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Sonntagsessen: Löffelweiche Ochsenbacke mit Nudeln und Rotkohl-Apfel-Salat

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Wenn es ideales Rindfleisch zum Schmoren gibt, dann sind es die Backen von Ochs und Färse. Die Kaumuskulatur der Wiederkäuer ist gut durchtrainiert, hat so gut wie kein Fett, dafür viel Bindegewebe, das sich bei 80 Grad in weiche Gelatine verwandelt. Nur knapp darüber stundenlang geschmort, ist die Ochsenbacke ein zartes Gedicht, das mit dem Löffel gegessen werden kann. Nicht umsonst sind die Bäckchengerichte auf den Gourmetmeilen im Ruhrgebiet der Renner. Von Spitzenrestaurants wie der Résidence oder Hannappel in Essen zubereitet, genießen sie Kultstatus.

 Löffelweich, oder cucchiaio morbido,
wie der Italiener sagt.

So musste der Genießer nicht lange überzeugt werden, als ihm der Metzger seines Vertrauens auf dem Bochumer Wochenmarkt einen Ochsenbackenoschi von ca. 600 g unter die Nase hielt und davon schwärmte, wie lecker das in Port- und Rotwein geschmort sei. Also griff er zu, guckte sich einige Rezepte für geschmortes Rindfleisch an und kam schließlich zu folgendem Ergebnis. Yippie Yah Yei Ochsenbacke!

Als Beilage gab es dazu Nudeln und einen Rotkohl-Apfel-Salat aus dem Blog „Karamba Karina’s Welt“.


Rezept: Löffelweiche Ochsenbacke mit Nudeln und Rotkohl-Apfel-Salat
Für 2 Portionen

1 Ochsenbacke, etwa 600 g
Pfeffer, Salz
Öl
2 Möhren
1 Stück Sellerie
1 Stück Petersilienwurzel
1 Stange Lauch
1 große Zwiebel
1 TL Tomatenmark
1 TL Pfefferkörner
1 TL Pimentkörner
1-2 Lorbeerblätter
3/8 l Rotwein
3/8 l Portwein
1-1 ½ l Rinderbrühe
Pfeffer, Salz, Balsamico zum Abschmecken

Ofen auf 120 Grad vorheizen.
Möhren, Sellerie, Petersilienwurzel, Zwiebeln und Lauch klein würfeln. Nelken, Pfeffer- und Pimentkörner in ein Gewürzsäckchen geben.
Ochsenbacke salzen und pfeffern. In einem Bratentopf in etwas Öl auf allen Seiten anbraten, bis sie gut Farbe angenommen hat. Aus dem Topf nehmen.
Tomatenmark in den Topf geben und anbreten, Gemüsewürfel dazugeben und braten, bis sie Farbe angenommen haben. Je 1/3 Liter Rot- und Portwein dazugeben und einkochen, bis die Flüssigkeit verdampft ist. Das ganz drei Mal wiederholen, bis ein dunkler Bratensatz entstanden ist.
Angebratene Ochsenbacke dazu geben und mit Rinderbrühe aufgießen. Gewürzsäckchen und Lorbeerblatt dazugeben.
Zugedeckt in den vorgeheizten Backofen geben und bei 120 Grad 4 Stunden lang schmoren lassen, bis die Sehnen geliert und das Fleisch löffelweich ist.
Fleisch aus dem Topf nehmen, in Alufolie einschlagen und zum Ruhen in den ausgeschalteten Backofen legen.
Bratensud durch ein Sieb in einen Topf gießen und um die Hälfte einkochen lassen, bis er dickflüssig geworden ist. Mit Pfeffer, Salz und Balsamico abschmecken.
Nudeln nach Vorschrift kochen. Ochsenbacke halbieren. Jede Hälfet in einen tiefen Teller geben, die gekochten Nudeln dazugeben und alles mit der Sauce übergießen. Mit einem Löffel servieren.

Rezept: Rotkohl-Apfel-Salat 
Nach Karamba Karina's Welt

400 g frischer Rotkohl
1 Apfel
Walnüsse oder Pinienkerne
Pfeffer, Salz
3 EL Apfelessig
4 EL Apfelsaft
4 EL Sonnenblumenöl
1 TL Honig

Rotkohl sehr fein hobeln. Apfel schälen, vom Kerngehäuse befreien und in kleine Würfel schneiden.
Für die Marinade Apfelessig, -saft, Öl und Honig verrühren und mit Pfeffer und Salz würzen. Geraspelten Rotkohl und gewürfelten Apfel vermischen. Marinade darüber gießen und gut untermischen. Pinienkerne oder zerkrümelte Walnusskeren dazu geben. Alles mehrere Stunden ziehen lassen.


 Im Glas: Spätburgunder Hahnenhof von 2007
Weingut Toni Jost, Bacharach



Recuerdos de Fuerteventura: Dorade mit Papas arrugada und Tomatensalat

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Wenn ich es mir genau überlege, waren meine mittlerweile verstorbenen Schwestern Inge und Gisela Pionierinnen des Tourismus auf Fuerteventura. Das zu den Kanarischen Inseln gehörende „gelbe“ Wüsteneiland hatte es ihnen – genauso wie das benachbarte „schwarze“ Lanzarote – bereits in den1970er Jahren angetan, als sich der Massentourismus dort erst langsam entwickelte. Oft gehörten sie zu den ersten Gästen der ersten Hotels an der Ostküste der Insel, und außerhalb der noch kleinen Touristenorte, wo sich heute Ferienanlage an Ferienanlage reiht, führten steinige Trampelpfade über steile Felsen zu den traumhaften Sandstränden, an denen man noch so allein sein konnte wie der berühmte Mann auf dem Mond.

Meine Schwestern 1979 auf Fuerteventura

 Die Schnellstraße von Corralejo im Norden nach Moro Sable im Süden gab es noch nicht, und so war ein Ausflug über die Insel wie eine abenteuerliche Safari auf staubigen Sandpisten. Nur die Inselhauptstadt hatte man bereits in Erwartung rosiger Zeiten von Puerto del Cabras (Ziegenhafen) in Puerto del Rosario (Rosenkranzhafen) umbenannt.

Es ist jetzt 14 Jahre her, dass auch ich meine Schwester Inge nach Fuerteventura begleitete. Eigentlich hatte sie die Reise für sich und unsere Mutter gebucht, die aber, schon damals hochbetagt, Angst vor der eigenen Courage bekam. Und so musste ich kurzfristig einspringen.

Mit meiner Schwester Inge 2002 auf Fuerteventura 

Zuerst war ich von der Vorstellung an die Halbpension wenig begeistert, doch als ich schließlich da war, war ich froh. Das abendliche Büffet in dem 5-Sterne-Hotel war nämlich weitaus besser als das, was man in den unzähligen Restaurants rundum bekam. Die kamen über ein internationales Imbiss-Niveau nicht hinaus und unterschieden sich kaum von Pizzerien oder Chinarestaurants in Bochum oder Essen. Am Büffet hingegen konnte man sich, wenn man ein wenig Sinn und Verstand walten ließ, täglich ein variantenreiches Fünf-Gänge-Menü zusammenstellen. Freilich, die Zutaten kamen nicht von der Insel, sondern wurden vom spanischen Festland herangeschippert. Einen inseltypischen Ziegenbraten konnte ich nur einmal essen, und zwar im Restaurant Santa Maria in der historischen Hauptstadt Betancuria.
Kulinarische Höhepunkte waren jedoch die Ausflüge an die wilde Westküste Fuerteventuras. Die z.T. ebenfalls schönen Strände sind wegen ihrer gefährlichen Strömungen nicht geeignet, um touristisch erschlossen zu werden. So hatten die kleinen Fischerorte dort noch einen ursprünglichen, karibisch oder westafrikanisch anmutenden Wellblech-Charme oder erinnerten an die Kulissen aus Italo-Western.

Zum Fischessen an der wilden Westküste der Insel

Über Mittag war jedoch der Teufel los. Dann füllten sich die Fischrestaurants mit Gästen, die warteten, bis die Fischer zurückkehrten. Der schon damals knappe Fang wurde in Kisten vom Boot direkt in die Küchen geschleppt, dort in Windeseile von flinken Händen ausgenommen und auf den Grill gelegt oder in Öl ausgebacken. Serviert wurden die Köstlichkeiten dann mit Papas arrugadas, in Meerwasser gekochten kanarischen Schrumpelkartoffeln, samt den scharfen Mojo-Saucen in rot und grün.


Fuerte auf dem Südbalkon

Mit der Dorade mit Papas arrugada und Tomatensalatversucht der Genießer ein wenig von der Fuerteventura-Atmosphäre auf seinen Südbalkon zu bringen, der ja immer mehr zur Projektionsfläche einer idealen südlichen Lebensart wird. Seinen Schwestern hätte es bestimmt gefallen.

Rezept: Papas arrugada

Kleine, junge und saubere Kartoffeln (Drillinge), deren Schale man mitessen kann
1 Tasse Salz

Kartoffeln gründlich waschen. Knapp mit Wasser bedecken. Viel Salz hinzufügen. Zum Kochen bringen. Bei offenem Topf 20 Minuten garen, dabei sollte das Wasser verdampfen. Wenn die Kartoffeln gar sind, restliches Wasser abschütten und die Kartoffeln auf der ausgeschalteten gründlich ausdämpfen lassen. Dabei verschrumpelt die Schale und es zeigt sich eine weiße Salzkruste.

Rezept: Mojo verde
Ergibt knapp ½ Liter

1 Bund Petersilie
1 Bund Koriander
1 grüne Paprikaschote
½ Tasse Olivenöl
(4 – 6) Knoblauchzehen
(2 TL) Salz
(2 TL) schwarzen gemahlenen Pfeffer
(1/2 TL) Kreuzkümmel
(2 EL) Weißweinessig

Petersilie, Koriander und grüne Paprika etwas zerkleinern und mit dem Olivenöl im Mixer oder mit dem Pürierstab zu einer Sauce aufmixen. Nach und nach zerkleinerten Knoblauch, Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel und Essig untermixen. Dabei immer wieder abschmecken, ob die Sauce nicht zu sauer, zu salzig oder zu kreuzkümmellastig wird. Ist die Sauce zu dick, mit Wasser verdünnen. Ist sie zu dünn, vorsichtig Semmelbrösel dazu geben. Zwei Stunden ziehen lassen.

