zu streifen, um Pilze zu sammeln. Des halb kommen bei ihm meist nur solche Pilze auf den Tisch, die man im Lebensmitteleinzelhandel kaufen kann: Champignons, Pfifferlinge und, wenn’s was Besonderes sein soll, Steinpilze. Doch als er neulich im FrischeParadies in Essen war, gab’s da Semmelstoppel- und Maronenpilze, die er gelegentlich nur aus dem Fernsehen oder von den Speisekarten einschlägiger Restaurants kannte.

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Semmelstoppel- und Maronenpilze

Semmelstoppel haben ihren Namen wegen ihrer semmelblonden Farbe und der stoppeligen Form der Lamellen unter dem Hut. Sie sind fest und erinnern ein wenig an Pfifferlinge. Maronen wiederum haben eine wunderschöne kastanienrote Farbe und sehen aus wie etwas größere, dunklere Champignons, sind aber schwammiger. Ich kaufte von beiden je ein Handvoll und wollte sie zu einem aromatisierten Pilzgeröstel verarbeiten, das ich entweder mit Kartoffeln oder Nudeln kombinieren wollte.

Zuhause entdeckte ich aber noch ein paar Reste von den würzigen Roggenvielsaat-Broten, die ich in letzter Zeit mit so mag. Davon schneide ich immer an den Enden die kauintensive Kruste hauchdünn ab. Diese Knäppchen waren zu knochenharten Brotchips vertrocknet, und ich dachte, das ergäbe zu den Pilzen eine tolle Ergänzung. Also briet ich die Pilze mit Zwiebeln, Knoblauch, einigen Estragonzweigen und dem in mundgerechte Stücke zerbrochenen Brot in Butter an, gab dann etwas Flüssigkeit dazu, um die Pilze durchzuschmoren und dem harten Brot Gelegenheit zu geben, sie aufzusaugen und wieder weich zu werden.

Ob es eine gute Idee war, dafür einen Rest Rotwein zu nehmen und alles mit einer Ei-Parmesan-Plempe zu legieren, war optisch allerdings ziemlich verwegen. Die farblichen Unterschiede der Pilze und der anderen Bestandteile kamen nicht mehr zur Geltung. Doch geschmacklich war alles eine ungeheure Wucht. Sollte ich das Rezept noch einmal machen, würde ich Weißwein nehmen, auf das Ei verzichten und den Parmesan einfach so darüber streuen.


Ach ja, bei den wunderbaren Mais-Wachteln aus dem französischen Marensin konnte ich auch nicht widerstehen. Sie haben eine wunderbare Qualität und ich finde sie mit knapp 7 Euro für zwei Stück spottbillig. Ich füllte sie mit gehackten Trockenfeigen und Pistazien und buk sie im Ofen, bis sie knusprig waren. Das mit der Füllung war aber zu kurz gedacht. Als ich die Wachteln portionsgerecht halbierte, fiel sie prompt heraus. Aber ich streute sie kurzerhand über die Pilze, denn sie schmeckte wunderbar.


Rezept: Pfannengeröstel mit Semmelstoppel- und Maronenpilzen, Estragon, trockenem Brot, Rosenkohl und einer halben Wachtel

Mengenangaben für 1 Portion

Pilzgeröstel:
5 Röschen Rosenkohl
120 g Semmelstoppelpilze
120 g Maronenpilze
120 g trockene Roggenbrotreste in mundgerechten Stücken.
2-3 Zweige Estragon
1 Zwiebel in dünnen Ringen
1 Knoblauchzehe, halbiert
Butter
Pfeffer, Salz, Muskat
1 Gläschen Wein, am besten weiß
geriebener Parmesan

Rosenkohl in Salzwasser 7 Minuten bissfest blanchieren, abgießen und halbieren.
In einer großen Pfanne Butter auslassen und halbierten Knoblauch, gehackte Ziwebl und Brotreste anbraten. In mundgerechte Stücke geschnittene Pilze dazu geben und mitschmoren lassen. Pfeffern, salze, ein Prise geriebenen Muskat Estragonzweige dazu geben. Deckel auflegen und die Pilze durchschmoren lassen. Kurz vor Schluss halbierte Rosenkohlröschen dazugeben und mitschmoren lassen.

Wachtel:
1 Wachtel, küchenfertig
1-2 Trockenfeigen, gehackt.
2 EL gehackte Pistazien
Pfeffer, Salz
Weißwein, Knoblauch, Estragon

Aus der Wachtel das Herz herausholen. Innen und aus pfeffern und salzen. Mit gehackter Trockenfeige, Pistazien und dem Herz füllen. In eine kleine Bratreine 1 Glas Wasser oder Weißwein, ein Knoblauchzehe und2 Zweige Estragon geben. Ein Gitter darauf legen und die Wachtel darauf setzen. Im 200 Grad heißen Ofen backen, bis die Wachtel braun und knusprig ist.
Zu einem ähnlichen Rezept mit Aprikosenfüllung klick hier.