Rezept: Mojo rojo
Ergibt ½ Liter

3 geputzte kleine rote Paprikaschoten
2 – 3 Tomaten (geschält und entkernt)
1/2 Tasse Olivenöl
(1/2 Tasse) Rotweinessig
(2 EL) edelsüßes Paprikapulver
(2) kleine getrocknete Chilischoten
(2 TL) Salz
(2 TL) schwarzen gemahlenen Pfeffer
(2-4) Knoblauchzehen
(1/2 TL) Kreuzkümmel
Zucker

Tomaten schalen und entkernen, Fruchtfleisch klein schneiden. Rote Paprika entkernen und klein schneiden. Mit Olivenöl im Mixer oder mit dem Pürierstab zu einer Sauce aufmixen. Nach und nach die anderen Zutaten untermixen. Dabei immer wieder abschmecken, ob die Sauce nicht zu salzig, zu sauer oder zu scharf wird. Eventuell mit etwas Zucker abschmecken. Ist die Sauce zu dick, mit Wasser verdünnen, ist sie zu dünn, Semmelbrösel untermischen. Zwei Stunden ziehen lassen.

Rezept: Gebratene Dorade

Pro Person 1 Dorade (300 g), vom Fischhändler geschuppt und ausgenommen
Pfeffer, Salz
Knoblauch
Zitronensaft
Rosmarinzweige
Mehl
Öl

Backofen auf 200 Grad vorheizen.
Dorade waschen und trockentupfen. Innen und außen mit Pfeffer und Salz würzen. Rosamrinzweige und 1-2  Knoblauchzehen in den Bauchraum stecken. Dorade in Mehl wälzen.
In einer Pfanne Öl erhitzen und die Dorade(n) schön braun braten. Fisch(e) in eine geölte Auflaufform o.ä. geben und für 30 Minuten in den auf 200 Grad vorgeheizten Ofen stellen.
Fertige Dorade(n) mit Zitronensaft beträufeln und zusammen mit den Papas arrugada und den Mojo-Saucen servieren. Dazu gibt es einen Tomatensalat.



Gestern bei Mama: Apfelrotkohl mit vegetarischer Frikadelle

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Anlass, über ein Jahr nach dem Tod von meiner Mutter noch einmal ein Rezept in der Rubrik „Gestern bei Mama“ zu posten, war gewissermaßen eine Botschaft aus dem Jenseits. Vor einigen Wochen schickte mir das Finanzamt eine Aufforderung, bis Ende September endlich die Einkommenssteuererklärung für die letzten Lebensmonate meiner Mutter in 2015 einzureichen. Eigentlich kein großes Problem, wenn man die entsprechenden Renten-Unterlagen hat. Doch die musste ich bei den Versicherungsträgern noch einfordern, was ich natürlich zu Vermeidung emotionaler Aufwühlung erst einmal verdrängte. Schließlich war es aber nicht mehr zu vermeiden. Während es bei der Deutschen Rentenversicherung auch ganz unbürokratisch und schnell klappte, machte die Knappschaft eins auf Arbeiterdenkmal und spannte mich gehörig auf die Folter. Doch einen Tag vor Ablauf der Frist erreichten mich schließlich die Unterlagen, so dass ich die Steuererklärung noch rechtzeitig ausfüllen konnte.

So in fiskalbasierte Trauerarbeit vertieft, fiel mein Blick auf den halben Rotkohl, dessen andere Hälfte am letzten Wochenende die Beilage zur löffelweich geschmorten Ochsenbacke lieferte. Mein Gemüt heiterte sich sofort wieder auf. Wie wär’s zur Ablenkung mit dem klassischen Mama-Gericht Apfelrotkohl mit Frikadellen, Salzkartoffeln und dunkler Sauce? Um aber nicht zum x-ten Mal Frikadellen zu posten, nahm ich mir vor, alles in einer vegetarischen Variante zu machen. Ums vorweg zu nehmen, das Resultat war fantastisch, aber im Endeffekt unökonomisch zeitaufwendig.

Das klassische Apfelrotkohl-Rezept (Rezept hier) auf vegetarisch umzufrisieren, war einfach. Ich brauchte das Schweinschmalz zum Andünsten nur durch gehärtetes Pflanzenfett zu ersetzen. (Was ich – pssst! – aber gar nicht tat, weil ich so ein industrielles Teufelszeug nicht im Hause hatte.)

Bei der Sauce wäre es klassische Mama-Küche gewesen, den Bratensatz der Frikadellen mit Wasser los zu kochen und darin dann ein Päckchen Dunkle Sauce von Maggi oder Knorr aufzulösen. Ich stürzte mich jedoch in das Abenteuer, eine echte Sauce auf der Basis von Karotten, Champignons und getrockneten Steinpilzen zu machen. Das Ergebnis war köstlich, raubte mir aber mehr als eine Stunde meines immer kostbarer werdenden Lebens als Hobbykoch und war letztendlich auch ziemlich teuer.

Dekonstruierter vegetarischer Burger
im Tofino mit zusätzlichem
Rindfleisch-Patty (rechts aufrecht)

Zu den vegetarischen Frikadellen inspirierte mich ein Besuch in der Edel-Burger-Bude Tofino in Essen. Da hatte ich einen vegetarischen Burger aus Roten Linsen, Quinoa und Cashewnüssen gegessen, der mich schier begeistert hatte. Dieses Patty baute ich zu Hause nach, doch statt der Cashewnüsse nahm ich Pinienkerne und Pistazien, von denen ich noch ein paar Reste hatte. Das Ergebnis war super, in der Herstellung aber auch ziemlich zeitaufwendig. Denn Linsen und Quinoa wollten erst einmal weichgekocht werden, bis sie weiterverarbeitet werden konnten. Letztendlich hatte ich dann zu wenig Quinoa, um die doch recht flüssige Frikadellenmasse zu binden, und ich musste zusätzlich noch Semmelbrösel dran tun. Sonst hätte ich keine schönen Löwenköttel formen können, sondern es wären Püfferkes geworden.

Mama hätte das wunderbare Mittagessen sicherlich gern gegessen. Aber sie hätte bestimmt gefragt: „Was ist denn das Harte in den Frikadellen?“ „Nüsse“, hätte ich geantwortet. Und sie hätte gesagt: „Nüsse? Das ist nicht richtig.“

Rezept: Vegetarische Frikadellen
Ergibt 10 kleine Frikadellen

1 Tasse Quinoa
1 Zucchini (200 g)
2 EL Pinienkerne
2 EL Pistazien ungesalzen
1 Zwiebel
1 Tasse Rote Linsen
1 TL gekörnte Gemüsebrühe
1 EL Quark
1 Ei
5 EL Pflanzenöl
Salz, Pfeffer
Paprika, scharf und geräuchertes Paprikapulver
Semmelbrösel

Quinoa mit zwei- bis dreifacher Menge Wasser gar kochen, bis alles Wasser aufgesogen bzw. verdunstet ist.
Zucchini raspeln. In Pflanzenöl in einer Pfanne ein paar Minuten dünsten. Aus der Pfanne nehmen und auf Küchenkrepp abtropfen lassen.
Zwiebel fein hacken, in Öl in der gleichen Pfanne andünsten. gewaschene Rote Linsen dazugeben, mit der doppelten Menge Wasser auffüllen. 1 TL gekörnte Gemüsebrühe dazu geben und die Linsen weich kochen. Eventuell etwas Wasser nachgießen.
Pinienkerne und Pistazien hacken. Zusammen mit den garkeochten Linsen, den gedünsteten Zucchiniraspeln und Quinoa in eine Schüssel geben und vermengen. Ei und Quark dazu geben und untermischen. Mit Pfeffer, Salz, scharfem und geräuchertem Paprika (Vorsicht!) abschmecken. Wenn die Masse zu flüssig ist, Semmelbrösel untermischen. Kleine Bällchen daraus formen und in Öl ausbraten, bis die vegetarischen Frikadellen goldbraun sind.

Rezept: Vegetarische dunkle Sauce

1 große Zwiebel
100 g Champignons
40 g getrocknete Steinpilze
Öl
Salz
1 EL gehärtetes Pflanzenfett oder Butter
1 Karotte
1 Lorbeerblatt
1-2 Nelken
1 Zweig Thymian
2 TL brauner Zucker
1 gestrichener EL Mehl
350 ml Gemüsebrühe
50 ml Rotwein
1 EL Worcestersauce
Sherryessig
Senf
Geräuchertes Paprikapulver

Getrocknete Steinpize eine halbe Stunde wässern.
Zwiebel in feine Streifen, Champignons in Scheiben schneiden. Ateinpilze ausdrücken und ggf. kleinschneiden.
Öl in einen heißen Topf geben, Zwiebel und Pilze bei kurz scharf anbraten. Hitze leicht zurück stellen, salzen und unter Rühren fünf Minuten weiter braten.
Karotte würfeln und mit gehärtetem Pflanzenfett, Lorbeerblatt, Zucker und Thymianzweig dazu geben. Unter Rühren weiter braun braten.
Mehl unterrühren bei mittlerer Hitze unter Rühren schmoren lassen, bis die Masse goldbraun ist. Mit Gemüsebrühe und Rotwein ablöschen unterrühren. Bei niedriger bis mittlerer Hitze 20 Minuten ohne Deckel köcheln lassen.
Mit Worcestersauce, Sherryessig, Senf und geräuchertem Paprikapulver abschmecken und weiter einkochen.
Sauce passieren und noch einmal aufkochen.


Westfälischer Gastronomiepreis 2016: Festliche Gala in der Rohrmeisterei in Schwerte

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Eigentlich gehört Westfalen, dieser ausgedehnte östliche Vorgarten des Ruhrgebiets, nur zu einem kleinen Teil zum Beritt des Genießers, und so hat er sich bislang um den Westfälischen Gastronomiepreis nie so recht gekümmert. Dabei ist dieser Küchen-Oscar, den das Dortmunder Westfaleninstitut gestern bereits zum 9. Mal verliehen hat, eine ganz entzückende Huldigung an die kulinarische Vielschichtigkeit dieser Region. Initiiert wurde er von Gerhard und Marcus Besler, die auch für solch schillernde Events wie das Westfalen Gourmetfestival und die Gourmetmeile Gourmedo verantwortlich sind. So freute sich der Genießer umso mehr, dass er an der Gala teilnehmen konnte.

Großes Finale mit allen Preisträgern auf
der Bühne in der Rohrmeisterei.