Anrichten:
Gebratene Wachtel halbieren und auf die Pilze setzen. Mit Parmesan und gehacktem Estragon bestreuen.

Großmarkt Essen: Bistro im FrischeParadies

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Kulinarische Preziosen in Großmarkt-Atmosphäre

Etwas verwegen wäre es schon, den Großmarkt nördlich der Essener City, der sich auf den Wegweisern in der Stadt stolz „Frischezentrum“ nennt, mit dem in Paris zu vergleichen. In der französischen Hauptstadt kaufen schließlich Händler und Gastronomen aus ganz Europa ein, und auch Touristen schätzen das gastronomische Angebot rund um die Marktstände. Wo könnte es frischere Ware geben als hier? 

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Transparentes Hygiene-Konzept in Corona-Zeiten

Immerhin: Inmitten der rund 50 Großhändler mit ihren grauen Rolltor-Lagern wirkt das mittlerweile zum Branchenriesen Transgourmet gehörende FrischParadies in Essen wie ein funkelnder Schmuckkasten. Der Feinkostmarkt wendet sich schließlich nicht nur an Gastronomen und Wiederverkäufer, sondern auch an Endverbraucher, die zu Hause mit den gleichen Zutaten arbeiten wollen wie die Küchenchefs der gehobenen Restaurants in der Region. Das Angebot an Fleisch, Gemüse, Trüffel, Wein und feinsten Convenience-Produkten ist entsprechend gediegen. Besonders herausragend ist dabei die Fischabteilung. „Wie verkaufen die Ware jeden Tag völlig aus“, erklärt Marktleiter Christoph Wlotzki. Sollten nachmittags noch etwas vorhanden seine, greifen die Mitarbeiter – übrigens alles ausgebildete Köche - zum Telefon und bieten die Ware den Gastronomen zu Sonderpreisen an. „So schaffen wir am nächsten Tag Platz für frische Ware.“ 


Venezianischer Rösé Roa di Frati

Vor drei Jahren eröffnete das Essener FrischeParadies als eine der letzten Filialen ein Bistro (klick hier) und gab dem Großmarkt der Stadt ein gutes Stück Pariser Flair. Ziel war es, den Kunden zu zeigen, was man mit den Waren des Hauses machen kann. „Wir haben schließlich den Vorteil, dass uns nichts ausgeht“, lacht Christoph Wlotzki. Es mag paradox klingen, aber das Bistro entwickelte sich schnell zu einem gutbesuchten Geheimtipp. Daran hatten sicherlich die Gourmetveranstaltungen mit Spitzenköchen aus der Region (klick hier und hier), Kunstausstellungen (klick hier) oder ganz einfach opulente Hummeressen, die zumindest in nichtpandemischen Zeiten hier stattfinden, ihren Anteil.

Chefs am Herd: Peter Gach und Nico Maslo (Archivbild)

Aber eigentlich sind es die wunderbaren Gerichte, die hier täglich bis in den Nachmittag hinein angeboten werden. Verantwortlich für die Küche sind Peter Gach, ein langjähriger Mitarbeiter des Hauses, der sich freut, wieder in seinem erlernten Beruf als Koch arbeiten zu können, und der junge Nico Maslo, der aus der Hexenküche um den Sternkoch Sven Nöthel stammt, als der der noch im Mülheimer „Am Kamin“ zauberte.

So war es kein Wunder, dass der Genießer mit Freuden die Einladung zu einem kleinen Mittagessen im Bistro des FrischeParadieses annahm. Dieser „Mut“ wurde mit einer Reihe von handwerklich bestechend zubereiteten Gerichten belohnt, bei denen wieder besonders die Fischgericht herausstachen. Optisches Markenzeichen waren die Hummer- und Safran-Schäumchen, mit denen Nico Maslo die Teller verzierte. Die Zutaten der Hausmarke QSFP (Qualité supérieure sélectionnée pour FrischeParadies) waren von betörender Frische. Natürlich gehörte die Bouillabaisse des Hauses dazu, eine Großmarktgericht par excellence. Obwohl ich mir Probierportionen ausbat, waren den Teller so opulent, wie es sich für ein Markt-Bistro gehört. Hungrige Kunden werden hier von einem Teller satt, so dass die auf der Karte ausgewiesenen Preise mehr als angemessen sind. Zur Speisekarte klick hier


Ein Mittagessen im Bistro im FrischeParadies




FrischeParadies "Bouillabaise" klein
Fischfilets | Rouille | Baguette 



Fisch-Grillteller
3 verschiedene Fischfilets | Gemüse
Schellfischloin
Kürbiskraut | Bacon | Senf | Kartoffelstampf
Surf n' Turf vom Campo-Roastbeef und Hummer
Chorizo-Zwiebeln | Bohne | Schmorkartoffel | Hummerschaum
Dessert
Crème brulée mit Früchten


Bistro im FrischeParadies, Lützowstraße 24, 45141 Essen, Tel 0201/8313-416. Mo-Mi und Sa 11-15.30 Uhr, Do-Fr 11-18 Uhr. Infos klick hier.


Einhorn Dortmund: Janka kocht wieder

Janka Brockhaus (früher Thiemann) mit Wolf Hoffmann vom TMM Forum
vor einem Wandteppich aus echtem Moos im "Einhorn"

Meine Recherche für eine Story in der in Kürze erscheinenden neuen Ausgabe des Restaurantführers „Dortmund geht aus“ brachte es an den Tag: Janka kocht wieder! Viele Dortmunder bedauerten, als Janka Thiemann ihr kleines Restaurant „Janka’s“ vor vier Jahren in der Dortmunder Nordstadt schloss. Dort servierte sie eine fantasievolle „Bistro-Autoren-Küche“ mit mediterranen, französischen und afrikanischen Einflüssen. Die Produkte dafür kamen zum größten Teil aus ihrem eigenen Garten. Später arbeitete sie in verschiedenen Restaurantküchen, zuletzt bis zu coronabasierten Schließung als Souschefin in Pascal Sürigs sternverdächtigem Cielo.

Jetzt ist Janka wieder mit einem interessanten Projekt da. Unter ihrem neuen Namen Janka Brockhaus verantwortet sie die Küche des „Einhorn“ im neugebauten TMM Forum im Dortmund-Hörder Vorzeige-Gewerbegebiet Phoenix West. Eigentlich ist das „Einhorn“ eine Kantine, in der die Unternehmerfamilie Hoffmann ihren Mitarbeitern und denen aus den anderen ansässigen Firmen eine zeitgemäße Büroverpflegung anbieten will. Aber selbstverständlich steht das lichtdurchflutete moderne Bistro auch allen anderen Gästen offen, die gutes Essen schätzen. 

Kokos-Mais-Suppe mit Thai-Pesto im Einorn

Bei der wöchentlich wechselnden Mittagskarte knüpft Janka durchaus an ihre alte Nordstadt-Tradition an. Leichte, zum großen Teil vegetarische Gericht sind im Angebot, z. B. Mille Feuille vom Ziegenkäse mit Kichererbsen und Bunter Beete (6,50 €), Auberginen-Joghurtragout mit Kardamomreis und Möhrchenchutney (8 €), Spanischer Kartoffel-Gemüsetopf ohne oder mit Chorizo (6 €) oder Roulade vom Freilandochsen mit Basilikum, Bel Paese und kerniger Tagliatelle (12€). Das ist alles verbraucherfreundlich kalkuliert und trotzdem aus besten Zutaten. Morgens gibt es Frühstück, nachmittags Kaffee und Kuchen.

Es lohnt sich also, einen Ausflug nach Phoenix West zu machen. Allerdings nur als Tagestour, denn das „Einhorn“ macht um 16 Uhr zu. Ein Abendgeschäft gibt es nicht.

Einhorn Dortmund im TMM Forum. Carlo-Schmid-Allee 13, 44263 Dortmund. Mo-Fr 9-16 Uhr. Infos auf Facebook.


Genießers Kochkurs: 3 Burger lecker

Zwiebel-, Linsen- und Bouillabaisse Burger
 
Es war fast wie eine Heimkehr, als der Genießer gestern wieder die Lehrküche der VHS Herne betrat. Das letzte Mal war er vor fast einem Jahr hier (klick hier); im Frühjahr waren dann wegen Corona alle Kurse ausgefallen. Doch jetzt im Herbst ging es mit einem entsprechenden Hygienekonzept der VHS wieder los.

Kochkurs in Corona-Zeiten
 
Sicher, mit Mund-Nasen-Schutz, Einweghandschuhen und Einmeterfünfzig-Abstand zu kochen schien auf den ersten Blick nicht besonders attraktiv. Aber die Reduzierung der Teilnehmerzahl machte das wieder wett. Unter normalen Umständen sorgen 16 Teilnehmer in der Lehrküche für lärmige Bahnhofshallenatmosphäre. Gestern waren pandemiebedingt aber nur sechs Gestalten mit Masken vor dem Mund und ein Kursleiter da, und entsprechend ruhig und konzentriert lief das Kochen ab.

Patty-Zutaten für den Zwiebelburger: Schweinebauch und Rindergulasch
 
Patty-Zutaten für den Bouillabaisse Burger: Dorade, Heilbutt, Garnelen
 
Wieder einmal ging es um hausgemachte Burger. Aus seinem umfangreichen Fundus hatte der Genießer drei Rezepte herausgesucht, die sich in den vorherigen Kursen besonders bewährt hatten. Je zwei Teilnehmer nahmen sich ein Rezept vor und bereiteten sieben Exemplare für die davon dazu, damit jeder jeden Burger probieren konnte. 