Je zehn Landgasthäuser und Restaurants aus Westfalen werden durch die Gäste, die Bewertungspostkarten einsenden können, ausgezeichnet; überprüft werden diese Empfehlungen dann noch einmal durch eine Jury aus Leuten vom Fach. Unter den diesjährigen Preisträgern befindet sich nur ein Lokal aus dem westfälischen Teil des Ruhrgebiets, der Ölckenthurm in Unna auf Platz 5 unter den Restaurants. Die anderen Lokale liegen in Münster-, Sauer- und Lipperland. Auf Platz 1 der Restaurants steht die Almer Schlossmühle (Brilon), auf Platz 2 der Detmolder Hof (Detmold) und auf Platz 3 das Restaurant Il Campo (Fröndenberg). Auf Platz 1 der Landgasthäuser steht Sicking‘s Wirtshaus (Südlohn), auf Platz 2 der Alte Krug Distelbruch (Detmold) und auf Platz 3 das Gasthaus Lennemühle (Schmallenberg).

Und dennoch kam der Genießer bei der gestrigen Gala auf sein Kosten. Die Köche des Menüs, das das Rückgrat der Veranstaltung bildete, kamen alle aus dem westfälischen Ruhrgebiet. Was Stefan Manier vom Gasthaus Stromberg in Waltrop, der Dortmunder Koch, Ausbilder und Produktentwickler Heiko Antoniewicz, Dirk Bangert und Marc Kampmann von der gastgebenden Rohrmeisterei in Schwerte und Günther Overkamp-Klein von der Gastronomie Overkamp in Dortmund lieferten Gänge, Amuses Bouches und Desserts, die auf der Höhe der aktuellen Kochkunst waren. Durchaus experimentell, bauten sie dennoch auf den Geschmackserwartungen der Generation Nutella auf. Während Dirk Bangert und Marc Kampmann ganz direkt eine Haselnusscrème als Sauce zum kurzgebratenen Rind servierten, setzte Heiko Antoniewicz seine Grüne Forelle auf Süßkartoffelpüree, und auch die Wildgarnelen von Stefan Manier überzeugten durch ihre pikante Süße. Der Genießer war zwar etwas irritiert, ließ sich aber nur allzu gern die geschmacklichen Schmeicheleinheiten um den Bart schmieren.

Auch die begleitenden Weine waren ausgezeichnet. Besonders gern denkt der Genießer an die wunderbare Nase des Château Guibot La Fourvieille aus St. Emilion zurück.

Eines der Häppchen vorweg:
Steinpilz | Sellerie | Rote Bete | Buchweizen
von Heiko Antoniewizc

Vorspeise:
Wildfanggarnelen | Roter Curry | Tomate | Papaya | Wasabi-Eis
von Stefan Manier

Zwischengericht:
Forelle Grün | Kastanienblütenfond | Holzkohlesenf | Süßkartoffel
von Heiko Antoniewicz

Hauptgericht:
Tafelspitz Vom Iberico-Rind | Kürbis | Haselnuss
von Dirk Bangert & Marc Kampmann

Eines der Desserts:
Mini-Eishörnchen von Günther Overkamp-Klein

Wiederbelebt: Der Ratskeller in Bochum

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Neu im Ratskeller: Thorsten Bordihn

Eigentlich suchte der Gelsenkirchener Eventmanager Thorsten Bordihn nur eine Auftrittsmöglichkeit für die Künstler, die er mit seiner Firma JB Events vermittelt. Da fand der das wunderbare Kellergewölbe im Bochumer Rathaus, das seit Anfang des Jahres mal wieder unbespielt war, als Gregor Steinebach mit seinem „Stein’s im Ratskeller“ nach drei Jahren das Handtuch geworfen hatte. Aber die romantische Location war allein nicht zu haben, und so entschloss Thorsten sich, den kompletten Gastrobetrieb als „JB im Ratskeller“ mit dem Untertitel „Restaurant, Bar, Events“ weiterzuführen.

Romantische Location für Partys und Konzerte: der Gewölbekeller

Neben den jetzt wieder regelmäßig stattfindenden Partys und Konzerten, sind für das kulinarische Angebot „Deutsche Tapas“ die Grundlage. Noch einmal spanische Küche wollte Thorsten nicht anbieten. „Ich habe mich immer gewundert, dass man zwar überall eine Currywurst als handliche kleine Portion zu essen bekommt. Aber warum nicht auch klassische deutsche Gerichte?“

Deutsche Tapas: Rouladen, Saierbraten, Salzkartoffeln

Und so umfasst die Speisekarte Schmorgerichte wie Rinderrouladen, Sauerbraten oder Gulasch, Beilagen wie Bartkartoffeln, Graupenrisotto oder Serviettenknödel und Gemüse wieSpitzkohl, Rahmwirsing oder Pastinaken in mundgerechten Portionen und zu überschaubaren Preisen zwischen 3,50 bis 5,50 Euro. Ergänzt wird das Angebot von Suppen und Salaten. „Bestellt man drei verschiedene Portionen, wird man gut satt“, erklärt Thorsten. In den nächsten Tagen bietet er auch einen Mittagstisch an, bei dem auch Gäste mit knapper Mittagspause garantiert auf ihre Kosten kommen.

Kräftig süßsauer: Sauerbraten
vor dem Bochumer Rathaus

Der Genießer konnte ein wenig an deutschen Tapas naschen und war besonders von deftigen und mürben Rouladen ganz begeistert.Auch der Sauerbraten war das, was ein Sauerbraten sein muss: kräftig süßsauer.

JB im Ratskeller, Willy-Brandt-Platz 2-6, Bochum (im Rathaus). Tel. 0234 96648622. Mi-Sa ab 17 Uhr, bald auch Mittagstisch. www. jb-im-ratskeller.de

Sonntagsessen: Reineclauden-Tarte als Nachtisch

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 Perfekt waren sie leider nicht, die Reineclauden, die mich bei einem Obst- und Gemüsehändler in der Hattinger Innenstadt neulich anlachten. Bemerken tat ich das allerdings erst zu Hause. Sie waren wohl nicht richtig gelagert worden, jedenfalls waren sie zwar reif, aber hart, und wurden auch nach mehreren Tagen nicht weich und saftig.

Reineclauden sind einen Pflaumendelikatesse.

Eigentlich sind die Reineclauden, jene grünen Pflaumen, die nach der französischen Königin (frz. reine) Claude aus dem 16. Jahrhundert benannt sind, eine wahre Delikatesse. Also entschloss ich mich, sie zu einer Tarte zu verbacken, die ich einem meiner Lieblingsrezepte für Birnentorte nachempfand. Das Ergebnis hätte etwas süßer sein können, was bei guten und vollreifen Früchten auch kein Problem gewesen wäre. Aber auch so schmeckte die Tarte, nachdem ich noch einen Klacks gesüßter Sahne auf die Stücke verteilt hatte.

Aromabringer Pflaumenbrand

Dass beim Backen und auch hinterher die Küche von einem wunderbaren Pflaumenduft erfüllt war, lag sicherlich daran, dass ich die Eier-Sahne-Crème mit einem Mini-Fläschchen Altes Pflümle von der Brennerei Scheibel parfümiert hatte, das noch im Schrank stand. Es war das letzte Überbleibsel von einem Obstbrand-Degustations-Menü im Jahr 2010, das der damals noch unbekannte Koch Dennis Rother im Restaurant des Dortmunder Fernsehturms zu den Scheibel-Produkten kreiert hatte. Heute ist er der Hauskoch vom BVB.


Rezept: Reineclauden-Tarte

175 g Mürbeteig (Rezept hier, oder Fertigteig)
400 g Reineclauden
20 g Zartbitterschokolade, gehackt
80 g Mandelsplitter oder gehackte Mandeln

Für die Eiercrème:
1 Ei
125 ml Sahne
20 ml Pflaumenbrand

Geschlagene Sahne oder Crème fraîche zum Servieren

Backofen auf 200 Grad vorheizen.
Reineclauden waschen, halbieren und entkernen.
Ei, Sahne und Pflaumenbrand miteinander verquirlen.
Tarteform mit Backpapier ausschlagen. Mit Mürbeteig auslegen, so dass es einen Rand gibt.
Gehackte Mandeln und gehackte Schokolade darauf verteilen. Reineclaudenhälften mit der Schale nach oben darauf setzen. Eiersahne darüber gießen.
Tarte bei 200 Grad in den Ofen geben und ca. 35-40 Minuten backen, bis der Teig gar und die Eiercrème gestockt und gebräunt ist.



Herbstvergnügen: Quiche Lorraine mit Ziegenkäse, Champignons und Lauch

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 Regelmäßige Leser dieses Blogs haben vielleicht bemerkt, dass ich eine Vorliebe für die Römische Nudelzubereitung alla carbonara (klick hier) habe. Klassisch wird diese Sauce aus Speck, Ei und Käse zubereitet und mit Muskat gewürzt. Die Bezeichnung „nach Köhlerart“ evoziert die Legende, dass es sich dabei um eine kalorienhaltige Mahlzeit handelt, mit der sich die Köhler in den Abruzzen, nachdem sie klafterweise Holzkohle für die Millionen von Römern gebrannt hatten, daran labten. Die Wirklichkeit ist da wohl profaner. Angeblich entstand die Sauce kurz nach dem zweiten Weltkrieg, als die Römer von amerikanischen Care-Paketen versorgt wurden, in denen viel Speck und Ei-Pulver war. Doch schon bald nahmen sie frische Eier und ersetzten den Ami-Speck durch ihre geräucherten Schweinebacken. So wurde daraus eine wahre Delikatesse, die sehr einfach zuzubereiten ist. Das einzige, worauf man achten muss, ist dass das Ei halb roh bleibt und nicht stockt. Doch weil das bei deutschen Touristen und anderen Hygienikern Aversionen hervorrufen kann, kam bald noch eine Variante mit Sahne dazu.

Nahrhafte Sache: Quiche Lorraine

Warum ich das alles erzähle? Als ich gestern nach Rezepten für Quiche Lorraine suchte, stellte ich fest, dass dieser französische Auflauf aus genau den gleichen Zutaten gemacht wird: Speck, Ei, Käse, Sahne. Der Unterschied besteht in der Teigware, die die Basis bildet. Statt Nudeln ist es ein Mürbeteig. Und durch das Backen stockt das Ei und verwandelt die Speck-Sahne in eine feste Tortenfüllung. Auch die Kohle spielt bei diesem Gericht eine große Rolle. Die Zubereitung heißt zwar nicht „nach Köhler-Art“, sondern ist nach dem französischen Steinkohle-Revier Lothringen benannt. Und die lothringischen Kumpel brauchten etwas genauso Nahrhaftes wie die latinischen Köhler (der die ausgehungerten Nachkriegs-Römer).

So bestehen also die besten Voraussetzungen, die Quiche Lorraine in die Ruhrgebietsküche zu integrieren. Der Genießer tat es, in dem er das klassische Rezept analog zu seinen Experimenten alla carbonara erweiterte. Für die Füllung nahm er einen herrlich würzigen mittelalten Ziegenkäse-Gouda, neben Muskat kamen auch noch weißer Pfeffer und zerstoßene Koriandersaat dazu. Und der Speck wurde mit ein paar Champignons und Lauchröllchen ergänzt.

Zutaten für die Füllung

Rezept: Quiche Lorraine mit Ziegenkäse, Champignons und Lauch

200 g Mürbeteig (Grundrezept hier – allerdings mit nur ½ EL Zucker, oder fertig gekauft)

150 g durchwachsener Speck
10 kleine Champignons
1 kleine Stange Lauch
1 Knoblauchzehe
150 g mittelalter Ziegen-Gouda, grob gerieben
2 Bio-Eier
250 ml Schlagsahne
weißer Pfeffer
Muskat
zerstoßene Koriandersaat
ev. Salz

Backofen auf 200 Grad vorheizen.
Tarteform mit Backpapier ausschlagen. Mürbeteig hineingeben, dass der Rand überlappt.
Speck würfeln, Champignons in Scheiben schneiden, Lauch in Röllchen schneiden, Knoblauchzehe schälen und halbieren.. Speck in einer Pfanne auslassen, Gemüse und Knoblauch darin anbraten. Zugedeckt etwa 15 Minuten sanft schmoren lassen. Knoblauch entfernen. Pfanne abkühlen lassen.
Ziegengouda reiben und mit der Sahne vermischen. Abgekühltes Speck-Gemüse dazu geben. Vorsichtig mit Muskat, weißem Pfeffer und Koriandersaat würzen. Je nachdem, wie salzig Speck und Käse sind, salzen. Alles vermischen.
Füllungnin den Teig gießen, feste Bestandteile gleichmäßig verteilen. Überstehenden Teigrand vor sichtig nach innen klappen.
35 bis 40 Minuten bei 200 Grad auf der untersten Schiene backen.



Neu erschienen: Slow Food Genussführer Deutschland 2017/18

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Küchenchef Hendrik Peek und Elsbeth Trzaska
von Slow Food Essen präsentierten den
Genussführer in der Mausefalle in Mülheim.

Im Buchhandel gibt es ihn schon seit Ende September, jetzt präsentierte das Slow Food Convivium Essen die dritte Ausgabe des Slow Food Genussführers Deutschland.

Vorbild für den Genussführer ist der Osteriaführer von Slow Food Italien, der schon so manchem Italienreisenden eine Offenbarung beschert hat. Es geht dabei nicht um Sterneküche, sondern um alltagstaugliches Essen in unprätentiösen Gasthäusern, die den Kriterien der internationalen Genießer-Bewegung genügen. Die universelle Slow-Food-Losung „Gut, sauber und fair“ muss gelten, darüber hinaus soll handwerklich gekocht werden, bei den Gerichten die regionalen Wurzeln von Rezepten und Zutaten gepflegt werden und die Lokale möglichst Familienbetriebe sein.

Erstellt wird der Genussführer ehrenamtlich von den Mitgliedern der örtlichen Convivien, die sich dabei um Amateure, sprich „Liebhaber“, im besten Sinne des Wortes erweisen. Ihre Unabhängigkeit (und Leidenschaft für die Sache) beweisen sie dadurch, dass sie die Testessen aus eigener Tasche bezahlen und somit der regionalen Gastronomie einen schönen Umsatz und dem Oekom-Verlag einen kompetent erstellten, aber honorar- und unkostenfreien Content bescheren. Die ersten beiden Ausgaben haben sich jeweils 35.000 Mal verkauft. Die Slow-Food-Zugehörigkeit ist dabei sicherlich ein Garant für Verantwortung. Shitstorms sind im Genussführer nicht zu erwarten, weil Lokale, die beim Testen die Erwartungen nicht erfüllen, erst gar nicht aufgenommen werden.

Ein Problem ist jedoch, dass nicht alle Slow-Food-Mitglieder bereit sind, dieses finanzielle Engagement einzugehen. Unter den vier Ruhrgebiets-Convivien (Bochum, Dortmund, Duisburg und Essen) sind die Essener dabei am eifrigsten. Dort testen an die 25 Mitglieder, und die Genussführer-Beauftragte Elsbeth Trzaska berichtete, dass man z.B. für den Testbesuch im Gasthaus Stemberg in Velbert gleich in Kompanie-Stärke mit 13 Mann (bzw. Frau) anrückte. Im Genussführer taucht es unverständlicherweise nicht auf, da es doch alle Kriterien ideal erfüllt. Und durch seine Bekanntheit würde es den Slow-Food-Gedanken gerade im Ruhrgebiet nur fördern.

Insgesamt stehen gerade einmal sechs Restaurants aus dem Ruhrgebiet im Slow Food Genussführer, bei 502 Adressen aus ganz Deutschland und 35 in NRW einmal mehr ein Zeichen dafür, dass das Ruhrgebiet Slow-Food-Diaspora ist. Ein Wunder ist das in einer Region, die sich die Currywurst zu ihrem kulinarischen Symbol erwählt hat und die Pommesbude für den Hort gutbürgerlicher Küche hält, nicht. Aber es liegt sicherlich auch daran, dass der Genussführer ehrenamtlich erstellt wird und die Mitglieder die Region bei allem Enthusiasmus nur lückenhaft erschließen können.

Attraktion der Mausefalle ist ein eigener
Kräutergarten vor der Tür.

Die Präsentation des Genussführers fand in der Mausefalle in der Mülheimer Altstadt statt, eine Slow-Food-Entdeckung. Die mehrstöckige Traditionskneipe in einem verwinkelten Fachwerkhaus aus dem 16 Jahrhundert steht seit drei Jahren unter neuer Leitung. Küchenchef Hendrik Peek, der bei Erika Bergheim auf Schloss Hugenpoet sein Handwerk lernte, hat die überkommene Kneipenspeisenkarte behutsam in Richtung anspruchsvoller und saisonaler Regionalküche verändert. Die Slowfoodies wurden auf ihn aufmerksam, weil er an einem Hang unterhalb der Petri-Kirche gegenüber einen eigenen Kräutergarten angelegt hat und so wichtige Zutaten für seine Küche jetzt mitten in Mülheim zieht.

Hier die fünf Genussführer-Restaurants im Ruhrgebiet: Restaurant Altes Casino (Dinslaken), Lecker Werden (Essen), Rôtiserie du Sommelier (Essen), Schnitzlers Restaurant und Catering (Essen), Restaurant Mausefalle (Mülheim)und Landgasthof Auf dem Brink (Sprockhövel).

Slow Food Genussführer Deutschland 1017/18. 608 Seiten. 24,95 Euro. Oekom Verlag.


Herbstvergnügen: Tarte Tatin „Surprise“ nach Yotam Ottolenghi

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Vor zwei, drei Jahren war Yotam Ottolenghi Kult unter den Kochbloggern. Der Londoner Sternekoch israelischer Abstammung zauberte betörende Geschmacksbilder auf den Teller, ndem er in seinen vegetarischen Gerichten die mediterrane Sonnenküche der Levante mit asiatischen und mitteleuropäischen Einflüssen sowie der aufwendigen Raffinesse der Sterneküche verband. Damals bot der Genießer an der VHS Herne einen Kochkurs mit Rezepten nach Ottolenghi an, der auch ausverkauft war. Doch auf die Frage, ob sie wüssten wer das ist, antworteten die Teilnehmerinnen nur: „Nö.“ So ist das im mittleren Ruhrgebiet.

 Zutaten: Kirschtomaten, Kartoffeln, Blätterteig,
Ziegengouda, Oregano. Nicht im Bild: Butterkaramell.

Schön gestürzt: Tarte Tatin "Surprise"

 Ein Favorit war damals die Tarte Tatin „Surprise“, ein wahrhaft köstliches Beispiel der Ottolenghi-Küche. Die Tarte Tatin ist bekanntlich eine Torte mit karamellisierten Äpfeln, bei der beim Backen der Teig auf den Früchten liegt und die nach Fertigstellung gestürzt wird, so dass er unten den Boden bildet. Dieses Prinzip übernimmt Ottolenghi für sein Gericht. Seine Tarte besteht – neben Blätterteig - aber aus Kartoffeln, Kirschtomaten, Zwiebeln und Ziegengouda, die mit Oregano und Butterkaramell gewürzt werden.

 Nachdem in eine mit Backpapier ausgeschlagene Tarteform
die vorbereiteten Zutaten geschichtet wurden,
wird das Ganze mit Ziegengouda und Blätterteig zugedeckt.

Aufwendig wird das Ganze, weil aus allen Zutäten erst einmal jene Süße herausgekitzelt wird, die die Tarte so pikant macht. Nicht nur, dass die Kartoffeln vorgekocht werden. Die Kirschtomaten werden, schön halbiert, erst einmal für eine dreiviertel Stunde im Ofen getrocknet und die Zwiebeln natürlich vorgedünstet. Und der Butterkaramell muss auch hergestellt werden, was zwar nicht schwer ist, aber die volle Aufmerksamkeit verlangt, damit er nicht zu dunkel wird oder gar anbrennt.

Zweiter Versuch: Tartestück "fotogen"

Gestern endlich kam ich dazu, die Tarte Tatin „Surprise“ auch einmal zu Hause für mich zuzubereiten. Neben dem wunderbaren Geschmack erlebte ich nach dem Stürzen aber auch ein zweite „Surprise“. Da ich eine etwas kleinere Version als die im Rezept vorgesehene zubereiten wollte, reduzierte ich den Karamellanteil. Dabei vergaß ich, dass die Karamelldecke durchaus auch für die Stabilität der Tarte gebraucht wird, weil es keinerlei Bindung z.B. durch gestocktes Ei gibt. So purzelten die Tomaten und Kartoffeln lustig vom Teig, als ich das erste Stück auf den Teller setzen wollte – zumal durch die Fotografiererei auf dem Herbstbalkon die Tarte schon soweit abgekühlt war, dass der Ziegengouda unzerteilbare Fäden zog wie weiland der Fonduekäse in „Asterix bei den Schweizern“ und die Auflage des Tortenrestes mit sich riss. Erst das zweite Stück war dann fotogen genug, um in aller Schönheit zu überzeugen. Das hatten die Teilnehmerinnen im Kochkurs damals weitaus besser hingekriegt.

 So schön gelang im Kochkurs die Tarte Tatin "Surprise".
Als Garnitur: Crème fraiche.

 Der erste Versuch auf dem Herbstbalkon.

Um zum Rezept für die Tarte Tatin „Surprise“ nach Yotam Ottolenghi zu gelangen, bitte hier klicken.