Teig für die Buns wird angerührt
 
Die Burger werden gebaut
 

Ein hausgemachter Burger ist eine durchaus aufwändige Angelegenheit. Pattys (Frikadellen), Buns (Brötchen), Saucen, Slat- und Gemüsebeilagen wurden alle selbst gemacht, das Fleisch selbst durch den Wolf gedreht, der Teig selbst geknetet. Niemand hatte große Routine darin, gab aber sein bestes. Und so kamen zum Schluss ganz hervorragende, saftige und schön anzusehende Exemplare heraus, die allen zudem auch noch hervorragend schmeckten. (Nebenbei bemerkt: Zum Essen durften die Masken natürlich abgenommen werden.)

Hier die Ausbeute des Kurses


Zwiebelburger
nach der WDR-Sendung „Lecker an Bord
Patty: Fleisch vom Biorind und etwas Schweinebauch, gewürzt mit gerösteten Zwiebeln und dem Curry „GOA“
Bun: Mit Dinkel- und Roggenmehl und Honig
Sauce: Joghurt-Mayonnaise
Auflagen: gebratene Baconscheiben, Zucchini, Avocado.
Zum Rezept hier klicken


Bouillabaisse Burger
Patty:
Dorade, Wolfsbarsch und Garnelen, gewürzt wie in der Provence u.a. mit Orangenschale
Bun: Nach Art eines provenzalischen Safranbrotes, bestreut mit Lavendelblüten
Saucen: Rouille (Knoblauchmayonnaise mit Safran, Pistou (Pesto aus Basilikum)
Auf Tapanade wurde diesmal verzichtet.
Gemüse: gebratene oder gegrillte Fenchel- und Tomatenscheibe
Zum Rezept hier klicken


Vegetarischer Rote-Linsen-Burger
Patty: Aus roten Linsen, orientalisch gewürzt mit Kreuzkümmel, Cayennepfeffer u.a.
Bun: Der Teig war dem türkischen Fladenbrot nachempfunden und mit Sesam bestreut
Salsa: Pico de Gallo
Gemüse: Marinierter Rucola
Käse: Feta
Zum Rezept hier klicken



Gestern bei Mama revisited: Möhren durcheinander (vegetarisch)


Seit fast zwei Wochen vegetierte ein Packung bunter Möhren in meinem Gemüsekorb vor sich hin. Vor lauter Restaurantterminen war ich bislang einfach nicht dazu gekommen sie zuzubereiten. Als ich sie jetzt aufriss, stellte ich fest, dass die meisten der normal orangen, gelben und rot-violetten Möhren noch ziemlich knackig waren. Und so kam ich auf die Idee, das alte Mama-Rezept „Möhren durcheinander“ mal wieder aufzuwärmen.

Doch ich unterzog es einer gründlichen Revision. Schweren Herzens beschloss ich, auf die Brühe aus Schweinbauch als Grundlage zu verzichten und eine vegetarische Version zu erstellen. Mama liebte das zarte gekochte Fleisch über alles. Sie briet es immer kurz an, um dann daraus eine deftig gewürzte Brühe zu kochen, die dem Gericht aus je einem Teil Möhren, Zwiebeln und Kartoffeln eine wunderbare Herzhaftigkeit zu verlieh. Ich verwendete eine kräftige Gemüsebrühe und versuchte, das Manko des fehlenden Fleischgeschmacks durch andre Umami-Quellen wettzumachen. Also schmeckte ich den fertigen nicht nur wie Mama mit Pfeffer und Salz ab, sondern zusätzlich noch mit Senf, Sojasauce und Curry. Zudem kochte ich ein Stück Orangenschale, zwei Lorbeerblätter und Gewürzsäckchen mit Pfeffer- und Pimentkörnern und Nelken mit. Das Ergebnis konnte sich schmecken lassen.


Rezept: Möhren durcheinander (vegetarisch)

300 g Zwiebeln, fein gewürfelt
300 g Möhren, klein gewürfelt
300g Kartoffeln, klein gewürfelt
1 kleine Petersilienwurzel
½ TL Curry
1 Streifen Schale einer ungespritzten Bio-Orange
Gewürzsäckchen aus 1 TL schwarzen Pfefferkörnern, ½ TL Pimentkörner, 2 Nelken
1-2 Lorbeerblätter
1/2 l kräftige Gemüsebrühe
Etwas Zucker
Salz, Pfeffer,
1-2 TL Senf

Zwiebelwürfel in etwas Zucker karamellisieren und andünsten. Curry mitrösten.. Möhrenwürfel und Kartoffelwürfel hinzufügen. Mit Gemüsebrühe aufgießen, Gewürzsäckchen, Lorbeerblätter und Orangenschale dazugeben und alles ca. 30 Minuten köcheln lassen lassen, bis die Kartoffeln gar und die Möhren weich sind. Mit Salz, Pfeffer, Sojasauce und Senf abschmecken. Zum Servieren Lorbeerblätter und Orangenschale herausfischen.

Zum Original-Mama-Rezept hier klicken.

Italienische Region Dortmund: La Mozzarella Da Bruno

Gastronomisches Urgestein: Bruno Rossi und Sohn Marco

Wer sich ein wenig für die italienische Küche interessiert, weiß, dass sie aus einer ausgeprägten Sammlung von regionalen Spezialitäten besteht. Anders als etwa in Deutschland, besann man sich bei der Gründung des modernen italienischen Staats Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Küche der Regionen als ein kulinarisches Fundament des Nationalbewusstseins. So entstand eine Vielzahl an Gerichten mit Zutaten, die es ursprünglich nur an bestimmten Orten gab; allein die Nudelformen, die überall entstanden waren, kann man kaum zählen.
 
Der Cocktail vorweg

So ist es kein Wunder, dass hierzulande in den italienischen Restaurants mit ihrem Pizza-Pasta-Fleisch-Fisch-Tiramisu-Einerlei meistens nicht die authentische Vielfalt der italienische Küche angeboten wird, sondern vor allem die Urlaubserinnerungen der deutschen Gäste aufgewärmt werden. Umso mehr freute sich der Genießer, als er bei einem Presseessen gemeinsam mit Silke Albrecht von „Mein (kulinarisches) Dortmund“, Tom Thelen von „Dortmund geht aus“ und Michael Alisch von „Feine Adressen“ in Bruno Rossis kleinem Restaurant „La Mozzarella Da Bruno“ ein Dutzend authentisch anmutende italienische Regionalgerichte serviert bekam.

Wobei er zuerst etwas schmunzeln musste. Nicht etwa, dass der quirlige Maestro seine Leidenschaft fürs regionale Kochen bei der Nonna in Italien entdeckt hätte – nein, Bruno erzählte, dass er vor 50 Jahren als sehr junger Mensch aus Pescara in den Abruzzen nach Dortmund kam, erst einmal eine Lehre als Bäcker und Konditor machen wollte, die abbrach und dann das Kochhandwerk ausgerechnet in einem Kurs an der IHK Dortmund lernte. Vor 42 Jahren machte er sich selbstständig und betrieb mehrere Restaurants in Dortmund und Lünen, darunter bis Anfang der 1990-er Jahre „La Lumaca“ in der Nordstadt, wo er einer der ersten Italiener im Ruhrgebiet war, die den Pizzaofen aus der Küche verbannten. 
 


La Mozzarella Da Bruno in Wellinghofen

Sein Faible für die Regionalküche entdeckte er durch einen Koch aus Neapel, der bei ihm arbeitete. „Ich war zwar der Chef“, räumt Bruno ein, „aber in dieser Hinsicht ordnete ich unter“. Eine Zeitlang gin Bruno zurück nach Italien, bis ihn sein Bruder Massimo bat, „La Mozzarella“ wieder auf Vordermann zu bringen. So heißt der kleine Laden mit der schmalen Terrasse auf dem noch schmaleren Bürgersteig an einer verkehrsumbrandeten Straßenecke im ansonsten kleinstädtisch anmutenden Dortmunder Stadtteil Wellinghofen seit acht Jahren „La Mozzarella Da Bruno“; mittlerweile ist auch Brunos Sohn Marco ins Geschäft eingestiegen. Trotz der eleganten Renovierung hat das Restaurant nichts von seinem engen, bodenständigen Trattoria-Charme verloren. 
 

Was die Küche der beiden auf die Teller zauberte, war einfach überwältigend. Alles war handwerklich tiptop, Kurzgebratenes wie Lammkoteletts und die eingelegte Meeresfrüchte butterzart, Geschmortes wie Ossobuco fiel vom Knochen. Abgeschmeckt waren die Gerichte vorzüglich, besonders die überbackenen Muscheln überzeugten durch die präzise hinzugefügte Dosis Knoblauch. Dazu empfahl Bruno zwei vorzügliche Weine, einen sizilianischen Grillo und einen Montepulciano aus seiner Heimat Abruzzen. Und natürlich konnte Bruno jede Region benennen, aus der das jeweilige Gericht stammte. Nur bei den Meeresfrüchtesalaten habe ich vergessen es aufzuschreiben, doch ich tippe auf Venetien oder Ligurien. 