„Essen geht aus“ und „Dortmund geht aus 2017“ erschienen

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Der Genießer fand es etwas irritierend, dass es drei Wochen dauerte, bis nach den ersten stolzen Facebook-Postings einiger Restaurants über ihr gutes Abschneiden im neuen „Essen geht aus“ der Restaurantführer auch endlich im Zeitschriftenhandel erhältlich war. Sinnigerweise war das dann genau der Zeitpunkt, an dem das Schwesterblatt „Dortmund geht aus“ in der Westfalenmetropole erstmals präsentiert wurde, nämlich gestern – ob es jetzt ebenfalls so lange dauert, bis endlich der Leser auch dieses Heft kaufen kann?

Beide Hefte setzen die redaktionellen Änderungen fort, die sich schon mit dem Erscheinen des diesjährigen „Duisburg geht aus“ im Frühjahr angedeutet haben. Die Titelbildgestaltung wurde überarbeitet und so sehen die Hefte jetzt wesentlich eleganter aus als früher. Wichtiger ist aber, dass das Konzept der Top Tens vollkommen überarbeitet wurde. Gab es früher eine Reihenfolge der zehn (manchmal auch weniger) besten Restaurants einer bestimmten Kategorie, so haben jetzt nur noch die ersten drei Plätze eine wertende Bedeutung. Die restlichen sieben Läden werden nur noch alphabetisch aufgeführt.

Wer dieser Veränderung auf den Grund gehen möchte, der sollte einen Blick ins Impressum der Hefte werfen. War da früher eine Mitarbeiterschar von bis zu 30 Autoren aufgeführt, so findet man heute nur noch eine Redaktion von einem Chef plus drei weiteren Redakteuren. Auch sind die Restaurantkritiken nicht mehr namentlich gekennzeichnet. Wie es scheint, haben jene Einsparungen, die in den letzten Jahren jedes Printmedium durchmachen musste, nun auch die „Geht aus“-Hefte erreicht.

Der Erstellung der Top Tens hätte das eigentlich gut tun können, schließlich muss nun nicht mehr aus der heterogenen Meinungsvielfalt der vielen verschiedenen Tester eine Reihenfolge destilliert werden. Aber ist vielleicht die Reduktion auf nur drei Spitzenreiter ein Eingeständnis, dass die reduzierte Redaktion sich mit der Erarbeitung von belastbaren Wertungen doch überfordert fühlt?

Doch auch, wenn bei den „Geht aus“-Heften jetzt Schmalhans Küchenmeister ist, man sieht es den Heften nicht an. Lesespaß und Gebrauchswert sind so hoch wie eh und je, und für die Städte, in denen sie erscheinen, sind sie nach wie vor ein großer Gewinn. Wo wird schließlich sonst noch die lokale Gastronomie-Szene so umfangreich und kompetent dokumentiert und dieser wichtige Teil des sozialen Lebens so liebevoll dargestellt?

In ein paar Wochen wird noch „Bochum geht aus“ erscheinen. Der Genießer hofft, bis dahin wird auch das Dortmund-Heft im Zeitschriftenhandel sein. Wer auf dem neusten Stand sein will, kann sich auf der Webseite des Überblick-Verlags informieren. Klick hier.

Niederrheinisches Muschel- und Backfischfest im Duisburger Innenhafen

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Miesmuscheln im Innenhafen

Ich weiß auch nicht, welches Teufelchen den Genießer ritt, als er dachte, dass er beim Besuch des Muschel- und Backfischfests im Duisburger Innenhafen irgendwelche kulinarische Erweckungserlebnisse haben könnte. Etwa, dass es rund um die Miesmuschel, die als „Auster des kleinen Mannes“ eine Art winterliches Nationalgericht in den Bergmannskneipen des Ruhrgebiets ist, weitere internationale Muschelspezialiäten geben würde, echte Austern vielleicht, Jakobsmuscheln, Pfahlmuscheln oder Vongole.

Der Duisburger Shanty-Chor singt "Wir lagen vor Madagaskar".

Dass am frühen Nachmittag nicht der Bär steppen würde, war klar. Den Zeitpunkt hatte ich gewählt, weil ich noch genügend Licht für ein stimmungsvolles Herbstfoto „Muscheln im Innehafen“ vorfinden wollte. Dass ich mich dann aber statt auf einem maritimen Streetfood-Markt in einer Art Oktoberfestzelt wiederfand, mit gerade einmal vier kleinen Backfisch-, Matjes-, Räucherfisch- und Fischbrötchenständen, einem Getränke- und einem Muschelstand, enttäuschte mich dann aber doch. Irgendwie war das Kirmes ohne Kirmes. Sicher, bei den Witterungsverhältnissen war ein Dach über dem Kopf angemessen, aber vom chicen Duisburger Innenhafen sah man nichts, nur Zeltleinwand. Immerhin sang auf der Bühne der Duisburger Shanty-Chor „Wir lagen vor Madagaskar“, weitere Shanty-Chöre aus den Niederlanden waren avisiert.

Lecker Muschel auf rheinishce Art

Am Muschelstand gab es 1 Gericht, Muscheln nach rheinischer Art. Den Preis von 13,50 Euro pro Portion fand ich happig. Aber als ich die Tellerorgie sah, die man gegen zusätzlichen Pfand bekam, wusste ich wenigstens, warum es so teuer war. Ich bekam einen großen Suppenteller mit Muscheln gefüllt, darüber einen zweiten Suppenteller a) zum Warmhalten beim Tragen zum Sitzplatz und b) zur Aufnahme der ausgegessenen Muschelschalen gestülpt, und darauf stand wiederum ein kleinerer Teller mit drei Kniften gebuttertem Schwarzbrot, Löffel, Serviette und Reinigungstuch. Das musste schließlich alles gespült werden.

Kibbeling

Also trug ich mein Päckchen erst einmal vor das Zelt, machte mein Foto, ging wieder hinein und verzehrte meine Muscheln. Die waren recht lecker, die Gemüse-Julienne würzig, der Weißweinsud ordentlich gepfeffert. Weil ich anschließend aber noch Hunger hatte, genehmigte ich mir noch einen Portion Kibbeling, holländische in Teig ausgebackene Kabeljau-Bällchen für 5,50 Euro. Dann suchte ich das Weite.

Das Niederrheinische Muschel- und Backfischfest geht noch bis zum 23. Oktober 2017. Duisburg, Johannes-Corputius-Platz. Innenhafen, am Kultur- und Stadthistorischen Museum.

 Räucherfisch gabs zum Mitnehmen.


Räucherfisch und Rauchverbot


Genussbereit auf Facebook 9

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TV-Reklame von Aldi. Klick hier
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Steak vom Bison mit Kartoffel-Wedges von der Laura

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 Selbst geschossen: Verwackeltes Traumfoto von Bisons in Texas

Seit meiner ersten Lektüre der Winnetou-Bücher im zarten Alter von sechs Jahren gehört der Bison zu den Tieren, die sich unauslöschlich in den Landschaften meiner Träume angesiedelt haben. Ob der gute alte Karl May die Hauptnahrungsquelle der Prärie-Indianer richtig beschrieben hat, sei einmal dahingestellt, doch mit seiner vehementen Verurteilung der Ausrottung dieser wilder Büffel hat er doch eine wesentliche Grundlage für das ökologische Bewusstsein seiner Leser, also auch meines, getan.

 Verwischte Erinnerungen: Bisons in Texas

Ein Bild von einem Cowboy

Gesehen habe ich die ersten Bisons mit vierzig, und zwar bei einer von der Karl-May-Gesellschaft organisierten Reise in das Land, wo Winnetou nie war. Auf Einladung der Texas Tech University in Lubbock, Texas, ging es in die echten Jagdgründe der Apatschen. Ein Ausflug führte uns in das Wild-West-Heritage-Center Creekwood Ranch in der Nähe von Amarillo, wo wir auf mit Maultieren bespannte chuckwagons verstaut und ein wenig in die Prärie hinaus kutschiert wurden. Nach einer Weile trieben uns ein paar handsome cowboys eine kleine Herde Bisons entgegen. Die friedfertigen Tiere glotzten uns zutraulich an und ließen sich sogar den Kopf streicheln. Leider hatte ich aus heute unerfindlichen Gründen die Belichtungszeit an meiner Kamera verstellt, so dass die Bison-Bilder alle verwackelt sind – ein Fehler, den ich in jenen vordigitalen Zeiten erst bemerkte, als ich Wochen später den entwickelten Film wieder bekam. Rückschauend wirken diese Bison-Fotos aber wie wunderbare Traumbilder aus einer anderen Welt.

Gegessen wurde damals kein Bison; auf unsere Fleischkosten kamen wir aber doch mit den wunderbaren Steaks der quasi wild aufwachsenden texanischen Rindern. Das seltsamste, was ich damals aß, waren Klapperschlange, deren in Teig ausgebackenen Stücke wie die Fischprodukte beim Chinaman wirkten, und Bull Fries, Stierhoden, die einigen kräftigen Rindergeschmack hatten. Irritierend war die Beilage, French Fries, weil mit diesem Begriff der Amerikaner nicht die Franzosenhoden, sondern Pommes frites bezeichnet.

Auch schon Erinnerung:
Bison-Bratwurst in der Bergmann-Brauerei

Das erste Mal gegessen habe ich Bison seinerzeit in der Schote in Essen, noch bevor der TV-Koch Nelson Müller das kleine Lokal in Essen-Rüttenscheid übernahm. Es war ein Filetsteak, von dem ich schier begeistert war. Später gab es dann noch auf verschiedenen Presseterminen Bison, etwa als die Westfalenhallen versuchten, im Dortmunder Fernsehturm ein Gourmetrestaurant zu etablieren, was aber letztendlich vergeblich war. Zu einer anderen Gelegenheit in der Bergmann-Brauerei servierte Dennis Rother damals sogar Bison-Bratwurst (klick hier).

In Witten gekauft: Bison-Steaks aus dem Westerwald

So war ich richtig begeistert, als ich jetzt mitbekam, das Mirco Wohlfahrt von der Metzgerei Emil Kern im Wittener Hammertal bei einer Bisonzucht im Westerwald ein Tier gekauft hatte. Ich ließ mir gleich zwei Steaks und ein Bratenstück reserverien; über meine Abenteuer mit der Bisonleber habe ich schon berichtet (klick hier und klick hier). Das Fleisch ließ Mirco in seinem Reifeschrank noch vier Wochen abhängen.