Das Menü der italienischen Regionen bei Bruno
6.10.2020 

 

Die Weine des Abends
 

Abruzzen
Gegrillte Paprikaschoten mit eingelegter Makrele und Spargel
Köstliche Kombi


Friaul
Radicchio Trevisano mit Gorgonzolasauce
Ein Symphonie in würzig, bitter und süß



Neapel
Melanzane alla parmigiana
Auberginenauflauf, optisch unscheinbar, auf der Zunge ein Gedicht



Abruzzen
Überbackenen Muscheln
Perfekt abgeschmecktes Gratin



Ligurien
Pulpo-Kartoffel-Salat mit eingelegtem Fenchel
Deftig-zarte Kombination


Venetien
Bohnen und Linsen mit Meeresfrüchten
Was für ein Mundgefühl



Kampanien
Spaghetti Vongole
Ein Klassiker
Neapel
Calamarata mit Oktopus
Calamarata heißen die Nudeln

 
 

Sizilien
Pasta alla Norma mit Auberginen und gesalzenem Ricotta
Gesalzener Ricotta!
 
 
 
 
 
  
Abruzzen
Lammkotelett mit Polenta
Extra cremige Polenta



Lombardei
Osso buco
Fleisch, das vom Knochen fiel, herzhafetes Mark



Toskana
Kaninchen geschmort mit Pinienkernen und Kartoffeln
Zarte Versuchung des Rustikalen



Abruzzen
Lammrücken mit Kräutern
Aromenvielfalt der Extraklasse


Dortmund
Weincrème mit Himbeeren nach Brunos Hausrezept


Der Absacker

 
La Mozzarella Da Bruno. Preinstr. 88, 44265 Dortmund. Tel. 0231/479948. Tägl. 12-23 Uhr, So 13-22 Uhr. Mi Ruhetag. www.mozzarella-bruno.de

Der Genießer bedankt sich für die Presseeinladung.

Herbstvergnügen: Gorgonzola-Radicchio-Risotto mit Balsamicobirne, Steinpilzen und Walnüssen (vegetarisch). Dazu ein 18 Jahre alter Barolo.


Der Genießer findet, dass Restaurantbesuche äußerst inspirierend fürs Selber-Kochen ist. Das Presseessen im „La Mozzarella Da Bruno“ vor einigen Tagen in Dortmund war so ein Erlebnis (klick hier). Unter anderem wurde eine Vorspeise serviert, die mir nicht aus dem Kopf ging: Gebratener Radicchio mit Gorgonzolasauce. Mir war sofort klar, dass ich das nachkochen wollte.

Damit es nicht nur gut schmeckte, sondern auch gut aussah, wollte ich Radicchio Trevisano Tardivo verarbeiten, die pittoreske flammenförmige Varietät des roten bitteren Salats. Ein sicher Bank, den zu bekommen, ist das FrischeParadies in Essen, und so machte ich mich auf den Weg. In der Gemüseabteilung des Feinkostmarktes sprangen mir aber auch hübsche kleine Steinpilze ins Auge, bei denen sofort klar wurde, warum sie im Italienischen porcini heißen, Schweinchen. Auch Walnüsse gab es als lose Ware, und so nahm ich von beidem je eine Handvoll mit. Und natürlich auch einige von den schönen roten italienischen Williamsbirnen.

Balsamicobirne (vorn)

Steinpilze

Radicchio, Walnüsse, Risotto

Und aus der einfachen Vorspeise mit zwei Komponenten wurde ein Hauptgericht: Gorgonzola-Radicchio Risotto mit Steinpilzen und einer extra Portion geschmortem Radicchio. Als dritte Beilage schwebten mir die Birnen vor, die ich in einem pikanten Balsamico-Portweinsud schmoren wollte. Schöner konnte ich den piemontesischen Herbst nicht auf meinen Balkon bringen: Sahnig süß und bitter pikant.

Der Wein

Ein passendes Getränk dazu war natürlich ein Barolo. Ich wühlte ein wenig in meinen Regalen im Keller und fand tatsächlich eine Flasche des Jahrgangs 2002 von der Genossenschaft Terre del Barolo. O Mann, dachte ich, als der Wein gelesen wurde, war ich noch keine 47! Es war kein großer Barolo, sondern die Einstiegsqualität der Genossenschaft, die um die 10 Euro in Supermärkten verkauft wurde. Dafür hatte der der Wein die 18 Jahre, die er auf dem Buckel hatte, prächtig überstanden. Zwar verflog sich die wunderbare Duftwolke, die der Flasche beim Öffnen verströmte, ziemlich rasch. Übrig blieb aber ein trinkbarer, farbenprächtiger Wein, dem zwar nichts von der Morbidität anhaftete, die alten Barolos nachgesagt wird, der aber mit seiner frischen Säure meinem sahnigen Gericht als Begleiter ziemlich guttat.

Die Zutaten


Rezept: Gorgonzola-Radicchio-Risotto mit Balsamicobirne, Steinpilzen und Walnüssen
Zutaten für 4 Portionen

Balsamicobirnen:
2 Williamsbirnen
0,2 l Portwein
4 EL Balsamicoessig
3 Nelken
1 Stück Zimtstange
2 Ecken Sternanis
½ TL schwarze Pfefferkörner
Für die Reduktion:
½ Schalotte, fein gewürfelt
2 kleine Steinpilze oder eingeweichte getrocknete Steinpilze, fein gewürfelt
Pfeffer, Salz, Zucker oder Johannisbeergelee zum Abschmecken
Kalten Butter zum Montieren..

Am Vortag Willamsbirnen schälen, halbieren und das Kerngehäuse entfernen. Portwein und Balsamico zum Kochen mit den Gewürzen zum Kochen bringen. Birnenhälften hinein geben , ggf mit kochendem Wasser auffüllen, bis die Birnen bedeckt sind. Bei kleiner Flamme je nach Reifegrad 20-30 Minuten weich kochen, ohne dass sie zerfallen. Abkühlen lassen und im Sud über Nacht stehen lassen.
Am nächsten Tag die Birnen aus dem Sud nehmen. Sud durch ein Sieb gießen. In einem Topf Schalotten- und Steinpilzwürfel in Butter anschwitzen. Sud hinzugeben zu zur Hälfte einreduzieren lassen. Mit Pfeffer, Salz und Johannisbeergelee bzw. Zucker abschmecken. Mit kalter Butter montieren.

Steinpilze, Radicchio. Walnüsse:
16 kleine Steinpilze
1 Knoblauchzehe
1 Zweig Estragon
1 großer Radicchio Trevisano Tardivo
Pfeffer, Salz
4 Walnüsse
Olivenöl

Steinpilze putzen und in gleich dicke Scheiben schneiden. Olivenöl in einer großen Pfanne erhitzen. Knoblauchzehe, Steinpilzscheiben und Estragonzweig hinzugeben und anbraten, pfeffern und salzen. 3 EL Wasser hinzugeben, ein Stück Alufolie darauf drücken. Deckel auflegen und 15 Minuten bei kleiner Flamme braten lassen. Nach der halben Zeit einmal wenden und weiterbraten. Wenn die Pilze fertig sind, herausnehmen und warm stellen.
Radicchio langs in vier Teile teilen. Pfeffern und salzen und in der Pfanne braten. Aufpassen, dass der Radicchio nicht zu viel Frabe verliert und nicht unansehnlich wird. Herausnehmen und warm stellen.
Walnüsse knacken und die Kerne in der Pfanne leicht anrösten. Warmstellen.

Gorgonzola-Radicchio-Risotto:
2 Tassen Risottoreis
2 Schalotten
1 Knoblauchzehe
1 guter Schuss Weißwein
1 l kochende Gemüsebrühe
1 Radicchio Trevisano Tardivo
100 g Gorgonzola
Pfeffer, Salz, Butter

Schalotten und Knoblauch fein würfeln. Butter in einem Topf erhitzen, Schalotten- und Knoblauchwürfel darin anschwitzen. Reis zugeben und ebenfalls anschwitzen. Mit Weißwein ablöschen und den Wein verdunsten lassen. Mit Brühe bedecken und köcheln lassen. Brühe nach und nach dazugeben, bis der Reis nach 17 Minuten gar ist.
In der Zwischenzeit den Radicchio in kleine Stücke schneiden. Kurz vor Kochende zum Reis geben, unterrühren und kurz mitkochen. Topf vom Feuer ziehen. Gorgonzolastücke unterrühren, bis sie schmelzen. Evtl. noch etwa Butter dazugeben und schmelzen lassen. Mit Pfeffer und Salz abschmecken.

Gorgonzolasauce:
0,2 l Gemüsebrühe
0,1 l Weißwein
0,1 l Sahne
100 g Gorgonzola
Pfeffer, Salz, Zucker
½ TL Speisestärke

Brühe, Wein und Sahne aufkochen, Gorgonzola in Stücken hinzufügen und schmelzen lassen. Mit Pfeffer, Salz und Zucker abschmecken. Speisestärke anrühren, dazugeben und aufkochen, bis die Sauce dicklich wird.

Anrichten:
Birnenhalften in der Pfanne anwärmen, fächerförmig aufschneiden, so dass die Schnitten an der Spitze noch zusammen halten. Auf großen Tellern ein Spiegel Gorgonzolasauce ausstreichen. In der Mitte mit einem Servierring eine Portion Risotto setzen. Gebratenen Radicchio, Steinpilze und Birne darum anrichten. Risotto mit Walnusskernen garnieren. Alles vorsichtig mit Balsamicoreduktion beträufeln. 