Nur mit Fleur de Sel und etwas Pfeffer gewürzt

Ich holte meine Portion dann bereits eingeschweißt ab. Als ich die Steaks auspackte, wunderte ich mich aber doch, dass sie so viel Flüssigkeit verloren hatten. Um den typischen, leicht metallischen Bisongeschmack zu bewahren, briet ich das Fleisch unmariniert so wie es war scharf an und gab es noch ein Viertelstündchen in den Ofen. Zum Verzehr bestreute ich es nur mit Fleur des Sel und etwas Pfeffer, und das reichte geschmacklich auch. Dennoch reichte dieses Steak, das aus dem Nacken geschnitten war, bei weitem nicht an das Filet seinerzeit in der Schote heran. Obwohl innen noch rosa, war es ziemlich fest und bedurfte intensiver Kauarbeit. Für die zweite Hälfte des Steaks gönnte ich mir noch eine Chili-Balsamico-Reduktion des Gelsenkirchener Saucenmeisters Francesco Risoli zum Fleisch, eine zwar nicht notwendige, aber trotzdem äußerst schmackhafte Ergänzung.

Kartoffelwedges von der Laura

Als Beilage gab es Kartoffelwedges. Die Kartoffeln dafür fand ich bei der Biobäuerein Vera Gebauer, die ihren Laden gleich neben der Metzgerei Emil Kern hat. Die wortgewaltige Gemüsespezialisten empfahl mir die rotschalige Sorte Laura, und die Wedges wurden ein Gedicht. In Spalten geschnitten und in kräftig gesalzenem Olivenöl gewendet, wurden die Kartoffeln eine halbe Stunde im Ofen gebacken. Dann verfeinerte ich sie noch mit einem Hauch geräuchertem Paprikapulver und frischgemahlenem Pfeffer.

Bisonsteak mit Chili-Balsamico Reduktion



Edles zu Edlem: Bison in Barolo, schwarze Nüsse und das Geheimnis der Gnocchi aus der Eierharfe

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Neben Leber (klick hier und hier) und Steaks (klick hier) kaufte ich auch ein Stück Bratenfleisch, als es letzten Monat in der Metzgerei Emil Kern im Wittener Hammertal (klick hier) deutschen Bison vom Sonnenhof im Westerwald gab (klick hier). Metzger Mirco Wohlfahrt hatte das Fleisch noch vier Wochen lang in seinem Reifeschrank abhängen lassen, und so versprach der Batzen einen optimalen Genuss.

600 g Bisonbraten

Allerdings hatte ich mit den gleich behandelten Steaks die Erfahrung gemacht, dass sie neben dem fantastischen Geschmack eine etwas die Kaumuskulatur strapazierende Konsistenz aufwiesen. Das wollte ich beim Braten umgehen. Ein Standardrezept für Bisonbraten, das ich im Internet fand, behandelte das Bratenstück genauso wie ein Steak: nach dem Anbraten so lange in den Ofen, bis es eine Kerntemperatur von 64 Grad hat. So wollte ich es denn doch nicht machen, sondern ich entschied mich, das Fleisch zu schmoren.

Die Weine

Edles zu Edlem war da die Devise, und so plünderte ich meine Barolo-Vorräte im Keller. Trinken wollte ich dazu einen 15 Jahre alten Barolo „Serralunga d’Alba“ von Fontanafredda, Jg. 2001; zum Einlegen sollte aber ein nur halb so teurer „Nebbiolo Langhe der Familie Marrone von 2012 reichen, deren Weingut immerhin seinen Sitz in der Barolo-Gemeinde La Morra hat. Um es vorweg zu nehmen: Der Nebbiolo überzeugte durch einen fast fruchtigen Schmelz und wäre auch ein wunderbarer Trinkbegleiter gewesen. Der Barolo stand trotz seines Alters noch voll in der Kraft, doch dominierten eine kräftige Säure und körnige Tannine die eigentlich erwarteten herbstlichen Barolo-Aromen.



Zwei Tage eingelegt.

Doch zurück zum Fleisch. Die Zubereitung war zwar etwas zeitaufwendig, aber ziemlich einfach. Ich gab den Braten mit in Stücke geschnittenen Möhren, Stangensellerie und Zwiebeln sowie 2 TL Pfefferkörnern, 1 TL Pimentkörner, 3 Nelken, 2 Lorbeerblättern, 1 Zimtstange und Thymianzweigen in eine Schüssel, goss ihn mit dem Nebbiolo auf, bis er bedeckt war und stellte das ganz dann zwei Tage in den Kühlschrank. Dann holte ich ihn aus der Marinade heraus, tupfte ihn sorgfältig trocken, salzte und pfefferte ordentlich und briet ihn in einem Bratentopf scharf an. Dann nahm ich ihn heraus und briet die Marinadengemüse, die ich mit den Schaumlöffel aus der Flüssigkeit fischte, ebenfalls scharf an, bis alle Flüssigkeit verdampft war. Dann goss ich eine kleine Kelle Marinade darüber, ließ sie ebenfalls verdampfen und wiederholte das noch einmal. Auf das so präparierte Gemüse legte ich das angebratene Fleisch und goss es mit dem Rest der vorher erhitzten Marinade auf, bis es so gut wie bedeckt war. In das Fleisch pflanzte ich ein Bratenthermometer und stellte alles in den Ofen, wo ich es bei 120 Grad schmoren ließ, bis der Braten eine Kerntemperatur von knapp 70 Grad hatte. Das dauerte bei dem ca. 600 Gramm schweren Stück Bisonfleisch etwa anderthalb Stunden. Dann nahm ich es aus dem Sud, wickelte es in Alufolie und legte es zum Ruhen in en abgestellten und etwas abgekühlten Ofen.

Dann bereitete ich Sauce zu. Dazu nahm ich einige Kellen von dem Bratensud ab, süßte in mit dem Sud der als Beilage vorgesehenen schwarzen Nüsse und kochte alles um die Hälfte ein. Schließlich schmeckte ich die Sauce mit Salz, Pfeffer und Zucker ab und band sie mit ein wenig Mehlbutter.

 Schwarze Nüsse von Tina Foodina

Womit wir zu den Beilagen kommen. Im Frühjahr hatte ich auf dem Schwarzmarkt in Köln bei Tina Foodina ein Glas mit meinen Strozzapreti alla puttanesca gegen ein Glas schwarze Nüsse getauscht (klick hier). Ob Tina mit dem Tausch glücklich war, weiß ich nicht. Von ihren Nüssen war ich jedenfalls begeistert. Um sie zuzubereiten, hatte sie die grünen Walnüsse, die der Frühjahrssturm Ela zu Pfingsten 2015 von den Walnussbäumen im Bergischen Land geschüttelt hatte, samt noch weicher Schale gekocht in eine aromatiserte Zuckerlosung eingelegt. Dort reiften sie jetzt anderthalb Jahre vor sich hin, wurden ganz schwarz und weich und eigneten sich ganz hervorragend als Beilage für meinen Bison in Barolo.

Gnocchi aus der Eierharfe

Die zweite Beilage waren Gnocchi aus der Eierharfe. Was das ist? Den Teig bereitete ich aus zwei faustgroßen Laura-Kartoffeln zu, die ich in der Schale kochte, pellte und zerstampfte. Als der Stampf etwas ausgekühlt war, gab ich ein Ei dazu und knetete daraus einen Teig, dem ich Mehl und ein wenig Instant-Polenta hinzufügte, bis er nicht mehr klebte. Gewürzt wurde er tüchtig mit Muskat, gemahlenem Koriandersamen, weißem Pfeffer und etwas Salz. Und jetzt kam die Eierharfe ins Spiel. Aus dem Teig formte ich kleine Kugeln, die ich in den unteren Teil eines Eierschneiders drückte. Nachdem ich sie vorsichtig wieder herausgeholt hatte, drehte ich sie um und hatte wunderbar geriffelte Gnocchi. Die wurden kurz in kochendem Salzwasser gegart, bis sie an die Oberfläche kamen. Zum Servieren briet ich sie dann noch mal in Butter an.



Herbstvergnügen in altrosa

Mittlerweile hatte der Bisonbraten genügend geruht. Ich schnitt ihn an und fand, dass er mit seiner altrosa Färbung fantastisch aussah. Dafür, dass Bison als Wildfleisch kaum intramuskuläres Fett hat, war er überraschend saftig und hatte einen fantastischen Geschmack. Nur das Kauen des Fleisches war – wie bei den Bisonsteaks – recht strapaziös. Hätte ich ihn bei niedrigerer Temperatur länger garen sollen? Aber er sollte schließlich rechtzeitig fertig werden, damit ich fürs Fotografieren noch genügend stimmungsvolles Licht auf dem Balkon hatte. Es wird jetzt ja immer früher dunkel.


Aber immerhin: Der Bisonbraten passte somit prima zu dem ebenfalls anstrengenden Barolo.



Ein Jahr Vinothek Eppendorf in Wattenscheid

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Marco schenkt ein

Wenn man Wein + Eppendorf googelt, landet man zwar immer noch zuerst in dem gleichnamigen Hamburger Nobelstadtteil. Aber seit November vorigen Jahres arbeitet Marco Mansutti daran, dass sich das ändert und auch Wattenscheid in den Focus rückt. Dazu macht der Unermüdliche seine Stammkundschaft mit italienischer Küche glücklich, bietet exklusive Weinmenüs an und kämpft mit dem ausdauernden Baustellenunwesen vor der Haustür des schmucken Fachwerkhauses in der Finkenstraße.

Große Weine im alten Fachwerk

In Hinblick auf das bevorstehende einjährige Jubiläum der Vinothek Eppenorf bewirtete Marco gestern eine exklusive Mini-Runde meinungsbildender Feinschmecker aus der Region. Bei den Schmankerln zeigte er, was als Koch in ihm steckt. Dazu gab es natürlich vorzügliche Weine. Unter anderem wurde getestet, ob sich das friulanische Weingut Livon für die Präsentation bei einem ein Winzer-Menü eignet.


Gemüsesüppchen mit Käseeinlage

Geräucherter Scarmoza mit Speck
und den letzten Pfifferlingen des Jahres

Aromastarker Silvaner vom Zehnthof in Franken

Fischsuppe nach Art des Hauses mit Rouille

 Pulpo im Burratabett

Zander auf Rote-Bete-Risotto mit Kokos-Schaum

Betörender Barbera d‘Alba von Gianpiero Marrone.
Die Familie Marrone wird langsam zu den
Lieblingswinzern des Genießers im Piemont.

Lammkoteletts auf Mini-Ratatouille
mit Kartoffel-Stampf

Ziemlich schwerer Malvasia von Livon
mit weihnachtlichem Touch

Cassata aus der Familien-Eisdiele San Marco
in der Bochumer City 

 Vinothek Eppendorf, Bochum-Wattenscheid. Alle Infos hier.



Kulinarische Aussichten bei der Eröffnung des Musikzentrums Bochum: Reibekuchen statt Currywurst

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Einen schöneren Tag hätte man sich für das Volksfest zur Eröffnung des Bochumer Musikzentrums gar nicht wünschen können. Drei Gastronomen von Bochum kulinarisch – Tucholsky, Vitrine und Haus Kemnade – hatten eine kleine, überdachte Gourmetmeile vor der noch zartrosa schimmernden Fassade des Anneliese Brost Musikforums aufgebaut, und parallel dazu standen die Leute Schlange, um in das durch die zum Foyer umgebaute Marienkirche ins Allerheiligste des Gebäude-Ensembles zu gelangen, den großen Konzertsaal – so, als wäre es die Kuppel des Berliner Reichstags. Mehr als 2000 Leute durften auf einmal nicht hinein.


Es wäre wohl falsch anzunehmen, dass es mit der Aufwertung des ViktoriaQuartiers durch das Musikzentrum auch eine Revolution in der Bochumer Gastroszene geben würde und sich jetzt hier hochwertige Fine Dining Restaurants ansiedelten. Zur frisch ist noch das grandios-dubiose Scheitern des Steakhauses Viktor, das im letzten Jahr vergeblich versuchte, sich schon im Vorfeld der Eröffnung als extravagante Adresse zu positionieren. Aber keine Angst, verhungern wird niemand, der ein Konzert im neuen Haus besucht. Dafür sorgt das Bermudadreieck gegenüber, dass mit einem umfangreichen Angebot an solider Kneipenkost aufwartet und die Versorgung der Musikzentrumsbesucher garantieren soll.

Darüber hinaus zeigt die Entwicklung rund um die Musentempel in der näheren und weiteren Umgebung, dass im Ruhrgebiet Kultur nicht unbedingt auch Ess-Kultur bedeutet. Bemerkenswert ist da sicherlich, dass das einen Steinwurf vom Musikzentrum entfernte Foyer der Bochumer Kammerspiele als Theater-Restaurant genutzt wird, früher unter dem Namen Speisekammer, heute als Tana’s. Doch als der Genießer vor über 35 Jahren nach Bochum kam, gab es in fußläufiger Nähe zum Schauspielhaus drei Restaurants, die zu den guten Adressen der Stadt gehörten. Alt Nürnberg und Bänksken sind längst Geschichte, und das immer noch existente Rimini fällt einem heute nur noch auf, weil man dran vorbei muss, wenn man ins Orlando will. Gut gehalten hat sich nur die nicht ganz so alte Aubergine, die aber weniger wie eine Theater-Zuschauer-Kantine wirkt, sondern als Ehrenfelder Stadtteil-Adresse.

Blickt man nach Dortmund, so muss man sagen, dass das Konzerthaus, das vor etwa 15 Jahren in das problembehaftete Brückstraßen-Viertel gepflanzt wurden, die billige Dönerbuden-Kultur der Umgebung auch nicht wirklich verändert hat. Das zeigt z. B. die Auflistung der „10 besten Restaurants in der Nähe des Konzerthauses“, die man bei Google findet. Sicher, heute gibt es da auch eine Menge mäßiger Burger-Läden, der mittlerweile alteingesessene Szene-Laden Chill’R ist da bemerkenswert. Und nicht zu vergessen ist, dass im Konzerthaus selbst das Stravinsky angestrengt für gehobene Gastro-Atmosphäre sorgt.

Die Stadt Essen hat sicherlich die älteste und imposanteste Musentempellandschaft im Ruhrgebiet. Doch als 1988 das Aalto Theater im Südviertel eröffnet wurde und 2004 daneben die Philharmonie im umgebauten Saalbau, waren solche Gastro-Institutionen wie La Grappa oder das Sheraton Hotel schon längst vorhanden. Halten konnten sich in der Nachbarschaft ebenfalls der bemerkenswerte Chinese Jade und auf der Huyssenallee der Edel-Türke Tablo. Die alteingesessene Pizzeria Gallo aber gab sich im Größenwahn der jungen Generation selbst den Todesstoß, und das Wallberg in den Räumlichkeiten der Philharmonie entwickelte sich im Lauf der Zeit zum Trauerspiel. Wer heute im Parkhaus von Aalto und Philharmonie parkt, muss gut zu Fuß sein, wenn er hungrig ist, und mindestens bis zum Beginn der Rüttenscheider Straße wandern.


So wundert es nicht, dass es im Bochumer Musikzentrum kein eigenes Restaurant gibt und man sich auf Synergien mit der gastronomischen Nachbarschaft im Bermudadreieck verlässt. Aber vielleicht stellt ja bald das Bratwursthäuschen aus dem Bermudadreieck einen chicen Currywurst-Truck vor das Musikzentrum, um das gastronomische Bochumer Markenzeichen anzubieten. Schließlich gehört es in Wien ja auch zum guten Ton, nach dem Besuch von Oper oder Burgtheater im Pelzmantel ein Burenheidl am Würstlstand zu verzehren. Das Problem ist nur, dass in Bochum keiner im Pelzmantel ins Konzert geht.

(A propos Currywurst und Markenzeichen: Der Genießer konnte aus wohlunterrichteten Kreisen erfahren, dass man an gewissen Stellen schon an der Etablierung der Münchner Weißwurst in Bochum arbeitet.)

Das Volksfest zur Eröffnung des Musikzentrums geht noch bis zum 30. Oktober.

Gestern bei Mama revisited: Gelackter Schweinebauch mit herbstlich geröstetem Wirsing

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Gestern wäre Mama 100 Jahre alt geworden. Grund genug, mal wieder eines ihrer Lieblingsgerichte einer Revision zu unterziehen. Wirsing aß sie besonders gern, und gekochter Schweinebauch war für sie eine Delikatesse. In meiner Rezepte-Rubrik „Gestern bei Mama“ kommt beides ja auch häufig genug vor. Bei der Zubereitung durfte ich aber nicht allzu sehr experimentieren, denn dann hieß es gnadenlos: „Das ist nicht richtig.“ Besonders, wenn etwas zu „hart“, sprich knusprig war, mochte sie es nicht, und wenn ein Gewürz dran war, das sie nicht kannte. Und davon gab es viele.

 Schweinebauch vor...

...und nach dem Garen im Römertopf.

So konnte ich jetzt etwas improvisieren, dass ich am besten „Gelackter Schweinebauch mit herbstlich geröstetem Wirsing“ nennen möchte. Eigentlich wollte ich den Schweinebauch zu Feier des Tages sous vide zubereiten, so wie Arthurs Tochter es in einem Post so inspirierend beschreibt. Doch das scheiterte an der damit verbundenen Logistik – ich bekam es einfach nicht auf die Reihe, mir die dafür rechtzeitig die notwendigen Gerätschaften wie Sous-Vide-Bad und Vakuumiergerät auszuleihen. Also versuchte ich es klassisch mit dem nicht unähnlichen Römertopf. Ich gab den gesalzenen Schweinebauch mit Kardamom, Sternanis und etwas Bier in das gut gewässerte Tongefäß, tat den Deckel drauf und versiegelte es mit einem Wasser-Mehl-Teig, so dass keine Luft und kein Aroma entweichen konnten. Dann kam alles für zweieinhalb Stunden bei 160 Grad in den Ofen und wurde wunderbar zart und weich, selbst die Schwarte. Das Fett war ausgetreten und verwandelte sich beim Abkühlen in ein schmackhaftes Schmalz, dass ich zum Braten des Gemüses verwendete.

Leckerer Lack: Honig, Teriyakisauce und Bier

Dick eingekocht...

...und dann aufs Fleisch geschmiert.

Für den Lack, mit dem ich den fertig gegarten Schweinebauch bestreichen wollte, nahm u.a. ein seltsames Bier, das ich vor längerer Zeit einmal als Pröbchen bekommen hatte. „Preußen Weiße“ stand dem historisierenden Etikett mit Pickelhaube, und darunter stand in schönster neudeutscher Brewerie-Sprech „Spiced Weißbier: Featuring Sugar Beet Syrup, Ginger and Juniper“. Ich fand Zuckerrübensaft, Ingwer und Wacholder könnten dem Schweinebauch nicht schaden. Also mischte ich 100 ml von diesem Bier mit 100 ml Teriyakisauce und 2 EL Honig und kochte alles langsam ein, bis ein dickflüssiger, nach Lakritze duftender Sirup entstand. Damit wurden Stücke vom fertig gegarten Schweinebauch eingepinselt und unter dem Grill noch einmal aufgeknuspert.

Herbstliche Gemüse

Als Beilage dazu variierte ich den guten alten Schlodderkappes, in dem ich den Wirsing mit herbstlichen Gemüsen ergänzte. Ich blanchierte klein gewürfelte Kartoffeln, bunte Möhren, Petersilienwurzel und geschälte Maronen für 12 Minuten in Salzwasser, goss alles ab und ließ das Gemüse dann etwas trocknen. Dann briet ich es in etwas Schmalz an, bis die Kartoffeln schön braun wurden. Ich nahm das Gemüse aus der Pfanne briet darin den fein gehobelten Wirsing, gehackten Ingwer und Zwiebelringe an und würzte alles vorsichtig mit Koriandersamen und Kreuzkümmel. Zum Garnieren kam noch Koriandergrün dazu.

Ich fand’s ziemlich lecker und leicht, vermisste noch nicht einmal eine sämige Sauce. Mama hätte der krachende Lack sicherlich nicht überzeugt. Was hätte sie wohl dazu gesagt? Genau.

Gut im Lack: Schweinebauch

 Herbst auf dem Teller.


Westfälische Brotzeit: Pumpernickelverkostung bei Slow Food Bochum

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Pumpernickel-Verkostung: Konzentration ist angesagt.

Der Termin war Zufall. Am Tag nach der denkwürdigen US-Wahl trafen sich gestern 13 Slowfoodies des CV Bochum in Katrin Manzkes Manufaktur „im Glas“ in Bochum-Dahlhausen zu einer westfälischen Brotzeit, die dem Pumpernickel gewidmet war. Gleichzeitig sollten bei einer Blindverkostung die Unterschiede von handwerklich und industriell hergestelltem Pumpernickel herausgeschmeckt werden. Dabei zeigte es sich, dass es auch bei kulinarischen Dingen unberechenbar ist, wenn man "dem Volk aufs Mauls" schaut.