Nachhaltige Küche in Bochum: Schreiner’s Essen+Trinken

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Patron Andreas Schreiner in seinem Restaurant

Seit der grundlegenden Renovierung vor mittlerweile über 30 Jahren verbreitet das imposante wilhelminische Eckhaus Hattinger/Kulmer Straße durchaus so etwas wie Belle-Epoque-Atmosphäre in Bochum. Besonders die kleine Straßeneinfahrt links, an der der Außenbereich des Schreiner’s liegt, erinnert mit dem Treppenaufgang am Ende ein wenig an Montmartre – wenn sie nicht wie gewöhnlich zugeparkt ist. So wundert es nicht, dass die Lokalität im Erdgeschoss, die wohl einst als typische Eckkneipe geplant war, ein Stück Bochumer Gastrogeschichte geschrieben hat. Am längsten mit dem französisch inspirierten La Maison, dann folgten so bunte Projekte wie das russische Majakowkij, die Cocktailbar Spizz oder das Colonial. Seit 2014 bewirtschaftet Andreas Schreiner die Lokalität.

Ein wenig Montmartre an der Hattinger Straße

Was Andreas Schreiner auf den Tisch bringt, könnte man als bodenständige, europäisch inspirierte Frischeküche bezeichnen, steckte nicht auch noch ein leidenschaftliches gastro-politisches Engagement dahinter. Schreiner ist nicht nur Mitglied bei den Green Chefs, sondern auch einer von vier Vizepräsidenten der Köche-Vereinigung Euro-Toques Deutschland e.V. Euro-Toques, eine Zusammensetzung von Europa und dem französischen Wort für Kochmütze, wurde 1986 vom belgischen Drei-Sterne-Koch Pierre Romeyer als ein Zusammenschluss europäischer Köche gegründet, um gemeinsam für natürliche Lebensmittel einzustehen. Die deutsche Sektion musste sich nach Schwierigkeiten mit einem ehemaligen Vorsitzenden neu organisieren, woran Schreiner heute tatkräftig mitarbeitet. So war er maßgeblicher Mitorganisator des GTW (Gastro-Tage West) Summits auf der Essener Zeche Zollverein im September, eine der wenigen gastronomischen Fachveranstaltungen, die im Coronajahr 2020 stattfanden.

 

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Das Lokal hat eine lange gastronomische Tradition

„Uns geht es um Nachhaltigkeit und Regionalität der Produkte, die in der Gastronomie verarbeitet werden“, erklärt Schreiner. Wichtig ist dabei auch, dass diese Produkte in den organisatorischen und wirtschaftlichen Ablauf eines Betriebs hineinpassen. Die Zusammenarbeit mit dem Handel steht dabei im Mittelpunkt, aber auch Weiterbildung und Aufklärung. So organisiert Euro-Toques seit einiger Zeit Jahr die frühere Bezirksmeisterschaft der Köche im Bochumer Alice-Salomon Berufskolleg.

Das Mittagessen, zu dem Andreas Schreiner den Genießer einlud, war ein kleiner Streifzug durch seine engagierte Küche. Die herzhaften, z.T. mit spielerischer Kreativität veränderten Traditionsgerichte machten deutlich, inwieweit ein regionaler und nachhaltiger Anspruch in einem professionell geführten gastronomischen Betrieb umgesetzt werden kann.

Ein Mittagessen im Schreiner’s
15.10.2020

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Traditionslimo neu aufgelegt:
Bevor Sinalco eine Weltmarke wurde, hieß es Bilz Brause,
nach einem sächsischen Naturheilkundler.

Münsterländer Blutwurst trifft Jakobsmuschel auf Kartoffel-Meerettichstampf
mit Schreiner ́s Apfel-Quitten-Kompott
Gleich zu Beginn kam mit dieser Varitiion des Klassikers Himmel und Äd auch der Favorit des Genießers. Die kross gebratene Blutwurst war in Zusammenhang mit dem Meerrettichkartoffelstampf sensationell. Die Jakobsmuschel brachte noch ein gewisses Extra.


Teigtaschen gefüllt mit Pecorino und Feige in Pinienkernbutter geschwenkt mit sautiertem Babyspinat, gerösteten Walnüssen, geriebener Parmesan und Wildkräutergrün
Die vegetarischeHauptgang- Alternative zeigte, wie groß der Itaalienische Einfluss auf die deutsche Küche ist. Lustig: lilafarbenes Kroepoek als Garnitur.


Braten vom Thüringer Durocschwein mit Rübenkraut-Bier-Sauce, Kartoffelklößen, Rotkohl und Schreiner’s Apfelkompott
Ein Klassiker der deutschen Hausmannskost. Der Braten war herrlich saftig.

 Dazu ein Gläschen Nero d'Avola

 

Mousse von der belgischen Zartbitterschokolade mit eingelegten Kirschen


Schreiner’s Essen + Trinken. Hattinger Str. 103, 44789 Bochum. Tel 0234/41482872. Di-So 12-15 Uhr und ab 17Uhr. www.schreiners-bochum.de

Der Genießer bedankt sich für die Presseeinladung.

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