 Entree zum fröhlichen Schmaus:
Pumpernickel-Türmchen mit westflischem Bierkäse,
Strammer Max vom Wachtelei und Preiselbeer-Leberwurst-Praline

Schinken und Rauchfleisch von der
Metzgerei Burchardt in Essen-Kupferdreh

 Westfälische Käsespezialitäten von der Molkerei Söbbeke,
gekauft bei Karsten Buhr im Bio-Markt Bochum

Harzer-Käse-Spezialitäten

Homemade Matjessalat, Rezept hier

 Bier aus Gelsenkirchen

Homemade Pumpernickelparfait
mit Sauerkirschen und Sahne

Doch bevor es zum fröhlichen Schmaus um die Schwarzbrotspezialität, Käse und Schinken aus Westfalen, hausgemachtem Heringssalat und Pumpernickelparfait sowie Gelsenkirchener Bier ging, wurde hart gearbeitet. In der Blindverkostung wurden Pumpernickel von sechs verschiedenen Herstellern getestet. Zwar liegen die Produkte von Marktführer Mestemacher und anderer Großbäckereien in jedem Supermarkt, doch „der Verbrauch von Pumpernickel geht immer weiter zurück“, bemerkte Gunter Enking von der Traditionsbäckerei Enking’s Mühle in Emsbüren Slow Food Bochum gegenüber. So bemüht sich Slow Food Münster auch, Pumpernickel in die „Arche des Geschmacks“ aufnehmen zu lassen, die sich der Förderung aussterbender Lebensmittel widmet.

Nach den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches besteht Pumpernickel ausschließlich aus Roggenbackschrot und/oder Roggenvollkornschrot. Die vollen Körner werden warmem Wasser aufgequollen, damit sie backfähig werden. Wird Pumpernickel aus Vollkornschrot hergestellt, so stammt die zugesetzte Säuremenge zu mindestens zwei Dritteln aus Sauerteig. Die Backzeit in geschlossenen Backformen muss mindestens 16 Stunden betragen. Durch die lange Backzeit entsteht das typische karamellartige bittersüße Aroma.

Häufig kommen aber noch weitere Zutaten hinzu, die das Backergebnis gefälliger machen: Salz und Zuckerrübensirup für den Geschmack oder Zuckercouleur für die Farbe.

Die vorbereiteten Verkostungsteller

Verkostet wurden von Slow Food Bochum die Produkte von drei handwerklich arbeiteten Betrieben, zwei industriellen Großbäckereien und ein Bio-Pumpernickel. Vier der Probanden backen ihr Pumpernickel nach dem ursprünglichen Rezept, zwei geben zusätzliche Zutaten hinzu: der Marktführer Mestemacher und der handwerkliche arbeitende Betrieb Haverland.

Holtermann, handwerklich arbeitender Familienbetrieb in Seppenrade: Roggenvollkornschrot, Wasser und Salz, sonst nichts. 16 Stunden backt das Brot bei von 190 auf 130 Grad fallenden Temperaturen.

Enking (handwerklich arbeitender Familienbetrieb in Emsbüren): Wir stellen unser Brot frei von jeglichen Zusätzen aus täglich frisch in unserer eigenen Mühle geschrotetem Roggen und Wasser her.

Haverland (handwerklich arbeitender Betrieb in Soest, gehört heute der Kuchenmeister GmbH in Werl). Neben Roggenvollkornschrot und Wasser werden auch Zuckerrübensirup, Salz, Gerstenmalzextrakt und Roggenmehl eingesetzt.

Prünte (industrielle Großbäckerei in Gelsenkirchen): Roggenschrot, Wasser, Salz und Hefe. Mindestens 20 Stunden wird er in speziellen Dampfbackkammern unter niedrigen Temperaturen um die 100°C gebacken, oder vielmehr „dampfgegart“.

Mestemacher (industrielle Großbäckerei in Gütersloh): Roggenvollkornschrot, Wasser, Rübensirup, Salz, Malzextrakt (Gerste), Hefe.

Davert (Bio-Vertrieb in Ascheberg): Roggenvollkornschrot, Wasser, Meersalz.

Bei der Verkostung wussten die Verkoster nicht, um welches Produkt es sich jeweils handelte. Als Bewertungs-Kriterien wurden ihnen Farbe, Körnung, Konsistenz, Duft, Geschmack vorgeschlagen. Nach der Verkostung aller Brote vergaben sie vergleichend pro Brot 1 bis 6 Punkte, wobei die 6 Punkte für das Pumpernickel stand, das ihnen am besten schmeckte. Anschließend wurden die Punkte zusammengezählt, so dass das Brot mit der höchsten Punktzahl als das „beste“ war.

Das Ergebnis war gewissermaßen ernüchternd. Die dem Slow-Food-Gedanken am nächsten stehenden handwerklich in Familienbetrieben, nach traditionellem Rezept gebackenen, eher herben und trockeneren Pumpernickel belegten die letzten Plätze, während der gefällig aufgepeppte, süßlich-saftige Marktführer Mestemacher auch hier den ersten Platz belegte. Platz 2 teilten sich bei gleicher Punktzahl Prünte und Davert.

Hier die Auswertung:

1. Mestemacher, 54 Punkte
2. Prünte, 46 Punkte
2. Davert, 46 Punkte
4. Haverland, 44 Punkte
5. Holtermann, 43 Punkte
6. Enking, 38 Punkte

Weitere Foto-Impressionen  auf Facebook.


Genießers Kochkurs: Herbstküche mit Kürbis, Apfel und Birne

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Hokkaido-Kürbis: Foto aus dem Archiv

Bereits letzten Montag fand der Kochkurs „Herbstküche mit Kürbis, Apfel und Birne“ in der VHS Herne statt. Der Genießer war für einen verhinderten Kollegen als Kursleiter eingesprungen und stand nun vor der Herausforderung, Gerichte für ein Menü mit den im Titel genannten Zutaten zusammenzustellen. Besonders hilfreich war dabei die Internetseite der Zeitschrift „Essen und Trinken“ und die österreichische Website 55PLUS-magazin.net.

Die Rezepte kamen bei den 14 Teilnehmern ausnehmend gut an, denen überhaupt ein großes Lob auszuprechen ist. Mühelos realisierten sie immerhin 8 Gerichte in ausreichenden Mengen, und es blieb noch genügend Zeit fürs gemeinsame Essen und gemütliche Plaudern.

Dass es allen so gut schmeckte, lag sicherlich an den Kürbissen, die der Genießer bei der Gemüsehändlerin Vera Gebauer in Witten (klick hier) besorgt hatte. Die Bio-Bäuerin baut die Kürbisse u.a. selbst an, und entsprechend ausgezeichnet war auch die Qualität. Verarbeitet wurden neben Hokkaido-, Butternut- und Muscat-de-Provence-Kürbisse auch Willamsbirnen und Granny-Smith-Äpfel aus anderen Quellen.

Leider konnte der Genießer diesmal nicht fotografieren. So beschränkt sie Dokumentation des Kochkurses auf die Links zu den Rezepten.

Vorspeisen:
Apfel-Muskatkürbis Wan Tan (Quelle: 55PLUS-magazin): Klick hier
Apfel-Ziegenkäse-Tarte (Quelle: Finnweh): Klick hier

Suppen
Kürbissuppe mit Äpfeln und Maronen (Quelle: Essen und Trinken): Klick hier
Kürbis-Rosenkohl-Eintopf (Quelle: Essen und Trinken): Klick hier

Hauptgänge:
Kürbis und Hähnchen vom Blech (Quelle: Essen und Trinken): Klick hier
Kürbisschnitzel (Quelle: 55PLUS-magazin): Klick hier
Kürbis-Kartoffelsalat (Quelle: Essen und Trinken): Klick hier

Desserts:
Süßer Kürbis mit Schmand (Quelle: Essen und Trinken): Klick hier
Birnen-Schokoladen-Tarte (Quelle: Genussbereit): Klick hier

„Bochum geht aus 2017“ erschienen

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Nach den Ausgaben für Duisburg, Essen und Dortmund wurde gestern der Restaurantführer „Bochum geht aus 2017“ präsentiert. Ort der Party war Röders Landhaus, das neue Lokal des Golfclubs in Bochum-Stiepel. Uwe Röder, der neue Patron in der traditionsreichen Adresse „Im Mailand“, wurde für die Bereitstellung der chicen Location damit belohnt, dass er als feuriger Coverboy auf dem Titelbild des Heftes für Auflage sorgen darf.

Mit „Bochum geht aus 2017“ ist die inhaltliche Neukonzeptionierung der Aus-Gehhilfen aus dem Überblick-Verlag abgeschlossen. Die klein gewordene Redaktion verzichtet auf ausgiebige Rankings, sondern weist pro Kategorie nur noch die ihrer Meinung drei besten Lokale aus, der Rest wird dann alphabetisch aufgezählt. Auch die Texte wurden gestrafft und beschränken sich nur noch auf das Wesentliche, geben in ihrer Gesamtheit aber nach wie vor den umfangreichsten Überblick über die Gastroszene Bochums und Umgebung. Dabei wird wieder einmal deutlich, wie wichtig für die Gastronomie des mittleren Ruhrgebiets der Ennepe-Ruhr-Kreis ist.

Nett geworden ist der Einstieg ins Heft mit seinen Meldungen und Reportagen. Besonders gelungen ist die Fotostrecke mit den Musikern der Bochumer Symphoniker im Bermudadreieck, die die Eröffnung des neuen Musikzentrums feiert. Und natürlich die kleine Reportage des Genießers, in der er die Käse-Sommelieren Karla Helmcke und Lisa Heyn des Gastro-Großhandels Niggemann porträtiert.

Im Porträt: Die Käse-Sommelièren von Niggemann

Zur Feier des Heftes gab es natürlich auch etwas zu essen. Sechs Gastronomen präsentierten ihre Produkte im novemberlichen Halbdunkel der Party-Location, was ihnen einen besonderen optischen Reiz gab.

Thunfisch im Pistazienmantel mit Papayasalsa
Martin Schläfke, Krans im Katzenstein, Hattingen

Kartoffel-Mousseline (schaumige Suppe) mit Wintertrüffel und angebratenem Tartar vom dry aged Angus Rind
Uwe Röder, Röders Landhaus, Bochum

Schreiners Grünkohl mit heimischer Hirschbratwurst, Portweinbiren, anbei als Begleiter Moritz Fiege Charakter Pilsbock
Andreas Schreiner, Schreiner’s, Bochum

Schaufelstück vom Heritage-Rind sous-vide gegart, Erbsenpüree, Safranmais, Sojagel, Affilla Kresse
Engelhardt/Müller, Kochmomente, Bochum

Herbst-Dessert im Glas, Beerenrumtopf, Maroneneis, Zwetschgencrumble, Tonkabohnenschaum
Gemeinsames Dessert

„Bochum geht aus 2017“ gibt es für 8,90 Euro demnächst im guten Zeitschriftenhandel oder auf den Internetseiten des Überblick-Verlags (klick hier).

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